Communio et progressio
Um den runden Tisch

Wie ein Wegweiser zu den Medien kann auch heute „Communio et progressio“ gelesen werden, auch wenn seitdem immer mehr „Schilder“ zu klassischen und neuen Medien führen.
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Als „Magna Charta“ kirchlicher Medienarbeit gilt bis heute die vor 50 Jahren veröffentlichte Instruktion „Communio et progressio“.

Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil öffnete sich die katholische Kirche Mitte der 1960er Jahre. Sein Dekret über die Medien blieb aber hinter den Fortschritten des Kirchengipfels zurück. Den Durchbruch brachte dann vor genau 50 Jahren die 1971 veröffentlichte Pastoralinstruktion „Communio et progressio“. Bis heute gilt sie als „Magna carta“ der kirchlichen Medienarbeit – auch wenn manche Aussagen zeitbedingt banal klingen mögen und inzwischen überholt sind.
„Communio et progressio“ – Gemeinschaft und Fortschritt – erschien am 23. Mai 1971, nach intensiver Arbeit und unter Einbeziehung herausragender Experten, Journalisten, Intendanten und Verleger. Der Text entsprach der Öffnung der Kirche zur Welt. Er fand gerade in der Medienwelt ein positives Echo.

Öffnung. Die Instruktion schreibt die Öffnung der Kirche für die Medienarbeit fest. Sie bezeichnet Kommunikations- und Medienfreiheit als Fortschritt für die Menschheit und stellt klar, dass die Kirche die öffentliche Meinung braucht. Sie sieht eine Übereinstimmung in den Zielen der Kommunikation und der Sendung der Kirche. Die Medien seien ein „Geschenk Gottes“, da sie die Menschen verbinden und gleichsam um einen „runden Tisch“ versammeln.

Medienschaffende. Der Text trägt den „Eigengesetzlichkeiten“ der Medien Rechnung, zollt den Medienschaffenden und ihrer Arbeit Respekt. Er weiß um den Redaktionsalltag mit seinem Zeitdruck und wirtschaftlichen Vorgaben. Er sieht die Sachzwänge der Journalisten, immer etwas Neues bringen und interessant vermitteln zu müssen, ohne Nachrichten aus dem Zusammenhang zu reißen oder unangemessen aufzubauschen. Er ist sich bewusst, dass Skandale und schlechte Nachrichten allemal mehr ziehen als gute. Der Text spricht über Grenzen der Information: Sie beginnen dort, wo die Rechte anderer verletzt werden.

Aufgaben der Kirche. „Communio et progressio“ nennt dazu auch Aufgaben für die Kirche: Sie braucht geeignete Mittel, um sich verständlich zu machen, um intern zu kommunizieren und um ihren Beitrag in die öffentliche Debatte einzubringen. Dazu müssten die Bischofskonferenzen der Kommunikation und den Medien in ihrer pastoralen Gesamtplanung einen zentralen Platz einräumen, mit ausreichend Geldmitteln. Das Papier verlangt einen strukturellen Aus- und Aufbau von Pressestellen in Bischofskonferenzen und Diözesen, Ausbildungsstätten für katholische Journalisten und vielseitige medienpädagogische Programme.
Verlangt wird aber auch ein sachgerechter Umgang mit Kommunikation. Wenn kirchliche Stellen Nachrichten zurückhalten oder nicht in der Lage sind zu informieren, öffneten sie schädlichen Gerüchten Tür und Tor. Zudem dürften sie Dissens und Konflikte nicht verschweigen.
„Communio et progressio“ wurde in einer Welt von Radio, Zeitung und Fernsehen verfasst. Es habe aber nichts Grundsätzliches an seiner Aktualität eingebüßt und sei eins zu eins auch auf die digitale Welt anwendbar, meint etwa Pressesprecher Matthias Kopp von der Deutschen Bischofskonferenz: „Eine relecture ist auch heute sinnvoll“.

kathpress

Glück und Fortschritt
Verantwortung in der Berichterstattung. Aus: Communio et progressio.

Nachrichtenredakteure „sind ständige, aufmerksame Beobachter der Weltereignisse. Unablässig schauen sie wie durch ein offenes Fenster in die Welt, um Tatsachen, Tendenzen, Meinungen und das ganze Panorama der menschlichen Gesellschaft samt ihren Interessen zu erfassen“. Sie haben daher nicht einfach die Tatsachen, wie sie sind, festzuhalten, sondern in ihrer Berichterstattung wichtige Aspekte hervorzuheben, ihre Bedeutung sichtbar zu machen und sie in ihrem Zusammenhang zu beleuchten. So tragen sie bei, dass den Rezipienten das ganze Nachrichtengewirr transparent wird. Dann sind diese auch in der Lage, ihre eigenen Urteile und Entscheidungen zum Wohle der Gesellschaft zu fällen.
Desgleichen dürfen die Kommunikatoren nicht übersehen, dass man mit diesen Medien von der Natur der Sache her ein massenhaft großes Publikum erreicht, da es sich ja um Instrumente der sozialen, das heißt universalen Kommunikation handelt. Sie müssen einerseits dem Selbstverständnis und dem Ethos ihres Berufes folgen, andererseits aber gleichzeitig die Macht und die ernste Verantwortung bedenken, die ihnen mit diesen Instrumenten zufällt. Denn sie haben eine einmalige Chance, zum Glück und zum Fortschritt der Menschen beizutragen. Unparteilichkeit und ausgewogenes Urteil werden sie auch auf Minderheiten Rücksicht nehmen lassen.

Wie ein Wegweiser zu den Medien kann auch heute „Communio et progressio“ gelesen werden, auch wenn seitdem immer mehr „Schilder“ zu klassischen und neuen Medien führen.
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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