"Kirche bunt" fragte in unseren Klöstern nach
Wie "Profis" Weihnachten feiern

Die Melker Benediktiner in Weihnachtsstimmung. | Foto: Stift Melk, Kobler
  • Die Melker Benediktiner in Weihnachtsstimmung.
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Gleich vorweg, weil das so viele Menschen fragen: Ja, auch wir feiern Weihnachten!“, so Pater Pius Nemes vom Benediktinerstift Göttweig. „Wir haben sämtliche Arbeiten wie das Schmücken der vielen Christbäume oder den Krippen-Aufbau am 23. Dezember abgeschlossen. Der 24. Dezember dient dann der inneren persönlichen Einstimmung auf das Fest.“ Der Tag beginnt um 6 Uhr mit dem gemeinsamen Morgengebet und der Heiligen Messe. Nach dem Mittagsgebet und einem einfachen Mittagessen bereiten sich die Priester auf die Christmetten vor, denn die meisten sind in den umliegenden Pfarren im Einsatz. Am Abend singt die Klostergemeinschaft das Abendgebet in der Stiftskirche, gefolgt vom Krippengang, an dem auch Mitbrüder aus den umliegenden Pfarren sowie kranke Mönche und einige Angestellte des Klosters teilnehmen. „Wir versammeln uns um den Christbaum in unserem Speisesaal, um Weihnachten zu feiern. Es flackern nur die Kerzen, sonst ist es ganz dunkel“, so Pater Pius. Abt Columban Luser hält eine Ansprache, das Weihnachtsevangelium wird gelesen und es wird gesungen.

Es ist üblich, dass Abt Columban Luser seinen Mitbrüdern allen das Gleiche schenkt, dazu eine Karte mit persönlichen Worten. Zu essen gibt es meist Fisch. Im Stift zelebriert Abt Columban um 22 Uhr die Christmette. Das eigentliche Fest der Gemeinschaft ist der 27. Dezember, wenn alle 34 Göttweiger Mönche ins Kloster kommen, um zusammen Weihnachten zu feiern. In den darauffolgenden Tagen besuchen die Benediktiner dann ihre Familienangehörigen.

Buch und Kekse für die Mönche

Um 17 Uhr läuten die Glocken der Stiftsbasilika Lilienfeld das Weihnachtsfest ein. Danach beginnt die gemeinsame Vesper (lateinisch gesungen). Nach einem guten gemeinsamen Abendessen, bei dem es Brathuhn gibt, wird die Bescherung gehalten, erzählt Abt Pius Maurer. Dabei werden Weihnachtslieder gesungen, der Abt liest das Weihnachtsevangelium und hält eine kurze Ansprache. Weiters werden Geschenke – ein Buch und Kekse – an jeden Mitbruder ausgeteilt, verrät der Zisterzienser-Obere. Danach gibt es noch ein gemütliches Beisammensein der Mitbrüder. Ab 21.30 Uhr werden in der mystisch erleuchteten Basilika von einem kleinen Chor Weihnachtslieder gesungen. Um 22 Uhr wird die Christmette gefeiert.

In der Weihnachtsnacht gegründet

Weihnachten ist natürlich auch im Kloster der Dienerinnen der Immaculata in Gerersdorf ein großes Fest. Dazu gehören der Christbaum und die Krippe, die am Heiligen Abend schön geschmückt in der Kapelle aufgestellt werden. Krippendarstellungen werden in mehreren Räumen plaziert und mit viel Liebe dekoriert. Das hat seinen Grund: „Der Anfang unserer Ordensgründung liegt in der Weihnachtsnacht 1597, als der heilige Petrus Forerius den ersten Schwestern predigte“, heißt es aus dem Kloster. „Betrachtet das göttliche Kind in der Krippe, seine Armut, seine Demut … Dort lernt ihr das Fundament eures Ordens …“ Die Schwestern empfehlen: „Stellen Sie zu Hause eine Krippe auf oder besuchen Sie die Krippe in der Kirche. Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie das göttliche Kind in der Krippe an: der große Gott – in der Krippe so klein. Ihm dürfen Sie alle Sorgen, Nöte und Ängste übergeben.“

Am Heiligen Abend gibt es in der Gemeinschaft eine besinnliche Feier, bei der das Weihnachtsevangelium, Texte und eine Erzählung vorgetragen werden und die Schwestern gemeinsam singen und musizieren. Und danach erfreuen sie sich an einem köstlichen Abendessen, bei dem auch die selbst gebackenen Kekse nicht fehlen. „Und wenn Sie fragen, ob es bei uns zu Weihnachten auch Geschenke gibt, dann heißt die Antwort: ja. Weihnachten ist das Fest der Liebe Gottes, für das jede Schwester vorab dem Christkind einen Wunschzettel schreiben darf, und der Wunsch dann sicherlich in Erfüllung geht“, berichten die Dienerinnen der Immaculata.

