Gedanken von Bischof Stecher zum Rosenkranz
Vom großen Schatz des wiederholenden Gebets

Das Rosenkranz­gebet ist als Meditation über das Leben Jesu und seine Mutter Maria von zentraler Bedeutung. | Foto: adobe stock/ taddle
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Die Form des Rosenkranzgebets empfinden viele Menschen als etwas „mühsame“ Sache. Der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher (1921– 2013) hat seine Erfahrungen damit in verschiedenen Texten und Predigten festgehalten. Eine kleine Zusammenschau.

Frömmigkeitsformen sind relativ. Sie sind frei. Nicht jede Gebetsform ist für jedermann. Das gilt auch für den Rosenkranz, wenn auch der Großteil seiner Worte der Heiligen Schrift entstammt. Ich muss dieses Wort von der Freiheit des Betens vorausschicken, damit jemand, der mit dem Rosenkranz persönlich nicht viel anfangen kann, nicht glaubt, er sei ein schlechter Christ. Es hat Heilige gegeben, die vom ­Rosenkranz nichts gewusst haben …“

Das stellt Bischof Stecher einem seiner Texte zum Rosenkranzgebet voran. Er erzählte bei verschiedenen Gelegenheiten, wie es ihm mit diesem Gebet einst ergangen ist und wie er den „großen Schatz des wiederholenden Gebets“ schließlich über viele Jahrzehnte hinweg für sich selbst entdeckt hat.

Der Weg. Als Kind sei er dem Rosenkranz sehr distanziert gegenübergestanden, und „ich war immer heilfroh, wenn er endlich fertig war“. Schlimm sei es gewesen, wenn der alte „Frühmesser“ die Andacht gehalten habe, denn dieser habe so schrecklich langsam vorgebetet. Der jüngere Pfarrer war hingegen viel schneller und die Andacht gleich zehn Minuten kürzer.

Ob der gemeinsame Rosenkranz die Form sei, in der man ihn für sich entdecken kann, fragte sich Stecher auch: „Entdecken kann man ihn eher in der Stille und im einsamen Gebet.“ Im Alter von 18 Jahren kam er dem Rosenkranz zum ersten Mal richtig nahe: „Ich war in Einzelhaft, grotesken Vorwürfen und vielen Verhören ausgesetzt, in völliger Ungewissheit.“ Den Rosenkranz da in der Gefängniszelle zu beten sei eine große Beruhigung gewesen. Ähnlich erging es ihm in „den langen Polarnächten auf dem Posten im Schützengraben“ während des Zweiten Weltkriegs: „Hier habe ich wieder zur Gebetsschnur gegriffen.“

Später war ihm der Rosenkranz Begleiter auf langen Wandernächten durch die Wälder und über die Almen der Heimat, auf einsamen Gipfeln und bei (oft nächtlichen) Wallfahrten. Der Rosenkranz war auf einmal keine tote Leier mehr. Natürlich könne man nicht immer konzentriert und andächtig sein, so Stecher, aber „er ist wie eine beruhigende, sich wiederholende, bergende Melodie.“ Immer gesammelt zu bleiben sei jedoch unmöglich: „Wem das mühelos gelingt, der sollte sich für die Heiligsprechung anmelden…“

Ein Seilgeländer. Der Rosenkranz sei in gewisser Hinsicht schon ein mühsames Gebet: „Wir sind heute ja unruhige, flatterhafte Seelen und das Bleiben beim Gebet ist gar nicht einfach.“ Bischof Stecher verglich den Rosenkranz daher auch mit einem Seilgeländer, das man beim Bergsteigen mit einer Gruppe zum Queren eines steilen Eisfeldes spannt, in Abständen fixiert mit Eisschrauben in der Wand. Alle hängen mit ihren Karabinern am Seil, wer rutscht, rutscht nicht weit. „Die Vaterunser sind die Eisschrauben, wenn ich mit meinen Gedanken ausrutsche, kann ich wieder zurück.“

Der Rosenkranz war für ihn nicht einfach ein Schnörkel barocker Volksfrömmigkeit, er könne ein völlig zeitloses, modernes Gebet sein, ein bergendes und beruhigendes Gebet, nicht nur so ein huschender Gedanke.

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