Weltanschauungsfragen | Teil 7
Stirbt der Tod aus?

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Die Wissenschaft auf der Suche nach Unsterblichkeit.

Der Traum der Unsterblichkeit und Überwindung des Todes zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte, er ist so alt wie das Leben selbst. Nahezu in allen Kulturen und Religionen haben sich Vorstellungen entwickelt, die den Tod nicht als absolutes Ende eines Lebens ansehen, sondern vielmehr von der Unsterblichkeit und der Vorstellung eines ewigen Lebens ausgehen. Trotz allen unseren Wünschen und Vorstellungen vom ewigen Leben ist der Tod aber noch immer unser ständiger Begleiter. Doch die Sehnsucht nach Überwindung des Todes ist in unserer gegenwärtigen Gesellschaft noch mehr gewachsen, beflügelt durch den rasanten technologischen Fortschritt und die dadurch entstandenen Möglichkeiten.
Seit dem 19. Jahrhundert entstanden im Zuge einer zunehmend wissenschaftlich und technisch geprägten Moderne neue materialistische Ideen von Unsterblichkeit, die sich heutzutage im Begriff des Transhumanismus verdichten. Der Transhumanismus ist eine philosophische und weltanschauliche Strömung, die den derzeitigen evolutionären Entwicklungsstand der Gattung Mensch durch den Einsatz von Technologie voranzutreiben versucht und die eine säkularisierte Idee vom ewigen Leben im Diesseits propagiert. In letzter Konsequenz geht es dem Transhumanismus darum, (mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln) den Tod – die fundamentalste Bedrohung des Lebens – zu überwinden. Der Mensch soll sich durch die Zuhilfenahme der Technologie zum „Homo Deus“ entwickeln, zu einem unsterblichen Lebewesen, das die Fähigkeiten erlangt, die in traditionellen Vorstellungen Göttern vorbehalten sind. Der Tod wird durch Mind-Uploading besiegt, einen Prozess, in dem das menschliche Bewusstsein sich auf ein Medium – wie eben einen Computer – laden und damit unsterblich machen lässt.
Die Kritik am Transhumanismus und seinen Vorschlägen lässt sich in drei Hauptformen unterteilen:
a) in Einwände gegen die Wahrscheinlichkeit, dass die transhumanistischen Ziele erreicht werden (praktische Kritik),
b) in Einwände gegen die moralischen Grundsätze oder die Weltanschauung, die dem Transhumanismus zugrunde liegen (ethische Kritik), und
c) in Einwände gegen das reduktionistische und naturalistische Menschenbild, bei dem der Mensch letztlich nur auf eine ineffiziente biologische Version eines digitalen Computers zurückgestuft wird, die sich nur durch Zuhilfenahme der Technologie optimieren lässt (anthropologische Kritik).
Marijan Orsolic

Online-Vortragsreihe
… und was glaubst du? 8. Vortrag

Dienstag, 16. Mai 2023, 19 Uhr
REINKARNATION – ewiger Fluch oder neue Chance im nächsten Leben?
Der Glaube an die Wiedergeburt im Wandel der Zeiten
Mag. Meinrad Föger
Weltanschauungsfragen Erzdiözese
Salzburg, Theologe, Pastoralassistent
www.weltanschauungsfragen.at/vortragsreihe

MEIN BEITRAG

Marijan Orsolic
ist Religions-pädagoge und Referent für Weltanschauungsfragen der Diözese
St. Pölten.

  • Wie ist das Verhältnis des Transhumanismus zu den Religionen? Auch bei diesen sind Unsterblichkeit und ewiges Leben zentrale Themen.
    Auf den ersten Blick lehnt der Transhumanismus jeden Bezug zur Religion und alles Übernatürliche ab. Andererseits hat er viele Eigenschaften einer Ersatzreligion. Vieles von dem, was er behauptet, beruht auf Annahmen über die Wirklichkeit, die selbst gar nicht wissenschaftlich belegbar sind.
  • Wäre ein ewiges Leben im Diesseits, das Hauptziel des Transhumanismus, wirklich wünschenswert?
    Einerseits würde Unsterblichkeit viele neue Möglichkeiten für die Lebensgestaltung eröffnen. Andererseits gibt der Tod dem Leben seinen einzigartigen Wert. Für die Unsterblichen verschwindet die Kostbarkeit des Augenblicks, alles wird zu einer ewigen Wiederkehr des Gleichen, und so wird das ewige Leben unendlich lang(weilig).
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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