Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem
Mit Liebe zum Heiligen Land

Als Kandidaten und Kandidatin wurden am 8. Dezember 2022 in Maria Straßengel vier Personen (grauer Mantel) aus der Steiermark aufgenommen, die am 30. September ihre Investitur feiern. – 1. Reihe von links Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn, Ao. Univ-Prof. Dr. Harald Haselmayr, Leitender Komtur Ao. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Aichernig, Prior P. Mag. Michael Robitschko, Dr. Gerda Slawitsch-Waltersdorfer und Dr. Peter Slawitsch. | Foto: Wedenig
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  • Als Kandidaten und Kandidatin wurden am 8. Dezember 2022 in Maria Straßengel vier Personen (grauer Mantel) aus der Steiermark aufgenommen, die am 30. September ihre Investitur feiern. – 1. Reihe von links Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn, Ao. Univ-Prof. Dr. Harald Haselmayr, Leitender Komtur Ao. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Aichernig, Prior P. Mag. Michael Robitschko, Dr. Gerda Slawitsch-Waltersdorfer und Dr. Peter Slawitsch.
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Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem trifft sich von 29. September bis 1. Oktober in Graz zur Investiturfeier. Herbert Meßner sprach mit dem Leitenden Komtur Bernhard Aichernig und dem Prior P. Michael Robitschko.

Bei einem Orden denken wir meistens an ein Kloster mit einer darin lebenden Gemeinschaft. Wie aber ist das bei einem Ritterorden?
Ein Ritterorden ist eine spezielle Gemeinschaft von Laien und Geistlichen. Vor ihrer Ordensberufung haben die Mitglieder schon eine erste Berufung in ihrer Familie, in ihrem Beruf oder als Geistlicher. Die Gemeinschaft im Orden wird gepflegt und gestärkt durch regelmäßige Treffen und besondere Veranstaltungen. Neben den monatlichen Zusammenkünften gibt es einmal im Monat Rosenkranzgebet. Am Freitag um 15 Uhr sind alle Mitglieder in Österreich eingeladen, sich in einer gemeinsamen Gebetszeit zu verbinden, wo immer sie sich gerade befinden.

Wie ist speziell der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem entstanden? Welche Aufgaben hat er?
Im Mittelalter gab es eine Tradition, dass sich Adelige oder reiche Bürger am Heiligen Grab in Jerusalem, meist in der Nacht, zum Ritter schlagen ließen. In der heutigen Form wurde der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem im 19. Jahrhundert konstituiert. Im Auftrag des Papstes hat er sich um die Christen im Heiligen Land zu kümmern: geistlich, finanziell und ideell. Der Orden unterstützt speziell das Lateinische Patriarchat von Jerusalem. Diese Unterstützung gehört zum Ordensversprechen.

Wer kann dem Orden beitreten und wie?
Mitglieder bewerben sich nicht selbst, sondern werden in der jeweiligen Komturei vorgeschlagen. Bei Bejahung werden sie zu einem Gastjahr eingeladen. Danach werden sie als Kandidat oder Kandidatin aufgenommen für ein Kandidatenjahr. Die endgültige Aufnahme in den Orden als Ritter oder als Dame erfolgt bei der Investitur, die heuer in Graz stattfindet.
Die Ordensmitglieder sollen beruflich und familiär gefestigt und in der Pfarre aktiv sein. Es wird auch ein Empfehlungsschreiben des Pfarrers eingeholt.

Wie üben die Ritter und Damen ihre Aufgaben aus?
Sie leben die Gemeinschaft durch Teilnahme an den Komtureiabenden, Investituren und Gottesdiensten. Mit einem Jahresopfer unterstützen sie Christen im Heiligen Land. Damit werden zum Beispiel Schulen errichtet oder unterstützt, die auch Nichtchristen zur Verügung stehen, oder soziale Einrichtungen und Programme. Von Österreich aus wurde in Gaza, einer höchst unruhigen Region, eine Schule begründet. Mit dem Verkauf von Produkten aus dem Heiligen Land (Oliven, Andachtsgegenstände aus Olivenholz) werden Christen im Heiligen Land doppelt unterstützt. Das geistliche Wachstum der einzelnen Ordensmitglieder wird auch durch Einkehrtage in Maria Plain bestärkt.


Feier der Investitur heuer in Graz

Auch vier steirische Mitglieder werden aufgenommen.

Das große Jahrestreffen des österreichischen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die Investitur, findet jedes Jahr in einer anderen Komturei statt. Heuer ist die Komturei Graz Gastgeberin für dieses Ereignis, das mit der Aufnahme und Einkleidung von elf neuen Rittern und Damen verbunden sein wird. Vier von ihnen kommen aus der Komturei Graz: Harald Haselmayr, Professor für Musikästhetik an der Kunstuniversität Graz; Peter Slawitsch, Internist; Gerda Slawitsch-Waltersdorfer, Allgemeinmedizinerin; Andreas Sohn, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Sorbonne Paris Nord.

