32. Sonntag im Jahreskreis | 6. November 2022
Meditation

Foto: Bacher
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Sound of Silence - Klang der Stille

Es ist ein Pop-Klassiker aus den 1960er-Jahren von Simon & Garfunkel, mit einer einprägsamen Melodie und einem eigentümlich visionshaften Text. 2015 war es die Coverversion der amerikanischen Metalband Disturbed, durch die der Song ein Revival erlebte.
Auch wenn der Text schon 60 Jahre alt ist, sind die Empfindungen, die hier beschrieben werden, immer noch aktuell. Es geht um Entfremdung und Einsamkeit, die den Ich-Erzähler in dieser lauten und grellen Welt verzweifeln lassen.
Die Dunkelheit, mit der die erste Strophe beginnt, hat allerdings etwas Tröstliches, und die Situation erinnert fast an ein Gebet. Dann wird in düsteren Traumszenen geschildert, woran die Gesellschaft leidet: Die Menschen reden zwar, aber sagen nichts, sie hören zwar, hören aber nicht zu. Die Stille ist eine Leere, die durch Mangel an echter Kommunikation entstanden ist. Das Auftreten des Ich-Erzählers erinnert an die alttestamentlichen Propheten, worauf in der letzten Strophe auch angespielt wird. Die Menschen unterwerfen sich dem Neon-Götzen, den sie selbst erschaffen haben, wie dem Goldenen Kalb. Graffitis sind die wahren Prophetenworte, die gegen diese Unmenschlichkeit aufbegehren, sie können die Leere allerdings nicht aufhalten. 

Deutsche Übersetzung
The Sound of Silence – Der Klang der Stille
Hallo Dunkelheit, mein alter Freund. Ich bin gekommen, um mit dir erneut zu sprechen, weil eine sich sanft einschleichende Vision ihre Samen hinterließ, während ich schlief. Und die Vision, die in mein Hirn gepflanzt wurde, bleibt immer noch im Klang der Stille.
In ruhelosen Träumen ging ich allein, auf engen Straßen aus Kopfsteinpflaster. Im Schein einer Straßenlaterne schlug ich meinen Kragen hoch gegen die Kälte und Feuchtigkeit, als mir ein Blitz einer Neonlampe in die Augen stach, der die Nacht teilte und den Klang der Stille berührte.
Und im bloßen Licht sah ich zehntausend Leute, vielleicht mehr. Leute, die reden, ohne zu sprechen, Leute, die hören, ohne zuzuhören. Leute, die Lieder schreiben, die nie gesungen werden.
Und keiner wagte es, den Klang der Stille zu stören. „Narren“, sagte ich, „ihr wisst nicht, dass die Stille wie Krebs wächst. Hört meine Worte, damit ich euch lehren kann. Nehmt meine Arme, damit ich euch erreichen kann.“ Aber meine Worte fielen wie stille Regentropfen und hallten wider im Brunnen der Stille.
Und die Leute verneigten sich und beteten zu dem Neon-Gott, den sie erschufen. Und das Schild schleuderte seine Warnung heraus in den Worten, die es formte. Und das Schild sagte: „Die Worte der Propheten sind geschrieben auf den U-Bahn-Wänden, in den Hausfluren der Mietshäuser.“
Und es flüsterte im Klang der Stille.

Eva Bacher, aus: Reli+Plus, 05-06|2022

Foto: Bacher
Originalversion von Simon & Garfunkel (1965)
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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