Positionen - Svjetlana Wisiak
Hatschi!

Am 19. Juli notierte ich mir eine Idee für meine kommenden Positionen: Minister Rauch wurde in einer Zeitung mit dem Satz zitiert: „Bevor man krank wird, passiert nichts.“ Fünfeinhalb Stunden später erfuhr ich vom Ableben unseres VinziWerke-Gründers Pfarrer Pucher. Bevor Sie fragen: Nein, zum Glück wurde sein Tod nicht von einem „kränkelnden“ Sozialstaat verursacht. Dennoch kommt man in solchen Zeiten nicht umhin, sich an seine mahnenden Worte zu erinnern: Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft leben, haben einen unzureichenden Zugang zum Gesundheitssystem. „Das ist skandalös“ würde er sagen. Oder: „Das ist unseres Wohlstandsstaats nicht würdig.“
Ich würde noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass auch arbeitende, anspruchsberechtigte Bürger der Mittelschicht, die mit ihrem Einkommen auskommen, oft genug vom „System“ im Stich gelassen werden. Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Beobachtungen, die ich in fünf- bis achtstündigen Strickeinheiten 2013 und 2014 in Wartezimmern des LKH Graz gemacht habe, böten Stoff für eine Dissertation in Soziologie. Dennoch muss ich unserem Gesundheitsminister recht geben: Erst als ich richtig krank wurde, fingen Dinge an, schnell zu gehen – und wurden selbst dann noch von der Frage „Haben Sie eine Zusatzversicherung?“ aufgehalten.
Ich darf Sie beruhigen: Heute bin ich bei bester Gesundheit. Aber zum Krankwerden bleibt noch reichlich Zeit. Ich hoffe, bis dahin hat sich eine neue Stimme wie die von Pfarrer Pucher gefunden – und auch Entscheidungsträger, die auf sie hören.

Svjetlana Wisiak

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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