Renaissance in Pfarren
Das Schönste für Nikolaus-Darsteller: strahlende Kinderaugen

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Am 6. Dezember feiert die Kirche das Fest des heiligen Nikolaus von Myra, der zu den populärsten Heiligen zählt – gerade unter Kindern und Familien. Die Katholische Jungschar und der Katholische Familienverband der Diözese verweisen bei Nikolaus-Besuchen darauf, dass sich die Lehre geändert hat: „Früher kam der Darsteller oft mit einer Drohbotschaft, jetzt steht die Frohbotschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen und vom Teilen im Zentrum“, so Peter Pitzinger, neugewählter Vorsitzender des diözesanen Familienverbandes. Ein Nikolaus-Büchlein kann per Mail beim St. Pöltner Kath. Familienverband bestellt werden: info-noe@familie.at.

Das Fest des heiligen Nikolaus ist ein wunderbarer Anlass, um an den Schutzpatron der Kinder zu erinnern. Die Katholische Jungschar ruft zum Nikolaustag das Bild eines menschenfreundlichen Beschützers, der sich besonders für Kinder einsetzt, ins Bewusst­sein. Damit wird lebendiges Brauchtum erhalten.

In fast allen Pfarren kommen Darsteller in die Haushalte, in den Kindergarten oder zu Gottesdiensten. „Kirche bunt“ hat mit einigen gesprochen. Eines sei vorweggenommen: Alle betonen die Freude über das Strahlen in den Kinderaugen!

Eine seiner besten Erinnerungen – neben den leuchtenden Augen der Kinder – ist ein Foto, erzählt der 40-jährige Thomas Bayer aus der Pfarre Japons: „Rund um mich sind 25 Kinder gestanden, ich war in der Mitte als Nikolaus – und ich hielt ein Baby in den Armen, das war wirklich schön!“ Der große Reiz sei für ihn die Freude der jungen Leute.

Bart ab September

Zu den erfahrensten Nikolaus-Darstellern zählt Eduard Riedl aus der Pfarre Maria Anzbach. „Ich rede zuerst mit den Kindern über den heiligen Nikolaus. Sie freuen sich wenn sie den Bischofsstab halten dürfen“, erzählt der 75-Jährige. Vor längerer Zeit war er auch im Pflegeheim St. Louise und hatte keine Handschuhe an. Als er einer Bewohnerin die Hand gab, sagte sie: „Aber Herr Bischof, Sie tragen ja einen Ehering.” „Die Pfarrhaushälterin macht immer einen Lebkuchen mit einem Bild vom Nikolaus, den ich dann an die Hausbewohner und Mitarbeiter verteile.“ Herr Riedl berichtet weiters: „Ich bin ein gütiger Nikolaus, kein ,erziehender’ Nikolaus. Mit einem Krampus war ich noch nie unterwegs, den lehne ich ab.“ Ab Ende September lässt sich Riedl den Bart wachsen: „Das ist der Nikolaus mit dem echten Bart, sagt dann Pfarrer Wilhelm Schuh zu den Kindern.“

Zu den Nikolaus-„Profis“ zählt auch Wolfgang Schädl aus Traisen. Heuer ist der 56-Jährige zum bereits 40. Mal unterwegs und besucht Kindergärten, Schule, Pfarre und Haushalte. Die Faszination für die Kinder sowie für ihn selbst sei gleich geblieben, so Schädl. Früher habe er getadelt, das mache er jetzt nicht mehr. Berührt und erschüttert habe ihn einmal der Besuch bei der Familie eines Bekannten. Ein Kind hatte Leukämie und es fiel ihm schwer, damit umzugehen, weil er nichts von der Krankheit wusste. Aber er dürfte es gut gemacht haben: „Als Dank für meinen Auftritt fiel mir die Mutter anschließend um den Hals!“

Seit 42 Jahren Nikolaus

Noch mehr „Dienstjahre“ hat Biobauer Stephan Teix aus Asperhofen geleistet: Seit seinem 16. Lebensjahr wirkt der mittlerweile 58-Jährige als Darsteller. Und dennoch gibt es nach 42 Jahren noch immer das „Kribbeln“ beim Anziehen. Rund 600 Kinder erreicht er mit seinen Auftritten jährlich. Da es so viele wurden, gestaltet er seit einigen Jahren Feiern auf seinem Hof. Je nach gesellschaftlicher Situation spricht er über Herausforderungen. Heuer will er angesichts des Ukraine-Krieges und anderer Krisen die Botschaft des Miteinanders verbreiten. „Ruck ma alle z’samm“, appelliert er. Bei seinen ehrenamtlichen Hausbesuchen ist er immer gefasst, über schwierige Themen zu sprechen, die für Kinder belastend sind – und diese kommen gar nicht so selten vor.

Auch etliche Priester sind Nikolause. Przemyslaw Kocjan ist in seinen vier Pfarren Weissenkirchen in der Wachau, Weinzierl am Walde, St. Johann und Wösendorf unterwegs. Er gibt schmunzelnd eine Anekdote wieder: Alle Kinder im Kindergarten lernen jenes Gedicht, in dem die Passage „und ziehst die schweren Stiefel aus“ vorkommt: „Es war lustig, wie die Blicke aller Kinder an dieser Stelle zu meinen Schuhen hinunterwanderten.“ Tue man Gutes, bringe man viel Freude. Besonders sei das im Vorjahr gelungen, als Pfarrer Kocjan Geschenke des Ritterordens St. Michael für zwei Kinder mit Behinderung vorbeigebracht habe.

Der 32-jährige Thomas Binder aus der Pfarre Gmünd-Neustadt ist seit acht Jahren unterwegs, „damit dieses schöne Brauchtum nicht ausstirbt, man den Kindern ein Leuchten in ihre Augen zaubert und die Botschaft des Heiligen zu Jung und Alt kommt“. „Mein beeindruckendstes Erlebnis ist, dass man auch bei Begegnungen mit Erwachsenen so viele Selfies machen muss wie sonst das ganze Jahr nicht“, lacht Binder.

Auch Frauen unterwegs

Die Nikolaus-Tradition ist eher eine Männer-Domäne. Aber auch Frauen sind unterwegs, um die Frohbotschaft zu verkünden. Ein Beispiel: „Kirche bunt“-Chefredakteurin war Sonja Planitzer in ihrer Jugend eine Darstellerin. Auch Gertraude Kloiber hat schöne Erfahrungen damit. Sie war Minis­trantin in Oberhöflein und ging dort drei Jahre als Nikolaus, für sie sei es eine große Ehre gewesen. Die Kinder hätten immer große und dankbare Augen gehabt, wenn sie etwas aus dem Sack rausnehmen durften.

Renaissance in den Pfarren

Diakon Josef Muhr organisiert Niko­lausfeiern für Kinder in St. Peter und Weistrach mit. Fünfmal lehrte Muhr für die Kath. Männerbewegung bei der diözesanen Nikolausschulung. Er sagt erfreut: „Der Nikolaus erlebt eine Renaissance in den Pfarren, in fast allen Kirchen finden Feiern statt, die qualitativ meist sehr hochwertig sind!“ Es werde nicht mehr getadelt, mit dem Krampus gedroht oder Schwächen des Kindes angesprochen; vielmehr würden positive Fähigkeiten der Kleinen gewürdigt und „das Kind steht im Mittelpunkt“. Muhr begrüßt es, wenn bei Hausbesuchen Gebete gesprochen werden und „ein Segen für Kind und Haus dagelassen wird“. Nikolaus-Darsteller sollten die Liebe des Heiligen zu den Kindern und dessen Wohltätigkeit vermitteln. W. Zarl

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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