Franz Küberl zum 70. Geburtstag | Teil 1
Vertrauenskrise quer durch die Welt

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Misstrauen, das immer wieder in neuem Gewande daherkommt, begleitet die Menschheit seit jeher. Doch die enorme Vertrauenskrise, welche die Gesellschaft zur Zeit durchrüttelt, hat mehrere Facetten.

Zum einen wurde sie durch die weltweite Informationsexplosion, die das Internet bewusst gemacht hat, verursacht. Viele Menschen sind tiefgreifend verunsichert, weil sie mit dieser Flut an Neuigkeiten nicht zurechtkommen ... Der Verursacher ist nicht greifbar. Daher kann es auch keine „Maschinenstürmerei“ geben.
Zum anderen sind es wohl parallele Bedrohungen unseres bisherigen „Way of Life“. Migrationsdruck, Corona, Klimawandel, Krieg in der Ukraine, um nur einige zu nennen, zerfressen die Zuversicht und produzieren Angst. Das Allermeiste muss im Nebel der Unsicherheit entschieden werden, weil es Entwicklungen gibt, die nicht durchschaubar sind. Das ängstigt. Die Angst vor unumkehrbaren, negativen Entwicklungen, etwa durch genetische Veränderungen in Lebensmitteln, durch schwer nachvollziehbare Erfindungen oder Strategien von Pharmakonzernen, erfasst viele hundert Millionen Menschen weltweit. So wie es zum Beispiel bei vielen Menschen eine panische Angst vor Impfungen zu geben scheint.

Zudem wird die Vertrauenskrise sichtlich durch eine neue Form des Freiheitsverständnisses gespeist. Formen des „Alles-selber-besser-Wissens“ oder der Widerstand gegen Entscheidungen „von oben“ gehören dazu. Jedenfalls, die Zahl der Menschen, die jenen vertrauen, die besondere Verantwortung tragen, nimmt eher ab als zu. Darin ist die Angst vieler Menschen vor einer schädlichen Herrschaft ihrer „Eliten“ über sie verborgen – eine Angst mit gewaltiger Sprengkraft: weil es Menschen(-gruppen) gibt, die mehr Wissen, mehr Möglichkeiten und mehr Reichtum haben, um mit Gegenwart und Zukunft zurechtzukommen, als andere. Sie könnten die Einfacheren, die auf dem „flachen Land“ leben, die Ärmeren, die im Süden … an die Wand drücken. Viele Teile der „Eliten unserer Zeit“ verhalten sich als herrschende Schicht so, wie es früher den Adeligen zugeschrieben wurde. Das können prominente politische Scharlatane, Fußballer, Popstars oder Unternehmer à la Elon Musk sein. Aber Eliten finden sich natürlich auch in jedem Dorf. Und immer sind sie die heimlichen Vorbilder und Reibebäume – im Positiven wie im Negativen. Deswegen braucht es ständig neu aufgefrischten Verantwortungs- und Moralzuwachs. Nicht nur bei den anderen. Nein. Bei uns allen.

„Bei euch schmeckt man die Zukunft nicht“, so begründete eine oststeirische Bäuerin in den 1990er-Jahren, warum ihre Tochter nicht mehr in der Pfarre auftauchte. In diesem Buch begibt sich Franz Küberl auf eine Spurensuche zu möglichen Antworten auf diese Frage.
Franz Küberl, Zukunft muss nach Besserem schmecken, Tyrolia Verlag.
Hier Auszüge: Seiten 11–13.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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