Ukraine
Weihnachten im Krieg und gegenseitige Vorwürfe

Schuldzuweisungen bei Weihnachtsmessen in Moskau und Kiew.

Überschattet vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine feierten orthodoxe und griechisch-katholische Christen in beiden Ländern am Samstag, dem 7. Jänner, Weihnachten. Trotz einer von Moskau angekündigten Waffenruhe beschoss Russland nach Angaben des Generalstabs in Kiew an diesem Tag die Ukraine erneut mit mehr als 20 Raketen. In ihren Weihnachtsgottesdiensten machten die orthodoxen Kirchen­oberhäupter dem jeweils anderen Land schwere Vorwürfe.

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. kritisierte, Kiew wolle die orthodoxe Kirche in der Ukraine zerstören, die bis zu ihrer Loslösung im Mai dem Moskauer Patriarchat unterstand. Der 76-Jährige rief in Moskau zu Gebeten „für unsere Geschwister in der Ukraine“ auf, „die heute aus dem Kiewer Höhlenkloster vertrieben werden, das jahrhundertelang die Hüterin des wahren, unverfälschten orthodoxen Christentums war“. Die ukrainische Regierung hatte der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) zum Jahreswechsel ihre Hauptkathe-drale (Mariä-Entschlafens-Kathedrale) in dem weltbekannten Kloster entzogen. Sie gehört dem Staat. Einen großen Teil der Klosteranlage mit dem 600 Meter langen Höhlenlabyrinth behält die UOK allerdings.

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epifanij, feierte dafür am 7. Jänner erstmals einen Gottesdienst in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Er nannte die dortige Weihnachtsliturgie ein „historisches Ereignis“. Der Einladung dazu folgten mehrere hundert Gläubige, dutzende Journalisten und Kulturminister Olexander Tkatschenko. Der Gottesdienst wurde live im ukrainischen Fernsehen übertragen. Metropolit Epifanij betonte, „trotz des Krieges und der schrecklichen Prüfungen für das ukrainische Volk feiern wir Weihnachten und glauben an den Sieg des Guten über das Böse“. Die Ukraine werde gewinnen. Den russischen Angriffskrieg gegen sein Land verurteilte er.

Patriarch Kyrill feierte den Weihnachtsgottesdienst in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Präsident Putin besuchte hingegen in der Nacht zum Samstag ganz allein einen Gottesdienst in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Kreml.

Kathpress

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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