Mutworte - Harald Baloch
Wieder lachen können

„Es war, als fielen meine Frau Martha und ich in ein tiefes Loch, als wir erfuhren, dass Werner, unser zweites Kind, sein Leben lang schwer behindert sein würde. Acht Tage nach der Geburt hatte Werner eine Blutung im Kleinhirn, und die Ärzte machten keine Hoffnung. Einer sprach uns sogar einen fragwürdigen Trost zu: Wir würden jetzt die doppelte Kinderbeihilfe beziehen, und das Kind würde höchstens fünf Jahre alt werden.“ So erzählt Florian K., ein pensionierter Betriebselektriker, und mit einigem Stolz fügt er hinzu, dass Werner jetzt vierzig Jahre alt sei.
Was hat dem Ehepaar K. geholfen, die täglichen Mühen der Betreuung ihres Sohnes zu bestehen? „Es war der Gedanke“, erinnert sich Florian K., „dass, wenn man ganz unten ist, es eigentlich nur noch aufwärts gehen kann. Man darf da gar nicht an die Zukunft denken, sondern nur an die Probleme, die unmittelbar anstehen. Meiner Frau haben Glaube und Gebet sehr geholfen.“
Vom Säuglingsalter an konnte Werner nicht reden, selbstständig sitzen, gehen und essen. Dazu war das Kind extrem geräuschempfindlich, brüllte bei jedem plötzlichen Geräusch und konnte nur schwer beruhigt werden. Erst bei einem der legendären Familienschikurse der Diözesansportgemeinschaft, bei denen bewusst auch Kinder mit Behinderung mitfahren konnten, begann Werner mitten im Kinderlärm überraschend zu lachen. Und auch die Eltern können heute lachen, wenn Werner etwa die verschiedensten Geräusche nachmacht.

Harald Baloch
ist Theologe und ehemaliger Referent des Bischofs für Wissenschaft und Kultur. Er hört zu und notiert mutmachende Lebenserfahrungen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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