Bibelserie
Der erste Schritt ins Vertrauen
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
Petrus auf dem Wasser. Gedanken zu Matthäus 14,22–36.
Stürmische Zeiten, in denen alles drunter und drüber geht, chaotische Zustände, die alles ins Wanken bringen – sie begleiten vielfach das Leben einzelner Menschen, Familien, Gruppen oder gar Völker. Es sind Erfahrungen, die oft den Glauben erschüttern oder in denen den Menschen Gott fremd, gespenstisch wird. Sie fragen: Wo ist Gott? Warum lässt er die Katastrophe, das Unglück oder Schicksal zu?
Jesus und die JüngerInnen leben in stürmischen Zeiten. Neben der existentiellen Not, von der ein Großteil der Bevölkerung betroffen ist, gibt es Überfälle, Anschläge und Gewalt. Jesus und die Jünger erreichen die Nachricht, dass ihr Freund Johannes der Täufer von Herodes hingerichtet wurde (Vgl. Mt 13,3–12). Jesus will sich zurückziehen, aber die Menschen drängen sich um ihn. Sie haben Redebedarf. Wie kann und soll es weitergehen? Am Abend wollen die Jünger die Menschen wegschicken, damit sie sich etwas zu essen kaufen können. Doch Jesus interveniert: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 13,16b). Es eine erste Antwort Jesu auf diese Krise, auf diese stürmische Zeit. Sie werden solche Zeiten nur mit Zusammenhalt und dankbarem Teilen (Eucharistie) bestehen.
Auf den Berg gehen
Wir finden dann eine weitere Antwort, um Krisen zu begegnen. Nach der „Brotvermehrung“ entlässt Jesus die Menschen. Sie sollen nach Hause gehen, die Jünger aber heißt er ans andere Ufer hinüber zu fahren. Es ist ein Aufbrechen, ein Verlassen des gewohnten Denkens, des bisherigen Lebens, das Wagnis eines Neuanfangs. Jesus selbst geht auf einen Berg und betet. Der Tod eines Freundes bewirkt eine Krise, weckt Ängste und zieht hinunter. Jesus geht hinauf. Das Hinaufgehen verbindet er mit Gebet. Er holt sich Kraft und Orientierung aus den Liedern Davids, den Psalmen. Dieses Beten trägt ihn und lässt ihn über die Chaosfluten, Ängste und Widerwertigkeiten hinweggehen.
Habt Vertrauen
Die JüngerInnen fürchten inzwischen, mit dem Boot unterzugehen. Mit großem Einsatz schöpfen sie Wasser, aber alle Anstrengung reicht nicht aus. Ohne ihn gerufen zu haben, kommt ihnen Jesus über den See entgegen. Er kommt, um zu retten.
Den Jüngern ruft Jesus zu: „Habt Vertrauen, ich bin es. Fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27b). Diese Redewendung „Fürchtet euch nicht!“ kommt in der Bibel 366 Mal vor. Es ist damit ein Leitgedanke, der über jedem Tag eines Jahres steht: Lebe den Tag ohne Furcht! Habe keine Angst vor dem Leben – bei allen Unsicherheiten –, und hab keine Angst vor dem Tod, der dunkel erscheint. Es wächst bei den JüngerInnen der Glaube: Jesus ist mehr als ein Gespenst. Gerade in Not geratene Menschen dürfen mit seiner rettenden Nähe rechnen.
Der Blick auf Jesus
Nachdem Petrus erstes Vertrauen gefunden hatte, lässt er sich von Jesus sogar aus dem Boot rufen. Jesus sagt zu ihm: Komm! (Mt 14,29). Es trägt: sein Wort, sein Dasein.
Als Petrus allerdings den Blick von Jesus abwendet und nur noch den Sturm, den Wind, die Wellen und Wogen, das heißt die widrigen Umstände sieht, beginnt er zu sinken. Es folgt von Jesus wiederum kein Vorwurf, sondern er streckt Petrus sofort seine rettende Hand entgegen. Sie hält ihn über Wasser und führt ihn und die anderen ans neue Ufer.
Ankommen
Im Aufbrechen an ein anderes Ufer können sich unterschiedliche Lebenserfahrungen spiegeln, wie: das Einlassen auf eine Beziehung, die Geburt eines Kindes, der Wechsel einer Arbeitsstelle, eine schwere Erkrankung, Konflikte, Versöhnungsversuche und auch das Sterben. Es sind in den meisten Fällen stürmische Zeiten. Die Erzählung weist auf mehrere Aspekte hin, wie wir ihnen begegnen können: das Gespräch, das Gebet, das dankbare Teilen, und in allem: Bewahre den Blick auf Jesus.
Schließlich finden wir die Zusage, dass es eine Hand gibt, die Sorge für das Ankommen trägt.
Erich Baldauf ist Pfarrer und Fachreferent für Bibelpastoral der Diözese Feldkirch.
Bibelkurs buchen
Übers Wasser gehen – Vertrauen lernen
An vier Abenden des Bibelkurses werden Texte des Neuen Testaments zu den Themen Vertrauen, Leichtigkeit und Mut und der daraus folgenden Freude mit verschiedenen Methoden ins Gespräch gebracht und mit den Erfahrungen unserer Zeit verknüpft. Es können ReferentInnen für diesen Bibelkurs für Ihre Pfarre/Ihren Seelsorgeraum gebucht werden.
Infos: Inge Lang, inge.lang@graz-seckau.at,
0676/8742 2337, katholische-kirche-steiermark.at/ueberswassergehen
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.