33. Sonntag im Jahreskreis | 19. November 2023
Kommentar

Begabte und Verzagte

Jeder Mensch hat einzigartige Talente. Sie sind ein kostbarer Schatz und zugleich eine Verpflichtung. Denn meine Begabungen und Fähigkeiten sind nichts, das ich selbst hervorgebracht habe, sondern ein Gut, das mir anvertraut wurde, damit ich es entfalte und in den Dienst der Menschheit stelle. Niemand hat ein Talent nur für sich allein erhalten. Wenn ich es verstecke und ängstlich versuche, es bloß aufzubewahren, dann verkümmert es.
Darauf weist Jesus mittels dieses Gleichnisses hin. Allerdings wirkt die Herangehensweise des Herrn jener drei Diener schon recht befremdlich. Das beginnt mit der ungleichen Verteilung der Talente und endet mit der groben Zurechtweisung und Bestrafung des letzten Dieners, der doch auch in bester Absicht gehandelt hat. Es ist ja häufig so, dass jemand, der viele Fähigkeiten hat und aus dem Vollen schöpfen kann, auch sehr selbstsicher ist und sich viel zutraut, während Minderbegabte eher ein schwaches Selbstwertgefühl haben und zur Ängstlichkeit neigen. Sollte der Herr da nicht ausgleichend einwirken und darauf achten, dass die Begabten nicht hochmütig werden und dass die Verzagten ermutigt und bestärkt werden?

Ich vermute, dass Jesus mit diesem Beispiel nicht den ohnehin schon Benachteiligten noch eins auf den Deckel geben will. Ich betrachte es als Aufforderung, meine Talente nicht zu verbergen oder brach liegen zu lassen, wie gering oder unwichtig sie mir auch erscheinen. Jeder Mensch ist kostbar und hat etwas mitbekommen, das nur er kann, das fehlen würde, wenn er es nicht benützt. Jesus will, dass wir unsere Talente mutig und großzügig einsetzen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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