Ein wenig Himmlisch Irdisch | Teil 05
Glücksfund

Kasel mit gotischen Stäben, 2. Hälfte 15. Jahrhundert; um 1925 Stäbe: Nadelmalerei, Kasel: Paramentenstoff, Webborte 
Pfarrkirche Frauenburg | Foto: Diözesanmuseum Graz
  • Kasel mit gotischen Stäben, 2. Hälfte 15. Jahrhundert; um 1925 Stäbe: Nadelmalerei, Kasel: Paramentenstoff, Webborte
    Pfarrkirche Frauenburg
  • Foto: Diözesanmuseum Graz
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Am 27. August 2020 senden Bettina Hutzl und Romana Paar, die als Inventarisierungsteam die Paramente der Pfarrkirche Frauenburg bei Unzmarkt erfassen, eine digitale Bildnachricht an den Diözesankonservator: Unter den zahlreichen Messkleidern haben sie eines mit gotischen Kaselstäben des 15. Jahrhunderts gefunden!

Der kreuzförmige Stab des Rückens zeigt Christus am Kreuz, unter dem Maria und Johannes stehen. Am unteren Ende kniet Maria Magdalena. Über dem Kreuz erscheint Gott Vater in Wolken, und an den Seiten sind halbfigurig die Apostelfürsten Petrus mit Schlüssel und Buch sowie Paulus mit Schwert dargestellt. Der gerade Stab der Vorderseite gibt Christus als Schmerzensmann wieder, der lebend nach dem Durchleiden der Passion als Sieger über den Tod erscheint. Er ist Verkörperung des Heilsgeschehens und der Eucharistie. Für das hohe Alter ist die auf einen jüngeren Kaselstoff übertragene Nadelmalerei gut erhalten, auch wenn sie durch den Gebrauch Abriebspuren und lose Fäden hat.

Funde wie dieser sind selten geworden und somit eine kleine kunsthistorische Sensation. Bei Pfarrinventarisierungen werden alle Räumlichkeiten von Dachboden bis Krypta nach kunst- und kulturhistorisch relevanten Gegenständen durchforstet. Nur im Bereich der Textilien oder der Klangdenkmäler sind noch neue Funde im Zuge der laufenden Nacherfassung zu erwarten. Doch möglicherweise findet sich in einem ganz verborgenen Winkel oder einem Zwickelraum ein einst vielleicht vor Gefahr verborgenes Kunstwerk, das noch seiner Entdeckung harrt ...

Heimo Kaindl

Veranstaltungen im DIÖZESANMUSEUM
Objekte zum Sprechen bringen | Donnerstag, 15. September, 18 Uhr.
Bilder, Skulpturen, Paramente, Musikinstrumente, Goldschmiedearbeiten und vieles mehr. 90 Objekte der Sakralkunst sind zur Zeit in der Jubiläumsausstellung „Himmlisch-Irdisch“ zu sehen. Doch wie können Objekte wieder zum Sprechen gebracht werden? Neun „Museumsmenschen“ stellen Ihnen ihre Lieblingsobjekte in jeweils neun Minuten vor. Lassen Sie sich davon inspirieren und nehmen Sie mindestens ein Kunstwerk in den Blick.
Unkostenbeitrag: 7 Euro pro Person.
Nähere Info und Anmeldung: Bürgergasse 2, 8010 Graz.
Telefon (0316) 8041-890, www.dioezesanmuseum.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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