Synode 2021-2024 | Teil 4
Weltkirche und Jugend

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Synodentagebuch eines Beraters

Tag 10 (13. Oktober): Der Tag begann mit einer Eucharistiefeier im Petersdom. Diesmal gab Afrika die liturgischen Töne vor. Der Ritus ist römisch, die Sprachen waren Französisch, Kisuaheli, Englisch und Latein. Afrikanische Töne, von einer römischen Orgel begleitet, ertönten beim Gabengesang.
Die Synode ist eine Weltsynode. Man sieht es an den Gesichtern und Gestalten, den Kleidern, den An- und Aufzügen, den Gesten. Man hört es auch. Am wichtigsten ist, dass die Erfahrungen, die Berichte, die Überlegungen, die in Teilen dieser Welt wichtig sind, zu Gehör kommen.

Wenn eine junge Frau aus Ozeanien von den direkten Folgen der Klimakrise auf das Leben der Menschen und damit auch auf das Leben der christlichen Gemeinden spricht, merke ich, dass es ernst ist und dass ich stärker bewegt bin, als wenn ich Statistiken oder Artikel lese. Wenn ein frisch ernannter Kardinal aus dem Süd-Sudan über den schrecklichen Krieg in seinem Land spricht, kann man eine Stecknadel zu Boden fallen hören – und die Fragen, wie die Kirche gestaltet sein muss, damit sie die Zeichen der Zeit erkennt, werden nicht unwichtiger, sondern wichtiger.
Der globale Süden ist in der Synode kein Thema, über das gesprochen wird. Er spricht selbst, mit starken Voten. Das ist ein Pfund, mit dem die Synode wuchern kann.

Tag 11 (14. Oktober): Die Weltsynode soll die Weichen für die Zukunft der Kirche stellen. Aber wo sind die jungen Leute? In der Synodenaula so gut wie gar nicht. Ja, in der Schlange vor dem Espresso-Stand spricht mich ein 19-jähriger Musikstudent aus den USA an, weil er meinen Schlips cool findet (oder sich nur freundlich über einen älteren Herrn aus Old Europe wundert, der ein solches Kleidungsstück trägt …).
Und ja, Julia Oşeka, eine 22-jährige Studentin aus den USA, hat ein ganz starkes Ausrufezeichen gesetzt, als sie die tragische Geschichte ihrer lesbischen Schwester erzählte, die in der Kirche nur Zurückweisung erfahren hat. Und diese traurige Erinnerung mit strahlenden Augen lebendig werden lässt, weil sie fest an die Erneuerung der katholischen Kirche glaubt. Es fügte sich, dass ihr Beitrag der letzte an einem Synodentag war – hoffentlich verhallt das Echo nicht.

Aber sonst? Durch die Berufung von achtzig Personen, die nicht Bischöfe sind, ist das Durchschnittsalter der Synode ein wenig gesenkt worden. Aber wer kann es sich leisten, als Jugendlicher, als Mutter, Vater mit kleinen Kindern, als Mensch im Berufsleben vier Wochen nach Rom zur Synode zu kommen?
Desto wichtiger ist die Verantwortung der Älteren. Sie dürfen die Kirche nicht mit den Augen der Vergangenheit sehen. Sie müssen die Anwaltschaft für jene übernehmen, die nicht vertreten sind.

Thomas Söding, Professor für Neues Testament in Bochum, ist als Berater bei der Synode dabei und berichtet davon auf zdk.de/sms

Thomas Söding, Professor für Neues Testament in Bochum
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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