Klimaschutz
Weil jede Hilfe zählt

Foto: Fridays For Future Graz CC BY 2.0
5Bilder

Für das Klima gehen, seit Greta Thunbergs freitäglichen Streiks, viele und besonders junge Leute regelmäßig auf die Straße. Sonntagsblatt-Redakteurin Katharina Grager hat bei Menschen aus vier Klima-Bewegungen in der Steiermark nachgefragt, warum sie sich im Klimaschutz engagieren.

Es ist Zeit, aktiv zu werden“, schallt es aus einem Lautsprecher, als ich Valerie Peer von Fridays For Future am Grazer Hauptplatz treffe. Dort haben Klima-AktivistInnen ihre Zelte aufgeschlagen zum „Klima-Camp“. Die Öffentlichkeit informieren ist eines ihrer wichtigsten Anliegen. Denn wer einmal einen gewissen Wissensstand erworben habe, könne nicht mehr dahinter zurück, ist die 26-jährige gebürtige Salzburgerin, die sich schon seit einigen Jahren in Klimaschutz-Bewegungen engagiert, überzeugt.

Valerie Peer engagiert sich seit einigen Jahren bei Fridays For Future. | Foto: Grager
  • Valerie Peer engagiert sich seit einigen Jahren bei Fridays For Future.
  • Foto: Grager
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Naturschutz wurde ihr in die Wiege gelegt, erzählt Valerie Peer. Ihre Mutter ist Botanikerin. Schon als Kind war sie viel in der Natur unterwegs. Für Protest-Aktionen Feuer gefangen hat sie über die Sozialen Medien. Online verfolgte sie zum Beispiel die Besetzung des Hambacher Forsts in Deutschland. Als Greta Thunberg am Freitag, 20. August 2018, das erste Mal vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz protestierte, hatte wohl niemand kommen sehen, dass daraus einmal die weltweite Bewegung Fridays For Future (Freitage für die Zukunft) werden würde. Als Valerie Peer von Greta Thunbergs Protest hörte, war ihr erster Gedanke: „Hoffentlich wird das größer!“

Wie groß die Bewegung rund um die Streik-Freitage in kürzester Zeit wurde, hat die Religions- und Ethiklehrerin Sabine Stegmüller-Lang gleichwohl überrascht wie begeistert. Bereits im März 2019, ein halbes Jahr nach Greta Thunbergs erstem Streik, nahmen über eine Million Menschen weltweit an Demonstrationen von Fridays For Future teil. Auch Stegmüller-Lang besuchte im Frühjahr 2019 die ersten Kundgebungen von SchülerInnen in Graz. Ihr Aktivismus war sofort geweckt: „Wenn SchülerInnen so was auf die Beine stellen – wo sind dann wir LehrerInnen?“

Solidarität mit den jungen Menschen
In den Sozialen Medien fand Stegmüller-Lang schnell Verbündete. Auf ihren Aufruf, wer Interesse an einer Teachers-For-Future-Gruppe in der Steiermark hätte, erhielt sie viele positive Zuschriften. Gesagt. Gegründet. Vernetzung und Austausch stehen ganz oben auf der Agenda. Abgesehen von monatlichen Stammtisch-Treffen organisieren die Teachers For Future jährlich österreichweite Vernetzungstreffen, wo miteinander diskutiert und voneinander gelernt wird.

Sabine Stegmüller-Lang gründete die Gruppe Teachers For Future Steiermark. | Foto: privat
  • Sabine Stegmüller-Lang gründete die Gruppe Teachers For Future Steiermark.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Aus Solidarität mit den Jugendlichen geht Daniela Felber von der Gruppe Religions For Future regelmäßig für das Klima auf die Straße. Als Christin nehme sie „den Schöpfungsauftrag, die Erde zu bebauen, zu gestalten und zu behüten, auf diese Weise an“. Ihren ersten Besuch einer Klimademo beschreibt die
Pastoralreferentin als überwältigend, sich „mit so vielen Menschen auf der ganzen Welt“ verbunden zu wissen und „friedlich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen“.

Klimabildung in den Lehrplan
Obwohl die Problematiken rund um Umwelt und Klima schon seit Jahrzehnten bekannt seien, brauche es viel mehr faktenbasierte Bildung, weiß Sabine Stegmüller-Lang aus ihrer Erfahrung als Lehrerin. Die gute Nachricht: In vielen Schulfächern hat Klimabildung Platz. In Mathematik könne man Rechnungen zu dem Thema machen. In Geografie und Wirtschaftskunde den ökologischen Fußabdruck berechnen und in Biologie über Artenvielfalt sprechen. „In meinen Fächern Katholische Religion und Ethik habe ich es leicht. Das Thema steht, unter anderem unter dem Stichwort Schöpfungsverantwortung, fix im Lehrplan“, ist die Pädagogin sichtlich stolz. Ein Zukunfts-Ziel der Teachers For Future: Klimabildung im Lehrplan verankern. Bis dahin thematisieren es immer mehr gewillte LehrerInnen von sich aus, ist Stegmüller-Lang zuversichtlich.

Nicht-Oma bei den Omas
Auch die Omas For Future setzen auf Information. Niederschwellig und nahe bei den Menschen wollen sie sein, erklärt Hildegard Schweder, die 2021 in der Südsteiermark zusammen mit anderen Frauen eine Omas-For-Future-Gruppe gegründet hat. Ein Zeitungsartikel über die Gleisdorfer Omas-For-Future-Gründerin Christine Weiss gab den Impuls. Hildegard Schweder suchte, kürzlich in Pension gegangen, nach einem Engagement, bei dem sie „der Gesellschaft etwas zurückgeben“ könne. Man müsse aber keine „Oma“ sein, sagt die 68-Jährige, selbst noch nicht Oma, schmunzelnd dazu.