Nur den Anzünder nicht vergessen ...

Täglich trifft sich die Gemeinschaft von Stift Melk zum Abendgebet um 18 Uhr – so auch am 24. Dezember. In der weihnachtlich geschmückten Kirche wird die erste Vesper vom Hochfest der Geburt Christi gesungen. Danach werden im Babenberger-Zimmer die Kerzen am Christbaum entzündet. P. Alois lächelt: „Fast jedes Jahr vergessen wir, den Anzünder von der Kirche mitzunehmen. Nur mit diesem können die obersten Kerzen erreicht werden!“ Sobald alle da sind, wird „Es ist ein Ros entsprungen“ gesungen, dann verkündet ein Mitbruder die Frohe Botschaft über die Geburt des Heilands und Abt Georg Wilfinger hält die Weihnachtsansprache. Das Lied „Stille Nacht“ beendet die Feier – mit einem Glas Sekt wird auf den Geburtstag angestoßen.

Traditionell werden dann eine kalte Jause und Weihnachtskekse aus der Backstube der Stiftsküche gegessen. Selbstverständlich gibt es eine Bescherung – jeder Mitbruder konnte sich ein Buch wünschen, das dann festlich verpackt überreicht wird. Vor der Stiftsmette bleibt den Konventmitgliedern noch individuell Zeit – für ruhige Augenblicke oder Weihnachtsgrüße an Familie und Freunde.

Tag eng mit Pastoral verbunden

Der 24. Dezember ist für die Seelsorger der Salesianer-Gemeinschaft von Amstetten ein intensiver Tag, der eng mit der Pastoral verknüpft ist. Oft läutet das Telefon, um gesegnete Weihnachten zu wünschen, und es trudeln noch Weihnachtspostkarten ein. Alle Salesianer-Häuser Österreichs – Männer und Frauen – schicken sich gegenseitig Grüße.

Bereits nach der Frühmesse gibt es die Möglichkeit zur Beichte, die an diesem Tag gerne angenommen wird. Es folgen vielerlei Proben für die Heilig-Abend-Gottesdienste in der Pfarrkirche. Der Brauch des Ausräucherns wird bei den Salesianern übrigens nicht durchgeführt. Sehr besinnlich ist die Zeit, in der die Gemeinschaft unter sich ist. Abends feiern die Patres Vesper, lesen das Weihnachtsevangelium und -martyrologium und P. Bernhard Maier spricht Dankesworte an die Mitbrüder. Danach gibt es ein Essen. Wie im Rest des Jahres ist dieses gut, aber bescheiden. Was nicht fehlen darf: das Entzünden der Kerzen am Christbaum sowie das Singen von „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Liebe schafft ein Zuhause

Bei der Emmausgemeinschaft in St. Pölten erleben die Gäste ein christlich inspiriertes Weihnachtsfest: „Jeder und jede der Emmaus-Gäste hat eine Leidensgeschichte hinter sich“, berichtet Karl „Charly“ Rottenschlager, Gründer der Emmaus-Gemeinschaft. Darum sei es wichtig, dass Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeitende der Wohnheime und Notschlafstellen auch am Heiligen Abend gemeinsam feiern: mit weihnachtlichen Texten und Liedern, mit Bescherung und Festessen. Rottenschlager: „Liebe schafft ein Zuhause. Emmaus ist eine Ersatzfamilie: Verzweifelte schöpfen neue Hoffnung.“

Alle im Einsatz

Die Priester der Gemeinschaft vom heiligen Josef sind alle an verschiedenen Orten eingebunden in die Feier der Weihnachtsliturgie. „Wir treffen uns daher als Gemeinschaft am Weihnachtstag zu Mittag, um den päpstlichen Segen Urbi et Orbi zu empfangen und danach das gemeinsame Mahl einzunehmen“, erzählt Prof. Josef Spindelböck von der Gemeinschaft. Dieses bereiten zwei Schwestern der Dienerinnen der Immaculata zu.
Im Haus in Kleinhain „haben wir natürlich eine schöne Krippe und zwei Christbäume – für die Kapelle und den Speisesaal“.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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