Familie
Inmitten von Süßigkeiten

Foto: Irina Schmidt – stock.adobe.com
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Kekse, Schoko-Nikoläuse, süßer Christbaumschmuck – Advent und Weihnachten bringen viele Leckereien ins Haus. Doch auch sonst ist Zucker in unserer westlichen Gesellschaft allgegenwärtig: im Krautsalat aus dem Kühlregal, im Fruchtjoghurt und in der Tiefkühlpizza, aber auch im scheinbar gesunden Trockenobst, dem Müsli, in Smoothies und Sportdrinks steckt überraschend viel Zucker.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, freien Zucker zu reduzieren, das heißt alle den Speisen und Getränken zugesetzten Zuckerarten sowie Zucker, der natürlich in Honig, Sirup und Fruchtsäften vorkommt. Pro Erwachsenem sollen es laut WHO-Empfehlung maximal 25 g pro Tag sein. Schwierig, wenn schon ein Becher Früchtejoghurt bis zu 34 g Zucker enthält.

Mehr übergewichtige Kinder
Dass Übergewicht bei Kindern immer öfter auftritt, beobachtet Ernährungsberaterin Julia Emberger aus Unterbergern. Zu ihr kommen Familien, die sich mit dem Thema Übergewicht (Adipositas) auseinandersetzen wollen oder müssen. Schuld am Übergewicht sei fast immer eine zu süße Ernährung: zu viele Süßigkeiten, zu süße Getränke. Dazu kämen zu wenig Bewegung, das stundenlange Sitzen am Computer. Die Folgen: Müdigkeit, geringe Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte schon bei Kindern. Diese sind wiederum, ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen im weiteren Leben.
Kinder sind von Natur aus und entwicklungsgeschichtlich gesehen auf Süßes gepolt: süß bedeutet genießbar (Muttermilch ist süß), bitter oder sauer hingegen ungenießbar. Süße Speisen vermitteln auch Erwachsenen ein Gefühl von Wohlbefinden, sie heben – zumindest kurzfristig – die Stimmung.
„Kinder sind lernfähig“, weiß Julia Emberger aus Erfahrung. Sie können sich auf eine gesündere Ernährung einstellen, vorausgesetzt es gibt klare Vorgaben und die ganze Familie macht mit. Embergers Tipp: Jeder darf ein Stück Süßes pro Tag essen, z. B. ein Stück Kuchen, einen Schokoriegel und Gummibärchen, am besten als Nachspeise – oder eine ungesunde Ausnahme pro Tag (z. B. Chips). Erwachsene müssen vorangehen, betont Emberger, und müssen sehr strikt im eigenen Umgang mit den Ernährungsregeln sein.
Im familiären Alltag überwiege deshalb meist eine ungesunde Ernährungsweise, weil Fertigprodukte schnell zur Hand seien und Süßes die Kinder erfreue (z. B. Nougat-Creme zum Frühstück). Eine Ernährungsumstellung sei ein längerer Prozess, weiß die Ernährungswissenschaftlerin aus Erfahrung. Im Laufe der Zeit bildeten sich die Geschmacksrezeptoren für Süßes zurück – es sei dann weniger Süßes notwendig, um den gleichen süßen Geschmack zu erzielen. Das könne man bewerkstelligen, indem man zwei Wochen lang komplett auf Süßigkeiten verzichtet oder sie langsam „ausschleichen“ lässt, so Emberger. Ein bewährter Trick sei, Gesundes mit Ungesundem zu kombinieren: etwa ungesüßtes, gepufftes Getreide unter das Schoko-Müsli mengen; den Fruchtsaft mit mehr Wasser verdünnen; Lieblingsgerichte mit einer gesunden Komponente ergänzen. Ein solches „Ausschleichen“ würden Kinder oft gar nicht bemerken.
„Um Kinder an neue Lebensmittel zu gewöhnen, braucht es Geduld“, sagt Emberger. Eine Faustregel: Ein Kind muss eine Speise mindestens neun Mal gekostet haben, damit es das Neue akzeptiert. Und auch die Präsentation ist wichtig, denn das Auge isst mit. Ein bunter, liebevoll angerichteter Obstteller verlockt eher zum Zugreifen als ein ungeschnittener Apfel in der Speisekammer.
„Kinder, die abnehmen, bewegen sich mehr“, weiß die Ernährungsberaterin. „Sie können mitlaufen, Fußball spielen, einfach dabei sein.“ Wer weniger Zucker konsumiere, sei fitter und wacher. Mit diesem Ziel vor Augen fällt es leichter, den Griff in die Keksdose hin und wieder zu unterlassen. ph

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Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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