Buch-Tipp
Vom Antimodernismus zum Konzil

Die Frage, wie der Glaube an Gott in einer aufgeklärten, mündig gewordenen und die Autonomie des Menschen betonenden Welt bestehen kann, wurde im 20. Jahrhundert in vielfacher Weise gestellt. Der zum Ende des 19. Jahrhunderts auftretende Modernismus stellte vermeintliche Gewissheiten und übergeschichtlich geoffenbarte Wahrheiten in Frage. Das katholische Lehramt und die Theologen der „Römischen Schule“ reagierten darauf mit dem Antimodernismus und dem Konzept der neuscholastischen Theologie.

Im Jahr 1950 veröffentlichte Papst Pius XII. die Enzyklika „Humani generis“. Sie bildete eine Zäsur im katholischen Abwehrkampf gegen den Modernismus: In einem letzten großen Versuch in der Tradition antimodernistischer lehramtlicher Äußerungen der Päpste wurden nochmals die seitens der französischen „Nouvelle théologie“ entworfenen Konzepte unterbunden. Dieser neuen Schule gehörten namhafte Theologen wie Yves Congar und Henri de Lubac an, die dann maßgeblich am Zweiten Vatikanischen Konzil mitgewirkt haben.
Die von David Zettl, Zisterziensermönch und Archivar im Stift Rein, als Dissertation verfasste Studie beleuchtet die Konfliktgeschichte zwischen päpstlichem Lehramt und aufbrechenden theologischen Neuansätzen, analysiert den Text der Enzyklika und bestätigt die Intention des Papstes, gegen die „Neuerer“ vorzugehen. Dass der Versuch, eine strikt antimodernistische Haltung durchzusetzen, misslang, zeigt der Paradigmenwechsel, der wenig später vom Konzil eingeleitet wurde. Neueste Erkenntnisse aus den Vatikanischen Archiven zur Entstehung des Schreibens werden in der Arbeit mitberücksichtigt.

David Zettl: Ein letztes Aufbäumen des Antimodernismus? Die Enzyklika „Humani generis“ und ihr theologiegeschichtlicher Kontext, kartoniert, 440 Seiten, 51,40 Euro, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2022, ISBN: 978-3-7917-3326-5.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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