Weltkirche
Schicksal beleuchten

Weltweit leuchten viele Bauwerke, wie hier der Trevibrunnen in Rom, am 16. November wieder blutrot, um auf das Schicksal verfolgter Christen aufmerksam zu machen. Auch steirische Kirchen beteiligen sich an dem vom katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ organisierten „Red Wednesday“. | Foto: KiN
  • Weltweit leuchten viele Bauwerke, wie hier der Trevibrunnen in Rom, am 16. November wieder blutrot, um auf das Schicksal verfolgter Christen aufmerksam zu machen. Auch steirische Kirchen beteiligen sich an dem vom katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ organisierten „Red Wednesday“.
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Interview mit „Kirche in Not“- Präsident Thomas Heine-Geldern über Christenverfolgung heute.

In 50 Staaten der Erde werden heute mehr als 200 Millionen Christinnen und Christen nur aufgrund ihres Glaubens unterdrückt, verfolgt oder sogar getötet. Um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen, initiiert das internationale katholische Hilfswerk ,,Kirche in Not“ alljährlich weltweit den Red Wednesday, der dieses Jahr am 16. November stattfindet – ein Tag, an dem Gebäude blutrot bestrahlt werden. Auszüge aus einem Interview mit Dr. Thomas Heine-Geldern, Präsident von „Kirche in Not“:

Kirche in Not hat auch heuer zum Mittun beim Red Wednesday eingeladen. Da drängen sich zwei Fragen auf: Erstens: Wie geht es den Christen auf der Welt?
Die Situation der Christen hat sich in vielen Ländern verschlechtert, wobei die Ursachen der Verfolgung oder Diskriminierung vielfältig sind. Immens zugenommen haben die Repressionen in Subsahara-Ländern wie Burkina Faso, Niger, Nigeria oder Mali. In diesen Staaten mit meist schon zerfallenden Infrastrukturen gibt es eine hochexplosive Mischung von Korruption und von kriminellen Banden, die staatliche Einrichtungen, etwa Polizeistationen, angreifen und Spitäler oder Schulen zerstören. Auch der Klimawandel hat in diesen Staaten seine negativen Auswirkungen, wenn in gewissen Regionen Hirtenvölker auf der Suche nach Nahrung für ihre Herden diese auf Feldern von ansässigen Bauern grasen lassen, weil ihre ursprünglichen Weiden vertrocknet sind. Aus der Not schlagen islamistische Hassprediger immer wieder Kleingeld – das geht dann gegen die Christen im Land.
Sorgen machen uns auch der religiöse Nationalismus in Indien oder Myanmar, die totalitären Ideologien in China und Nordkorea und die Radikalisierung in Pakistan. Diese Entwicklungen werden in der Weltöffentlichkeit aber oftmals völlig negiert.

Die zweite Frage, die sich stellt: Wie angebracht ist es jetzt, wo überall vom Stromsparen geredet wird, nachts Gebäude rot zu beleuchten?
Es gibt nach wie vor vieles, was im öffentlichen Raum abends beleuchtet wird, wie
z. B. Werbeschilder. Ich denke, da kann man auch vertreten, dass einmal mit dieser Red Wednesday-Aktion auf die erschreckende Situation vieler Christen in der Welt aufmerksam gemacht wird. Die Beleuchtung muss auch nicht die ganze Nacht sein, da kann jeder selber entscheiden, ob das ein, zwei Stunden oder länger dauert. Viele Pfarren und Klöster sind zudem energieautark bzw. erhalten ihren Strom aus erneuerbaren Energien. Es geht darum, unserer Gesellschaft, der es im Großen und Ganzen doch gut geht, aufzuzeigen: Es ist nicht selbstverständlich, dass man eine Bibel haben darf oder in die Messe gehen kann.

Sie sind bald fünf Jahre Präsident von Kirche in Not – wie schaut Ihre persönliche Bilanz aus?
Es ist faszinierend, wie viel Positives man in dieser Arbeit erleben kann. Ich treffe Menschen, die ihren Glauben und die Nachfolge Christi leben, die sich einsetzen und viel weiterbringen. Sehr beeindruckend ist das Zusammentreffen mit unseren Projektpartnern vor Ort, meist geistliche Schwestern, Priester und engagierte Laien – sie alle verlassen die ihnen anvertrauten Menschen nicht, selbst wenn andere Hilfsorganisationen bereits abgezogen sind.

Interview: Sonja Planitzer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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