19. Sonntag im Jahreskreis | 13. August 2023
Meditation

Foto: Grager

Gib mir Himmel

„Beten“ ist eng verwandt mit „bitten“. So eng, dass die zwei miteinander verwechselt werden. Viele, mich eingeschlossen, beten oft nur, wenn sie etwas brauchen, in einer schwierigen Situation sind oder Sorgen haben.
Beten ist wie Reden mit einem Freund, hat man mir als Jugendliche erklärt. Ich könne Gott alles erzählen. Das klang schön. Und viel einfacher als im „echten Leben“. Denn Gott redet schließlich nicht zurück. Andernorts hörte ich dann von Gottes Allmacht, dass er alles weiß und sogar die Haare auf meinem Kopf gezählt hat. „Na, was soll ich ihm denn dann noch groß erzählen“, war wohl nicht nur mein Gedanke. Damit war das Thema „Beten“ und „Reden mit Gott, wie mit einem Freund/einer Freundin“ erstmal für eine Weile vom Tisch bei mir.
Später habe ich herausgefunden, wie gut Reden und Erzählen tun und so hilfreich sein kann, dass viele ihre Fragen, Sorgen, Lasten, Ängste, Traumata … professionellen Ohren anvertrauen. „Reden hilft“ steht auf einer Tafel, an der ich häufig vorbeifahre. Sie weist (hoffentlich vielen) mühselig beladenen Menschen den Weg zu einer Psychotherapie-Praxis.

Wer mühselig und beladen ist, kann auch zu Jesus kommen. Das sagt er selbst, heißt es im Matthäusevangelium (Mt 11,28). Alles was einen bewegt, Gott anzuvertrauen, kann entlasten. Gottes Antwort mag nicht immer gleich wahrnehmbar sein. Doch im Glauben an das, was Jesus uns erzählt hat, bin ich sicher: die Antwort kommt. Die Form mag vielleicht überraschen.
Mein Beten hat sich über die Jahre gewandelt und tut es noch. Mal liegt mir ein Vater unser auf den Lippen, dann wieder finde ich mich wortlos vor Gott. Anderntags muss Gott mit Schimpftiraden rechnen. Aber auch Lobpreislieder sind drin. Doch spontane Stoß-gebete sind mir durchwegs am liebsten. Bittend, dankend, klagend, lobend. Wenn Gott die Mutter aller Mütter und der Vater aller Väter ist, (er)trägt sie all meine Stimmungen – und mich mit.

Gott,
gib mir Himmel
in meinen Tag.
Mitten hinein
in alles was mühsam ist
und mich belastet.
Mitten ins Lachen
und in die Umarmung
mit lange nicht Gesehenen.
Mitten in meinen Tag
gib mir Himmel.

Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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