Kultur
Kunst – Zuflucht, Befreiung

Felicitas Hoppe: „Kunst ist ein Möglichkeitsraum“. | Foto: Thomas Henke: „Film der Antworten“
3Bilder
  • Felicitas Hoppe: „Kunst ist ein Möglichkeitsraum“.
  • Foto: Thomas Henke: „Film der Antworten“
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

KULTUM: Mit der Büchner-Preisträgerin und Schriftstellerin Felicitas Hoppe, dem Philosophen Thomas Macho und dem Pianisten Claudius Tanski sind am 16. März drei ganz besondere Persönlichkeiten im Minoritensaal zu Gast, die über „Kunst – Zuflucht und Befreiung“ lesen, spielen und debattieren werden.

Alle drei sind Thomas Henke freundschaftlich verbunden, der 25 berührend-existenzielle Filme im KULTUM zeigt, die auch während der Diagonale 23 zu sehen sind. Die Retrospektive ist eine Einladung in der Fastenzeit, sich mit Endlichkeit, Hoffung, Zuflucht zu konfrontieren. Bis zum 8. April ist die Ausstellung „Thomas Henke: CINEMA ALTERA“ geöffnet. Ein mehrmaliger Besuch ist zu empfehlen!

Was trauen wir der Kunst noch zu? Was können wir ihr zutrauen – angesichts ihrer An- und Einsprüche von Johann Sebastian Bach bis Franz Kafka? Befreit sie, oder lässt sie frei? Ist sie Zuflucht? Gar Trost? Soll, kann man ihr ins Unendliche folgen? Große, oft zu große Fragen. Die Filme, die die Retrospektive von Thomas Henke im KULTUM in der Fastenzeit 2023 thematisieren, thematisieren metaphysische Fragen.

Als Höhepunkt der Retrospektive von Thomas Henke hat der Künstler seine langjährigen WeggefährtInnen, den Philosophen Thomas Macho, die Schriftstellerin Felicitas Hoppe und den Pianisten Claudius Tanski eingeladen, die Hauptmotive seiner filmkünstlerischen Portraitarbeit – Zuflucht und Befreiung – im Minoritensaal zu reflektieren.
Nach der Lesung der Texte, die Hoppe und Macho für diesen Abend geschrieben haben, werden die Schriftstellerin und der Philosoph zu „Kunst – Zuflucht und Befreiung“ ein Gespräch führen.

Kunst als Möglichkeitsraum
Für Felicitas Hoppe ist die Welt, in der wir leben, die Vorlage dafür, dass wir uns andere Welten vorstellen, denn die Welt an sich, in der wir leben, könnte uns gar nicht glücklich machen. „Irgendwer kam auf die Idee, uns diese Welt als Vorlage hinzustellen, denn das Leben insgesamt ist wenig schön, es ist nicht leicht zu ertragen, es ist für die wenigsten Mensch lustig, es ist sehr schmerzhaft, es ist voller Gewalt… ja, die ganze Thematik der Zuflucht: Vielleicht ist die Zuflucht ja unsere vornehmste Aufgabe“ (im Video Minute 51:07), sagt die Büchner-Preisträgerin von 2012 in einer Zwischenpassage des „Films der letzten Zuflucht“.

Kunstschaffende hätten es leichter, denn mit wenigen Mitteln könnten sie sich eine Welt einrichten, einen Text schreiben, in ihm ein Haus kaufen, es sogar besitzen – was in der Realität niemals denkbar wäre. „Kunst ist ein Möglichkeitsraum, ein Raum der Wunscherfüllung. Manchmal denke ich, dass Kunst das einzige Mittel ist, das uns das Leben wirklich überstehen lässt“ (49:42). Denn was hätte sie davon, ein schönes Haus zu besitzen oder ein tolles Auto zu fahren? „Also mein Haus im Buch, das mir gehört, macht mich vielleicht wirklich glücklicher, als mich jedes Haus jemals glücklich würde machen können.“

Zuflucht nicht hier
Für Hoppe ist Kunst ein Akt der Bändigung. Wir erfahren, dass für die Schriftstellerin die letzte Zuflucht nicht dieses Leben sei: „Ich sehe die Zuflucht nicht hier“ (1:55:00). Was heute Zuflucht ist, könne morgen schon Kerker sein. Alle Zufluchten hier seien wie „Vorhöfe einer letzten Zuflucht, es sind nur Schatten, die vorausgeworfen werden“ (1:55:40). Und: „Wenn ich dieses Leben mal hinter mir habe, dann bin ich wirklich in Sicherheit“ (1:56:00). Wir erfahren, dass das „Ziel der Veranstaltung“ – das ist das Leben – es sei, das „Leben ordentlich fertig gelebt zu haben: Und ich hoffe, dass ich dafür belohnt werde“ (1:56:11). Punkt. Blick. Verhaltenes Lächeln. Ausatmen.

Tatsächlich hat Thomas Henke die Schriftstellerin Hoppe beim Projekt „Portaits 1.13“ kennen gelernt, in dem es um „eschatologische Portaits“ – so nannte diese der Philosoph Thomas Macho im Nachhinein – ging: Ihr Portrait eröffnet die sechsteilige Serie im Gang zum Franzikussaal.
Und der Philosoph Thomas Macho, dem der Tod ein früher, auch existenzieller Begleiter war und der sich über Todesriten habilitiert hatte, ist der zweite an diesem Abend, der über „Kunst – Zuflucht und Befreiung“ sprechen wird.
Gerahmt und akzentuiert wird dieser außerordentliche Abend im Minoritensaal vom Pianisten und Echo-Klassik-Preisträger Claudius Tanski (Professor für Klavier am Mozarteum in Salzburg), der die großen Fragen in die Musik-Welten öffnet: Er spielt Chopin, Mozart und Bach; von letzterem das Vorspiel zur Kantate „Ich ruf dich an, Herr Jesu Christ, ich bitt, erhör mein Klagen ...“ (BWV 639) sein.

Zusätzlich zu den Öffnungszeiten der Ausstellung gibt es auch Sonderscreenings der einzelnen Filme: Meist sonntags von 17–19 Uhr und in den ersten Tagen der Karwoche. Info: www.kultum.at

Info zur Veranstaltung
Kunst – Zuflucht und Befreiung: Felicitas Hoppe, Thomas Macho, Claudius Tanski,
Thomas Henke.
Datum: DO, 16. März 2023, 19 Uhr
Karten: 10 Euro | Vorbestellung: 8 Euro
KULTUM, Mariahilferplatz 3, Graz
Ausstellungsdauer: bis 8. April 2023
Öffnungszeiten: DI bis SA, 11–17 Uhr
Info: www.kultum.at; 0316/711133-31
oder tickets@kultum.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