16. Sonntag im Jahreskreis | 23. Juli 2023
Kommentar

Keine klare Trennlinie

Das letzte Abenteuer des Indiana Jones läuft derzeit im Kino. Der Film folgt dem gewohnten Schema: Der Archäologe mit dem Schlapphut und der Peitsche ist einem geheimnisumwitterten Artefakt auf der Spur. Dabei sind ihm böse Feinde auf den Fersen, in deren Händen der gesuchte Gegenstand eine große Gefahr wäre. Im wirklichen Leben ist freilich die Trennlinie zwischen Gut und Böse meist nicht so klar zu ziehen.

Ähnlich wie die verschlüsselten Botschaften, denen Dr. Jones folgt, können manchen die Gleichnisse erscheinen, die Jesus erzählt. Man muss den „Code“ knacken, um sie zu verstehen. Sie kleiden das verborgene Wirken Gottes in der Welt in anschauliche Bilder, die den Menschen aus ihrer konkreten Realität vertraut sind. Auch mit dieser Art, von Gott zu sprechen, tun sich viele Menschen schwer, weil solchen Bildern eine große Offenheit innewohnt, weil sie nicht klare Direktiven vorgeben, sondern mit poetischen Metaphern dazu einladen, selbst eine Haltung einzunehmen.

Auch mit Gut und Böse ist es nicht so eindeutig. Es gibt wohl guten Weizen und schädliches Unkraut. Wir nehmen wahr, wie das Unkraut wuchert und den guten Keimen Platz und Nährstoffe wegnimmt. Aber wir sollen beides wachsen lassen. Ein Urteil, was gut und was böse ist, steht uns nicht zu. Wir sollen vertrauen, dass Gott, der jeden Menschen in seiner Ganzheit sieht, sein Innerstes kennt und alle Konsequenzen einer Handlung überblickt, sein Urteil trifft. Wie oft ist schon beim Versuch, das Böse auszumerzen, ein noch viel größeres Unheil angerichtet worden.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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