Hilfswerk Schwester Emmanuelle
Liebe, die weiterwirkt

Mit 62 Jahren zog Schwester Emmanuelle in eine Müllsiedlung, um das Leben mit den Ärmsten der Armen zu teilen. Das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ trägt ihr Anliegen auch nach ihrem Tod weiter. | Foto: Hilfswerk
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  • Mit 62 Jahren zog Schwester Emmanuelle in eine Müllsiedlung, um das Leben mit den Ärmsten der Armen zu teilen. Das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ trägt ihr Anliegen auch nach ihrem Tod weiter.
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Schwester Emmanuelle starb vor 15 Jahren. Ihre Liebe wirkt weiter.

Es gibt sie: Menschen, die die Welt verändern. Uneitel, tatkräftig, begeisternd. Schwester Emmanuelle war eine von ihnen. Das Werk der „Mutter der Müllsammler in Kairo“ hat Generationen von Kindern in Ägypten und im (Süd-)Sudan zu einem besseren Leben verholfen. Vor 15 Jahren, im Oktober 2008, ist sie gestorben – doch ihre Tätigkeit wirkt vielfach weiter: durch ein Netzwerk von Menschen, die sich von ihrer Tatkraft und Menschenliebe haben anstecken lassen und die die Hilfe weiter aufrecht erhalten. So schafft das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ eine freundschaftliche, hilfreiche Verbundenheit zwischen Afrika und Österreich.

Schwester Emmanuelle, 1908 in Brüssel geboren, trat als 20-Jährige in den Orden „Unsere Liebe Frau von Sion“ ein, studierte in Paris und in Istanbul und unterrichtete an Höheren Schulen ihres Ordens in der Türkei, Tunesien und Ägypten. Es zog sie aber immer stärker hin zu denen, die im Elend lebten. Bei den „Müllmenschen“ in Kairo sah sie ihre Aufgabe: Bildung und die Grundbegriffe von Hygiene und Krankenpflege zu jenen zu bringen, die ganz am Rand lebten. 1971 übersiedelte die umtriebige Ordensfrau in die Müllsiedlung „Ezbet-El-Nakhi“ in Kairo – im Alter von 62 Jahren ging sie zu den Ärmsten der Armen, um deren Leben zu teilen.

Um ihre Arbeit zu finanzieren, reiste Schwester Emmanuelle viel, knüpfte Verbindungen über ihr Ordensnetzwerk und weit darüber hinaus. Sie mobilisierte Freunde und Bekannte, die sich in der Gemeinschaft der „Freunde von Sr. Emmanuelle und den Müllmenschen“ zusammenschlossen. Das Netzwerk wuchs rasch. Durch internationale Spenden konnten Schulen, Kindergärten, Kliniken, eine Kompostfabrik und Ziegelhäuschen für die Müllsammler errichtet werden.

Die Verbindung nach Graz ergab sich 1979 über den damaligen Pfarrer Johannes Regner, der mit der Pfarre Graz-Ragnitz als Zeichen einer solidarischen Kirche ein Hilfsprojekt in Afrika unterstützen wollte und eine Wasserpumpe finanzierte. Seitdem gab es unzählige Besuche in beide Richtungen: Schwester Emmanuelle war mehrmals in Graz zu Gast, umgekehrt gab und gibt es viele Reisen aus Österreich nach Kairo und in den Sudan (später Südsudan), wo ab 1985 ein weiteres Zentrum der Hilfe entstand. Auch dort verfolgte Schwester Emmanuelle das Anliegen, bei den Kindern anzusetzen – im Wissen, dass sie einmal die Geschicke ihres Landes steuern würden: „Rette ich ein Kind, so rette ich eine ganze Generation“, war sie überzeugt.

Ein Netzwerk, das stabil trägt
1992 übernahm die Caritas der Diözese Graz-Seckau die Trägerschaft für das Hilfswerk Sr. Emmanuelle. Es entstand ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen dem Hilfswerk, das von der Pfarre aus über die Struktur der Caritas gesteuert wird und österreichweit funktioniert. Das Herz des Hilfswerks bilden jedoch nach wie vor die Menschen, die sich mit großem Engagement dafür einsetzen, dass es stabil trägt und weiter wächst: Von Pfarrer Regner über Hannelore Bayer, die jahrelang Begegnungen organisiert hat, bis zu Waltraud Liebich, die das Netzwerk heute leitet und die Dynamik mit vielen Reisen, Vorträgen und Informationen aufrecht erhält.

Das Netzwerk kann stolz auf seine Erfolge blicken: Das Alter, in dem Mädchen verheiratet werden, ist merklich gestiegen. Bildung spielt im Leben der Menschen eine Rolle, einstige „Müllkinder“ haben sogar Studien abgeschlossen. Nicht nur in Ägypten – auch im Sudan und später im Südsudan, leisten die Bildungsprojekte einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes.

Irmgard Rieger

Mit 62 Jahren zog Schwester Emmanuelle in eine Müllsiedlung, um das Leben mit den Ärmsten der Armen zu teilen. Das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ trägt ihr Anliegen auch nach ihrem Tod weiter. | Foto: Hilfswerk
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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