Familie
Schule ganz anders

Foto: Daniela Rittmannsberger

Während ich diese Zeilen schreibe, sitzt mir mein Sohn gegenüber. Er zeichnet gerade. Eine Freiarbeit steht im Zeichenunterricht auf dem Programm. Zuvor war ein Deutschblatt an der Reihe, morgen stehen wieder Mathematik und Englisch auf unserem „Corona-Stundenplan“. Ich sitze ihm gegen­über und arbeite beinahe wie gewohnt weiter. Schreiben geht ja schließlich überall. Und trotzdem: Dass sich das Leben so plötzlich ändert, hätte niemand von uns beiden geahnt.

Mamas Stundenplan
Es ist für Eltern von schulpflichtigen Kindern eine Premiere: Plötzlich übernimmt man mehr oder weniger die Rolle des Pädagogen. Man wird von den Lehrern fleißig mit Unterlagen und Tipps versorgt. Was man daraus macht, ist einem bzw. dem Kind aber selbst überlassen.
Nach ein paar unbekümmerten Tagen, an denen der Junior zwar ausreichend Aufgaben für die Schule erledigte, das aber zwischendurch und ohne jeglichen Plan, stand für mich fest: Wir brauchen auch im Home-Schooling feste Gewohnheiten. Einen eigenen Stundenplan eben. Nach anfänglichen Beschwerden fand er diese festen Zeiten gar nicht so schlecht. Und sie helfen ungemein. Denn so kann man auch als Elternteil fixe Zeiten einplanen, um zu arbeiten. Natürlich: Wie das Nebeneinander funktioniert, hängt vom Kind ab. Jüngere Schulkinder brauchen sicher mehr Unterstützung. Und dafür sollte man sich auch Zeit nehmen. Schließlich darf man auch in der Schule jederzeit nachfragen.
Und überhaupt: Wer denkt, alles müsste jetzt perfekt erledigt werden und wie am Schnürchen klappen, der stresst sich zusätzlich zur Ausnahmesituation. Auch in der Schule klappt es nicht ohne Fehler.

Die Motivation schwindet zusehends
gegen das Wochenende hin
Die Motivation zuhause ist so eine Sache. Denn nach ein paar Tagen – und vor allem gegen Wochenende hin – schwindet sie zusehends. Irgendwie hat das Zuhause-Lernen trotzdem ein bisschen etwas von Ferien. Immer wieder reinzufinden ins Lernen, ist gar nicht so einfach.
Und daher wird auch bei uns immer wieder gemault und protestiert. Am besten klappt es, wenn sich die Fächer abwechseln. Als dann noch das E-Mail vom Turnlehrer mit zahlreichen Turnübungen kommt, beschließe ich, eine tägliche Turnstunde in unseren Stundenplan einzubauen.

Bewegung tut richtig gut
Und siehe da: Für meinen elfjährigen Sohn kommt sie wie gerufen, denn die Bewegung tut ihm richtig gut. Die Übungen vom Turnlehrer verschieben wir täglich, stattdessen spielen wir Fußball, Völkerball, Tischtennis und Frisbee. Wir laufen und toben bei jedem Wetter durch den Garten. Ich hüpfe vor Freude über die Wiese, wenn ich ein Tor geschossen habe. Und das Kind liegt am Boden vor Lachen.
Nach und nach gewöhnt man sich dann doch relativ schnell an die neue Situation. Es schweißt zusammen. Und trotzdem: Immer öfter sagt mein Sohn, dass ihm die Schule fehlt. Und seine Freunde. Bei uns beiden liegen die Nerven immer wieder blank. Liegt vermutlich auch an der Pubertät. Aber das ist ein anderes Thema.
Daniela Rittmannsberger

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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