Palmsonntag | 2. April 2023
Kommentar

Was die Welt verändert

Demonstrationen, Kundgebungen, Proteste und Streiks gibt es zur Zeit an vielen Orten und aus unterschiedlichsten Beweggründen. Es sind Begleiterscheinungen der gravierenden Veränderungen, mit denen wir gerade konfrontiert sind und die ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Während sie aus Sicht der einen viel zu langsam vorankommen, sind sie anderen schon zu radikal. Und in jedem Fall sollen sie keine Auswirkungen auf die eigene Lebensweise haben. Da soll alles bleiben, wie es ist, oder besser werden.

Als eine äußerst merkwürdige Demonstration muss der Einzug Jesu in Jerusalem gewirkt haben. Ein Prediger aus der Provinz, der auf einem wackeligen Esel in die Stadt reitet, das dürfte ein recht erheiternder Anblick gewesen sein. Die Symbolik verweist wohl auf den sanftmütigen Friedenskönig, den viele herbeigesehnt haben. Die Inszenierung stelle ich mir aber eher skurril und tollpatschig vor. Wer weiß, ob von der jubelnden Menge, die Jesus dabei begleitet hat, sich nicht viele bloß einen Spaß gemacht haben oder einfach neugierig auf das gebotene Schauspiel waren.

Jedenfalls steht auch diese Demonstration im Zeichen einer Veränderung. Die soll jedoch ganz anders kommen als erwartet. Für viele hat Jesus die Hoffnung auf einen politischen Umsturz, auf das Ende von Ausbeutung und Willkür verkörpert. Einer soll kommen, der die ganze Welt verändert, damit ich mich nicht ändern muss.

Jesus hat tatsächlich die Welt verändert. Aber er hat es getan, indem er all diese Erwartungen in Leere laufen ließ, indem er gezeigt hat: Veränderung geschieht dann, wenn ich selbst einen anderen Weg gehe.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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