16. Sonntag im Jahreskreis | 19.07.2020
Kommentar

Das Freund-Feind-Schema aufbrechen
Gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von gut. Wie oft passiert es, dass ich etwas mit bester Absicht in Angriff nehme, und am Ende kommt nichts Gutes dabei heraus, oder ich füge jemand anderem Schaden zu. Es schleicht sich von irgendwoher eine destruktive Energie ein, die bewirkt, dass wir nicht den Himmel auf Erden haben – obwohl das doch alle aus tiefstem Herzen wünschen –, sondern uns das Leben zur Hölle machen. Woher kommt das, und wie können wir diesem Abdriften begegnen?
Jesus spricht von einem Feind. Der muss nicht gleich Böses im Sinn haben, aber er verfolgt seine eigenen Interessen und zieht vielleicht einen Vorteil aus einer Handlung, die mir schadet und das, was mir gut erscheint, kompromittiert. Der Feind kommt, während die Menschen schlafen, während sie nicht wach, sondern unachtsam sind. Oft ist es Gedankenlosigkeit, unsere schlafwandlerische Selbstsicherheit, durch die sich etwas ins Böse verkehrt. Wir achten nicht darauf, welche Folgen unser Handeln für andere hat. Es braucht also Wachheit, Aufmerksamkeit und vorausschauendes Denken, um das Einschleichen dieses Feindes des Guten zu unterbinden.
Weiters heißt es, der Feind sät Unkraut und geht wieder weg. Er entzieht sich der Verantwortung für sein Tun. Woher das Böse kommt, ist oft nicht greifbar und nur an seinen Auswirkungen erkennbar. Doch Jesus fordert zur Gelassenheit auf: Lasst beides wachsen! Uns steht es nicht zu, ein Urteil darüber zu treffen, was am Ende nützlich oder schädlich ist. Er bricht das Freund-Feind-Schema auf.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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