RIP Pfarrer Wolfgang Pucher
Von oben gelenkt

Das VinziFest ist nach Pandemie-Pause wieder da. Dieses Mal werden auch zwei Jubiläen von Pfarrer Pucher gefeiert: 60 Jahre Priester, 50 Jahre Pfarrer von St. Vinzenz. | Foto: Neuhold
  • Das VinziFest ist nach Pandemie-Pause wieder da. Dieses Mal werden auch zwei Jubiläen von Pfarrer Pucher gefeiert: 60 Jahre Priester, 50 Jahre Pfarrer von St. Vinzenz.
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VinziWerke feiern beim VinziFest Doppeljubiläum ihres Gründers.

Nach drei Jahren Pandemie-bedingter Pause ist das VinziFest der VinziWerke wieder zurück und hat am Sonntag, 18. Juni, vielfachen Grund zu feiern. Darunter das Doppel-Jubiläum von Pfarrer Wolfgang Pucher. Vor 60 Jahren, am 7. Juli 1963, wurde er zum Priester geweiht und zehn Jahre später, am 2. Juni 1973, hielt er seine erste Predigt als neuer Pfarrer in der Vinzenzkirche. Im Sonntagsblatt-Interview ließ er Stationen seines Lebens Revue passieren:

Wie war Ihr Weg bis zum Priester?
Pfarrer Pucher: In der Volksschule (1945–1949) war ich mit Freude am Gottesdienst Ministrant. Schlechte Noten prägten meine Zeit im Bischöflichen Gymnasium. Aber das Knabenseminar der Lazaristen nahm mich trotzdem auf. Dort bin ich erstmals mit dem Geist des hl. Vinzenz und seinem Credo „Armendienst ist Gottesdienst“ in Berührung gekommen und war von Anfang an davon fasziniert. In der Basilika Mariatrost hat Bischof Schoiswohl mich 1963 zum Priester geweiht. Das Glück, das ich bei dieser Weihe empfunde habe, ist unbeschreiblich.

Wie verlief Ihr Einstieg als Pfarrer?
Bei meiner ersten Predigt in St. Vinzenz habe ich erklärt, ich würde für alle Menschen da sein, vor allem für jene, die mich am meisten brauchen. Letztere entdeckte ich sehr bald in den vier Häusern eines Delogiertenheimes, in dem 800 Menschen, davon 200 Kinder, lebten. Nach einem Besuch aller Wohnungen wusste ich: die brauchen mich. Ohne zu
wissen, wie man diesen Menschen helfen kann – sie waren von den Behörden und allen Sozialaktivitäten der Stadt Graz nahezu ausgeschlossen und im wahrsten Sinne des Wortes verachtet. Die Nachbarn haben sie gehasst.
Die Häuser trugen eine 50 cm hohe Schrift „Delogiertenwohnheim der Stadt Graz“. Diese habe ich entfernen lassen. Bei den Bewohnern geht das Gerücht um, ich hätte sie selbst abmontiert. Obwohl es im Wortsinn nicht stimmt, ehrt mich diese Aussage. Auch der Straßenname war ein unüberseh- und unüberhörbares Stigma für alle Bewohner. Daher erreichte ich, dass der Name gänzlich gestrichen und die Häuser den angrenzenden Quergassen zugeordnet wurden. Das entfernte Straßenschild habe ich erhalten und testamentarisch festgelegt, dass es in meinem Sarg auf meinen Körper gelegt wird.

Wie sind Sie mit den vielfachen Widerständen umgegangen?
Man kann nicht begründen, wie man diesen mitunter menschenverachtenden Widerstand aushält, man kann es nur tun. Wenn ich vor einer Herausforderung stehe, dann stelle ich mich ihr, und dieses Sich-Stellen weckt neue Kräfte. Woher sie kommen, kann ich nicht genau bestimmen, sicher werde ich aber auch von oben gelenkt. Ich bin der festen Überzeugung: Wenn Gott jemandem eine Aufgabe gibt, dann gibt er ihm auch die notwendigen Kräfte und Fähigkeiten, sie zu erfüllen.

Was denken Sie, wenn Sie auf Ihr bisheriges Leben zurückblicken?
Mein Leben ist nicht so fehlerfrei, wie ich es selber gerne gelebt hätte und wie andere Menschen mich einschätzen. Ich weiß, dass ich vor meinem ewigen Richter nicht so gut wegkomme, wie manche meinen. Die Straßentafel, die ich mitbringe, ist für mich ein Zeichen meines guten Willens, für die Ärmsten das Bestmögliche zu tun. Was in vielen Fällen auch tatsächlich gelungen ist. Ich werde Gott bitten, mich für den Dienst an den Armen in jene ewige Gemeinschaft aufzunehmen, zu der wir alle unterwegs sind.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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