3. Sonntag der Osterzeit | 23. April 2023
Meditation

Foto: pixabay

Mitgehen und tanzen …

Mitgehen ist eine Grundbewegung der Achtsamkeit. Das Mitgehen ist eine kommunikative Bewegung, die weniger auf die Inhalte als vielmehr auf die Beziehung zueinander gerichtet ist. Was jemand mir sagt und anvertraut, ist zunächst ganz seine Sache. Hier kann ich mitdenken und Fragen stellen. Wie wir miteinander in Beziehung sind, ist meine Sache. (Natürlich auch Sache des anderen, wenn er es sieht und kann.)
Was also heißt Mitgehen in der Beziehung? Wenn wir auf den anderen offen achten, ihm auf diese Weise auch Achtung erweisen, wird er nicht nur über etwas sprechen, sondern er wird sich selbst aussprechen. Diese Aussprache seiner selbst, seiner Persönlichkeit, seines Temperaments, seiner aktuellen Stimmung wird durchscheinen in Körper, Stimme und Schlüsselworten. Der unsichtbare Mensch taucht auf, bringt sich zur Sprache und wird ein Stück sichtbar.

Wie verhalten wir uns zu diesen Zeichen, in denen sich der Mensch zeigt? Wir gehen mit. Wir lassen uns auf diese Zeichen wie auf einen kommunikativen Tanz ein und tanzen mit. Wir werden, wenn wir gut in Kontakt mit dem anderen sind, uns einlassen auf seine Zeichen und seinen Bewegungen entsprechen. Diese Entsprechung ist die Sprache des Herzens, das heißt der Beziehung. Ohne den anderen nachzuäffen, werden wir in unserem Verhalten versuchen, dem anderen nahe zu sein. Unsere Gestik und Mimik wird sich der seinen annähern, unsere Stimmen werden sich in etwa angleichen, seine Schlüssel- oder Herzwörter werden wir hören und zurückspielen ins lebendige Gespräch.

Der Zauber dieses Mitgehens, einer Art von Synchronisierung, hat zur Folge, dass das Gespräch fließt und der andere seinerseits die Möglichkeit erhält, sich mehr zu öffnen und im Gespräch aufzublühen. Auch diese Art des Mitgehens kann mehr und mehr eingeübt werden. Diese Einübung muss von Herzen kommen, darf nichts Technisches, Aufgesetztes oder Manipulatives sein. Es geht eher um eine wachsende Sensibilität für den anderen und eine wachsende Fähigkeit, darauf gut zu reagieren.

Es ist wie mit dem Tanzen. Wer das Tanzen verinnerlicht, einübt als „to learn by heart“, wird einfach im richtigen Moment ein besserer Tänzer sein.

Aus Ulrich Schmitz/Eduard Zwierlein: Erfolgreich um jeden Preis?, 2016, topos taschenbuch 1047, Seite 285f

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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