Familie
Ich hab dich nicht vergessen

Beim Besuch des Grabes eines lieben Verstorbenen können Kinder gerne etwas Selbstgebasteltes oder eine Zeichnung mitnehmen. | Foto: iStock/patat
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  • Beim Besuch des Grabes eines lieben Verstorbenen können Kinder gerne etwas Selbstgebasteltes oder eine Zeichnung mitnehmen.
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Erinnerungen geben Verstorbenen einen Platz in unserem Herzen.

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, fühlt es sich an, als würde unsere Welt stehen bleiben. Das Leben ändert sich schlagartig und bringt unzählige Aufgaben, aber auch Fragen mit sich. „Wie erkläre ich es meinem Kind?“ ist eine davon.

Kinder sind neugierig: Wo ist der Opa jetzt? Warum weinen alle? Hat er jetzt keine Schmerzen mehr? Ist er im Himmel bei Gott? Es ist gut, gemeinsam Antworten zu suchen: mit Zeit, Geduld und vielleicht einem Kinderbuch.

Unsere Verbindung zu den Menschen, die uns am Herzen liegen, endet nicht abrupt mit dem Tod. Auch darüber hinaus bleiben wir mit ihnen verbunden. Selbst wenn sie nicht mehr mitten unter uns sind, so sind sie für uns Wegbegleiter, die tief in unserem Herzen verwurzelt sind. Gemeinsames Erinnern, Erzählen und der Grabbesuch an Allerseelen geben den Verstorbenen einen festen Platz in unserem Leben. Und die Liebe, die wir im Leben von ihnen geschenkt bekommen haben, bleibt auch über den Tod bestehen.

Allerheiligen und Allerseelen erinnern uns daran, dass viele Menschen schon vor uns den Weg zu Gott gegangen sind und wir in der Hoffnung leben, dass es für uns alle einen Ort der Geborgenheit bei Gott geben wird.
Immer wenn die Sterne am Himmel leuchten, such’ ich mir den schönsten aus und wink ihm zu. Denn ich bin mir ganz sicher, genau dort oben bist du!

„Allerheiligen Allerseelen“
aus: Familien feiern Feste – 32 Impulskarten.
Erhältlich im Familienreferat, 0316/8041-297

Du bist nicht mehr da – aber im Herzen. Mach mit!

• Wir unterhalten uns über alle Menschen aus unserem Umkreis, die gestorben sind, und überlegen dabei: Was hat diesen Menschen besonders gemacht? Welche lustigen Erinnerungen haben wir? Welche besonderen Momente verbinden uns?
• Wir verzieren gemeinsam eine Kerze und stellen diese ins Fenster oder ans Grab eines geliebten Menschen.
• Um unserer Verstorbenen auch während des Jahres zu gedenken, suchen wir einen besonderen Tag im Jahr (z. B. Geburtstag) eines lieben Menschen, der uns schon verlassen hat, aus und besuchen das Grab. Im Anschluss tauschen wir Erinnerungen aus und freuen uns, dass wir mit dem Verstorbenen/der Verstorbenen gemeinsame Zeit erleben durften.

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Aus Krisen gestärkt hervorgehen
Elisabeth Lukas, 15,50 Euro
Butzon&Bercker

Oftmals finden Menschen nicht mehr aus Krisen heraus, weil sie in ihrer Lebenssituation keinen Sinn mehr sehen. Dabei hat jeder von uns im Ganzen des Lebens eine einzigartige Aufgabe – auch und gerade wenn er vom Schicksal gebeutelt ist. Anhand einprägsamer Symbolgeschichten und Fallbeispiele zeigt Elisabeth Lukas, wie die Klärung des je eigenen Lebenssinns nicht nur Motor zur psychischen Gesundung werden, sondern auch helfen kann, seelischen Erkrankungen vorzubeugen.

BUCHTIPP

Totenwache

Der Wecker piept, ich wache auf. Ich liege auf dem schmalen, aufgeklappten Reisebett. Mein Blick geht zu meinem Vater, an dessen Bettende ich geschlafen habe. Papa. Mein Papa. Geliebter Papa. Ich schlage die Decke zur Seite, setze mich auf und betrachte ihn. Die Kristalllampen beleuchten sein Gesicht, ein warmes Licht auf seiner weißen Haut, die wie Porzellan wirkt. Markant ist sein Gesicht, so wie es sein ganzes Leben war, nur in den letzten Monaten seines Sterbens ist es weich und feminin geworden. Jetzt zeigen sich seine klaren Konturen wieder, jetzt, da mein Vater tot ist.

Die Jochbeine sind deutlich zu sehen, die Augen geschlossen in den Höhlen, seine große Nase, der geöffnete Mund. Die Dreiecksform seines Gesichts, Yvonne hat mich am letzten Tag vor seinem Tod darauf hingewiesen, wie von der Stirn zum Kinn sich der Schädel zeigt, weil die Gesichtsmuskeln erschlaffen. „Er wird gehen“, hat sie gesagt. Nun erkenne ich, was sie meinte. Mein Vater ist in ein Leinentuch gehüllt. Um seinen Kopf herum haben Angela, die Bestatterin meines Vaters, und ich es aufgebauscht. Geborgen ruht sein Kopf darin …
Ich berühre sein Gesicht, seine Hände. Es fällt mir ganz leicht, es ist natürlich, wie all die Jahre zuvor auch. Er ist kalt, er ist immer noch mein Papa.

„Du bist gestorben“, sage ich. „Du warst ein so guter Vater“, sage ich. „Weißt du noch, wie wir über die Wiese gegangen sind, zu dem Strauch, wo die Schlehen wachsen, die du mir zeigen wolltest?“ …
Ich berühre meinen Vater an der Stirn, streichle seine Wangen. „Du fehlst mir jetzt schon“, sage ich …

Drei Tage lang hält Maren Wurster für ihren Vater Totenwache. Was sie dabei fühlt, sieht und denkt, schreibt sie auf. – Totenwache. Eine Erfahrung, 20,50 Euro, Leykamverlag.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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