4. Sonntag im Jahreskreis | 29. Jänner 2023
Kommentar

Glück findet, wer Glück schenkt

Kennen Sie Ha Vinh Tho? Er ist Glücksminister in Bhutan. In dem kleinen Königreich am Fuß des Himalaja wird der Wohlstand nicht an rein wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern am „Bruttonationalglück“ bemessen. Glück, so sagt er, „ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann“. Dafür seien innere Eigenschaften wie Selbstreflexion und Achtsamkeit zu stärken, außerdem Sozialkompetenzen für ein liebevolles Miteinander und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur. Der wichtigste Glücksfaktor sei die Qualität der Beziehungen. Menschen, die viel Mitgefühl empfinden und großzügig sind, seien auch glücklicher.

Auch Jesus stellt die Glückseligkeit gleich an den Anfang seiner Verkündigung. Ihm geht es also vorrangig darum, die Menschen zu einem glückenden Leben zu führen. Mit den Seligpreisungen beginnt er die Bergpredigt, seine große Rede über die richtige Ausrichtung und Gestaltung des Lebens. Es mag überraschen, dass Jesus dabei eine Reihe an Befindlichkeiten aufzählt, die man wohl eher als Quellen des Unglücks einstufen würde: Armut, Trauer, Hunger und Durst, Verfolgung.

Auch hier zeigt sich, dass ich das Glück nicht finde, wenn ich um mich selbst kreise, mit aller Kraft versuche, einen Glückszustand hervorzurufen, und um potenzielle Unglücks­erreger einen großen Bogen mache. Glückseligkeit stellt sich viel eher ein, wenn ich Bezugspunkte außerhalb meiner selbst habe, wenn ich mir meine eigene Armut eingestehen kann, mich voll auf das Leben einlasse und danach trachte, andere glücklich zu machen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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