Die Feierlichkeiten zur Investitur beginnen am Freitag, 29. September, mit einem Empfang durch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr im Minoritensaal. Um 20 Uhr wird in der Franziskanerkirche eine Vigil gefeiert. Eine geistliche Nachtwache führt vor allem die neu Aufzunehmenden zur Investitur am nächsten Tag hin. Im Rahmen der Vigil übergeben die neu zu Investierenden dem Statthalter ihr Ordensversprechen. Die Ritter berühren ein Schwert, die Damen ein Gefäß mit Duftöl; es erinnert an die Frauen, die am Ostermorgen mit Salböl zum Grab Jesu gehen.

Die eigentliche Investitur findet dann am Samstag, 30. September, um 10 Uhr bei einem Pontifikalamt in der Herz-Jesu-Kirche statt, dem der Großprior der Statthalterei Österreich, Abt em. Raimund Schreier, vorsteht. Die Insignien und Mäntel für die neuen Ritter und Damen werden gesegnet. Nach der Anrufung des Heiligen Geistes und der Verlesung des römischen Dokumentes legen die Neuen ihr Versprechen ab. Sie wollen Jesus durch ein Leben aus dem Glauben und Werke der Nächstenliebe folgen, das Heilige Land und seine Christen unterstützen, ihr Leben als Getaufte gestalten und die Regeln des Ordens beachten. Sie empfangen das Kreuz und den Ordensmantel. Den Rittern wird auch das Barett (Kopfbedeckung) überreicht. Vor der Fortsetzung der heiligen Messe wird der Friedensgruß ausgetauscht.

Am Nachmittag des 30. September findet um 17 Uhr im Grazer Congress das große Festkapitel statt, in dessen Rahmen Landeshauptmann Christopher Drexler zum Empfang lädt.
Die feierliche Sonntagsmesse am 1. Oktober um 10 Uhr im Grazer Dom mit Bischof Wilhelm Krautwaschl bildet den abschließenden Höhepunkt des Dreitage-Festes der Investitur. Eine Begegnung bei der Agape im Hof des Priesterseminars rundet die festlichen Tage für den Orden ab.


ORDENSSTRUKTUR

Weltebene – Statthalterei – Komturei

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem steht in einem Souveränitäts-verhältnis zum Heiligen Stuhl. Der päpst-liche Orden hat seinen Sitz in Rom.
An der Spitze steht der Kardinal-Großmeister, derzeit Kardinal Fernando Filoni. Als Geschäftsführer fungiert der General-Gouverneur Leonardo Visconti di Modrone. Großprior ist der Lateinische Patriarch von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa, der in Kürze zum Kardinal ernannt werden wird.
Auf Landesebene gibt es die Statthalterei.Statthalter für Österreich ist seit 2017 Andreas Leiner, ein Zahnarzt aus Eisenstadt. Als Großprior fungiert Raimund Schreier, emeritierter Abt des Prämonstratenserstiftes Wilten in Innsbruck. Kanzler der österreichischen Statthalterei ist Hermann Feiner aus der Komturei Wien.

Zur Statthalterei Österreich gehören zwölf Komtureien. Leitender Komtur der Komturei Graz ist Bernhard Aichernig, Professor an der Technischen Universität Graz. Der Leitende Komtur wird vom Statthalter ernannt, wobei die Komturei einen Vorschlag macht, mit Bestätigung durch das Großmagisterium in Rom. Er übt dieses Amt auf vier Jahre aus, mit der Möglichkeit einer einmaligen Verlängerung. Prior der Komturei Graz ist der Admonter Benediktiner P. Michael Robitschko, der auch Pfarrer von Trieben, St. Lorenzen im Paltentale und Hohentauern ist.
Weltweit gehören dem Orden etwa 32.000 Mitglieder an, in der Statthalterei Österreich sind es 550. Zur Komturei Graz gehören 39 Ritter und fünf Damen.

Im Ordensgebet heißt es: „Herr, gib uns in deinem Geist Mut zum Zeugnis. Gib uns offene Augen, offene Ohren und ein offenes Herz für die Not der Menschen, besonders für die Christen im Heiligen Land, die unserer persönlichen Sorge anvertraut sind. Lass uns denken und handeln nach deinem Wort und Beispiel. Lass uns unsere Berufung leben mit den Schwestern und Brüdern, die zur Gemeinschaft des Ritterordens gehören …“

Ordenstracht
Weißer (für Damen schwarzer) Mantel mit dem fünffachen Jerusalem-Kreuz. Erinnert an die fünf Wunden und die Auferstehung.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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