Corona-Erkrankung überstanden
Ein neues Leben

Mit Covid-19 lag Gabriele Niederl, Pastoralassistentin in Pension, zu Ostern 2020 auf der Intensivstation. Wie sie ihre Krankheit erlebt und sich wieder ins Leben zurückgekämpft hat, erzählt sie uns anlässlich des Welttags der Kranken. | Foto: iStock/sudok1
  • Mit Covid-19 lag Gabriele Niederl, Pastoralassistentin in Pension, zu Ostern 2020 auf der Intensivstation. Wie sie ihre Krankheit erlebt und sich wieder ins Leben zurückgekämpft hat, erzählt sie uns anlässlich des Welttags der Kranken.
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Schwer erkrankt an Covid-19, durchlebte Gabriele Niederl in der Osterzeit 2020 auf der Intensivstation liegend ihr persönliches Ostern. Die pensionierte Pastoralassistentin erzählt:

Das Jahr 2020, und da vor allem das Osterfest, war für mich etwas sehr Besonderes. Ich habe es im wahrsten Sinn des Wortes durchlebt und durchlitten.
Schon vor dem Palmsonntag kam ich mit einer schweren Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus. In der Karwoche verschlechterte sich mein Zustand Tag für Tag. Die Entzündungswerte stiegen trotz starker Antibiotika. Am Freitag kollabierte ich vor Schwäche immer wieder. Am Abend starb im Nebenzimmer eine Patientin. Es war Karfreitag!

Am Karsamstag ließ mich und meine Familie die Aussage der Ärzte, „wir wissen nicht, ob Sie es schaffen“, verzweifeln. Auf der Isolationsstation von allem abgeschnitten, stärkten mich die aufbauenden Worte und schönen Bilder, die mir Freunde und Familie über WhatsApp jeden Tag schickten. Ein großer Lichtblick war auch der Besuch des Krankenhausseelsorgers.
Während ich schon sehr schwach auf der Intensivstation lag, organisierten am Ostersonntag Freunde einen virtuellen Gebetskreis. Das Wissen um das Dasein von Menschen, die mir nahestehen, trug mich durch diese schwere Zeit. In meinem Studium hatte ich gelernt, dass einer der stärksten Resilienz- beziehungsweise Schutzfaktoren ein funktionierendes soziales Beziehungsnetz ist – und das konnte ich jetzt selbst erleben.

Aber: Nach der Zeit der Schmerzen und der Trauer durfte ich auch Auferstehung feiern. Am Ostermontag brachte der Arzt die Frohbotschaft, dass meine Entzündungswerte das erste Mal stabil seien. Da wusste ich, ich schaffe es! Das gesungene Halleluja, das mir ein Freund schickte, brachte mich innerlich zum Jubeln und äußerlich zum Weinen vor Erschöpfung und Erleichterung.

Ende April durfte ich das Krankenhaus nach fast vier Wochen verlassen. Ich hatte zehn Kilo abgenommen, und meine Muskeln und meine Kraft waren weg. Meine Lunge war noch lange Zeit geschädigt, und jede Anstrengung brachte mich außer Atem und zum Husten. Tag für Tag kämpfte ich mich zurück. Jedes neue Ziel, das ich erreichte, war mit einem großen Glücksgefühl verbunden: der erste kleine Spaziergang, wieder in einem See schwimmen, im Herbst auf eine Alm gehen zu können und vieles mehr.

Ein neues Leben wurde mir geschenkt. Seitdem bin ich jeden Tag dankbar für alles, was ich darin mit allen Sinnen wahrnehmen darf. Auch für Kleinigkeiten: die Sonne, die Natur mit ihren Blumen, Bäumen, Tieren und dem Wasser, gute Musik und ein gutes Buch. Das Pflegen von Freundschaften und der Kontakte in der Familie sind mir noch wichtiger als vor der Krankheit.

Die Fastenzeit und die Osterwoche dieses Jahres sind nicht mehr weit weg. Ostern und die Liturgie an diesen Tagen waren für mich schon immer sehr wichtig. Nach dem, was im Vorjahr geschehen ist, weiß ich, dass das Mitfeiern von Leid, Tod und Auferstehung heuer einen ganz besonderen, von eigenem Erleben geprägten Stellenwert haben wird.

Gabriele Niederl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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