Hildegard Schweder gründete mit anderen Frauen die südsteirische Gruppe Omas For Future. | Foto: privat
  • Hildegard Schweder gründete mit anderen Frauen die südsteirische Gruppe Omas For Future.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Den Omas For Future gehe es darum, die Generation 50plus zu erreichen und zu motivieren, etwas zum Klimaschutz beizutragen. Dafür sind sie viel unter Leuten. Man trifft sie zum Beispiel am Wochenmarkt in Leibnitz. Ein Umweltquiz dient als Einstieg ins Gespräch. Die Themen sind vielfältg: Mobilität, Wasser, Ernährung ... „Wir erleben oft einen großen Aha-Effekt, wenn Menschen zum Beispiel zum ersten Mal hören, wie viel Wasser die Produktion einer herkömmlichen Jeans verbraucht“, erzählt Schweder. „Aber wir wollen niemandem etwas verbieten!“, ist ihr wichtig zu betonen. Stattdessen setzen die „Omas“ auf positive Motivation. Ein nachhaltigerer Lebensstil sei nicht nur Verzicht – „wenn du darauf achtest, dass es anderen und der Umwelt gut geht, gewinnst du auch selbst an Lebensqualität“, ist ihre Erfahrung.

Anfangs vermuteten manche, dass die von SchülerInnen initiierte Bewegung bald wieder einschlafen würde – nach den Sommerferien oder nach der Pandemie. Doch die jungen Menschen blieben hartnäckig dran, berichtet Sabine Stegmüller-Lang nicht ohne Bewunderung. „Alle, die dafür brennen und die Thematik durchdrungen haben, lassen nicht locker“, ist die Pädagogin überzeugt. Ganz nach dem Motto der Fridays-For-Future-Bewegung: „Wir streiken, bis ihr handelt“, dem sich auch die Teachers verschrieben haben.

Im Klimaschutz ein Vorbild sein
Neben dem Zukunfts-Ziel, Änderungen im Lehrplan zu erwirken, haben sich die klima-bewussten LehrerInnen vorgenommen, den Schulalltag nachhaltiger zu gestalten: Sprachreisen nicht immer mit dem Flugzeug zu unternehmen oder mehr vegetarische Speisen am Schulbuffet sind zwei Ideen. Klimabildung muss auch in der Praxis stattfinden und vorgelebt werden.

Persönlich schränkt sich die „Oma For Future“ Hildegard Schweder beispielsweise beim Kleidung-Kaufen sehr ein. „Früher im Berufsleben habe ich oft konsumiert, ohne darüber nachzudenken“, erinnert sie sich. Inzwischen ist sie glücklich mit weniger, verschenkt vieles, was sie kaum trägt, und kauft nur, was unbedingt ersetzt werden muss. „Teacher For Future“ Sabine Stegmüller-Lang ernährt sich seit Jahren vegetarisch: „Zuerst hauptsächlich wegen des Tierschutz-Gedankens“, so die Pädagogin, aber wie sich herausgestellt habe, sei Ernährung auch ein großer Faktor im Klimaschutz.

Die junge Fridays-For-Future-Aktivistin Valerie Peer verzichtet bewusst darauf, den Führerschein zu machen. Entweder sie erreicht ihre Ziele zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Man wird es gewohnt, so zu denken“, erklärt die Soziologiestudentin. Sie weiß, wie oft ein Zug von Graz nach Wien oder wann der Bus von Salzburg zu ihren Eltern nach Hause fährt. Religions-For-Future-Mitglied Daniela Felber versucht, so oft es geht, das Auto stehen zu lassen. Die dreifache Mutter setzt auf die Schätze ihres Gartens und das Selbermachen. „Wir müssen vom Wissen über den Klimawandel ins Handeln kommen“, formuliert die Pastoralreferentin. Damit das für Einzelne leichter möglich sei, brauche es die richtigen politischen Rahmenbedingungen, fügt sie hinzu.

Daniela Felber, Pastoralreferentin, engagiert sich bei Religions For Future. | Foto: privat
  • Daniela Felber, Pastoralreferentin, engagiert sich bei Religions For Future.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

„Jede und jeder kann etwas tun!“ – darin sind sich alle vier Aktivistinnen einig. Valerie Peer von Fridays For Future zitiert eine amerikanische Aktivistin: „No help is too small“ – keine Hilfe sei zu klein für die Klimabewegung. Ein erster Schritt – besonders gegen ein Gefühl von Hilflosigkeit – sei Hingehen und Dabeisein – zum Beispiel beim globalen Klimastreik am 15. September.

Globaler Klimastreik
Am 15. September lädt Fridays For Future alle ein, beim großen Klimastreik mitzumachen.
In Graz: 12 Uhr, Europaplatz (Hauptbahnhof).

Kontakt
Alle „For Future“-Gruppierungen sind offen für Interessierte. Viele verschicken auch Newsletter.

Fridays For Future Graz:
graz@fridaysforfuture.at
www.fridaysforfuture.at/gruppen/graz

Omas For Future:
Gruppe Südsteiermark: Hildegard, 0660 9005 858
Gruppe Gleisdorf/Weiz: Erika, 0650 4927 606
oesterreich@omasforfuture.eu
www.omasforfuture-oesterreich.at

Religions For Future: Kontakt & Newsletter:
daniela.felber@graz-seckau.at, 0676 8742 6621,
www.fridaysforfuture.at/allianzen/religions-for-future

Teachers For Future: Kontakt & Newsletter:
steiermark@teachersforfuture.at
www.teachersforfuture.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