Interview
Was Kinder stark macht

Berit Manninger unterrichtet das Fach "Glück" an zehn Schulen in Niederösterreich. | Foto: privat
  • Berit Manninger unterrichtet das Fach "Glück" an zehn Schulen in Niederösterreich.
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Alle Eltern wünschen sich starke Kinder, die erfolgreich sind. Was Eltern dazu beitragen, darüber sprach „Kirche bunt“ mit Glücks- und Mentaltrainerin Berit Manninger aus Kirchstetten.

Intuitiv weiß man sofort, wann man ein starkes Kind vor sich hat: strahlende Augen, eigenwillig, meistens viele Freunde. Diese Stärke ist nicht zufällig angeboren, sondern kann und sollte erlernt werden.

Über welche Eigenschaften verfügt ein starkes Kind?
Berit Manninger: Es geht nicht um ein eingebildetes, egoistisches Kind, das zwar sehr selbstbewusst wirkt, aber dem andere Fähigkeiten fehlen. Meiner Ansicht nach ist ein starkes Kind mit seinem Innersten verbunden, mit seiner Intuition, die jeder Mensch mitbringt in dieses Leben und die viele Menschen „verlernen“. Man kann auch von Gott sprechen oder der Quelle allen Seins.

Was macht ein Kind widerstandsfähig?
Manninger: Der Begriff, der in diesem Zusammenhang oft fällt, ist Resilienz – die Fähigkeit, aus schwierigen Situationen gestärkt hervorzugehen. Resiliente Kinder können Herausforderungen meistern und sie sind optimistisch. Das heißt nicht, dass sie naiv denken, dass alles gut ist, aber sie glauben, dass auch eine unlösbar scheinende Situation wieder gut wird. Sie sind verantwortungsbewusst, können gut mit anderen zusammenarbeiten, kennen ihre eigenen Stärken und können diese bewusst einsetzen.
Um Probleme zu meistern, brauchen sie Kreativität – und die entsteht, wenn sie Neues ausprobieren dürfen, wenn Eltern ihnen etwas zutrauen, sie ermutigen und wenn auch etwas schief gehen darf. Kinder, die im Garten selber ein Haus bauen durften, werden auch im späteren Leben lösungsorietiert handeln. In meinen Schul-Workshops vermeide ich den Begriff „Fehler“, weil er degradierend wirkt. Ich spreche von Erfahrungen: Wenn ich meine Hand am Ofen verbrenne, werde ich später aufpassen.

Es ist also wichtig, Kinder in ihren eigenen Aktivitäten zu unterstützen.
Manninger: Ja, genau. Kinder wollen ja ausprobieren, machen, kreativ sein, entdecken. Der Hirnforscher Gerald Hüther spricht von „Dünger“ für den Kopf, wenn Kinder etwas lernen, was ihnen Freude macht: Es werden Hormone ausgeschüttet, neue Nervenverbindungen entstehen. Wenn wir Kinder in Ruhe lassen, widmen sie sich dem, was sie interessiert. Das geht dann unter die Haut. Ein Problem unserer Zeit ist, dass sie „vollgemüllt“ werden mit Aktivitäten, anstatt ihnen Zeit und Platz zu geben für ihre eigenen Interessen.

Welchen Einfluss haben die Eltern noch darauf, ob ihr Kind Stärke entwickelt?
Manninger: Wenn ein Elternteil oder beide versuchen, ihre Vorstellungen dem Kind überzustülpen, dann hat das wenig mit einer Erziehung zu tun, die starke Kinder hervorbringt. Die beste Voraussetzung ist, wenn es den Eltern ein Bedürfnis ist, ihrem Kind ganz viel Gutes mitzugeben und ihm viel Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Ein Kind sollte wissen, dass es das Wichtigste für seine Eltern ist. Jemanden zu haben, der für einen kocht, der immer für einen da ist, der zuhört – das bedeutet Kindern sehr viel. Gleichzeitig ist es für Kinder aber auch sehr wichtig, die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen, sie zu erleben. Mir persönlich war es ein Anliegen, meinen drei Kindern einen Rahmen zu geben, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen. Es braucht Liebe und Grenzen.

Sind Ihre eigenen Kinder stark?
Manninger: Sie sind jetzt 18, 16 und 14 Jahre alt und auf einem guten Weg. Ich habe mich bemüht, ihnen möglichst keine Vorstellung überzustülpen, die ich selbst von ihrem Leben habe.

Wie lernen Kinder, verantwortungsvoll zu handeln?
Manninger: Indem sie sehen, dass ihre Handlungen und Reaktionen Auswirkungen auf ihre Umwelt haben. Sie lernen dann, Rücksicht zu nehmen, mit anderen zusammenzuarbeiten. Wenn es dir gut geht, dann geht es mir gut.

Was kann die Schule beitragen, dass Kinder sich in ihr stark fühlen?
Manninger: Indem sie Lernerfahrungen ermöglicht, die dem Interesse des Kindes entsprechen, die von innen heraus motiviert sind, nicht durch die Autorität des Lehrenden und Vorgaben des Bildungsministeriums. Unser Bildungssystem ist jedoch so angelegt, dass die Meinung eines Kindes und seine Befindlichkeit nicht gern gehört werden. Kinder müssen auswendig lernen, darum geht es hauptsächlich. Kinder brauchen da besonders die Rückendeckung von zuhause: Die Note bist nicht du, wir haben dich lieb – unabhängig von deiner Leistung! Wichtig ist auch, den Fokus auf die Stärken des Kindes zu legen.
Was wir unseren Kindern daher wünschen sollten, ist, dass sie möglichst viele positive Erfahrungen machen dürfen!

Berit Manninger hält im diözesanen Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten einen Vortrag über „Was Kinder stark macht!“
Donnerstag, 12. Oktober, 19 Uhr

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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