Theologische Fakultät
Große Reichweite

Seinen Dank drückte Univ.-Prof. Franz Winter zum Abschluss seiner Antrittsvorlesung auf Japanisch aus. Sein Studium und seine Forschung hatten ihn auch nach Japan geführt. | Foto: Neuhold
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  • Seinen Dank drückte Univ.-Prof. Franz Winter zum Abschluss seiner Antrittsvorlesung auf Japanisch aus. Sein Studium und seine Forschung hatten ihn auch nach Japan geführt.
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Religionswissenschaftler Franz Winter. Antrittsvorlesung zu „Überreichweiten in der Religionsgeschichte“.

Wer nur eine kennt, kennt keine“, zitiert Franz Winter den Sprachwissenschaftler Friedrich M. Müller. Für Winter sind auch die Religionen miteinander verflochten. Religionsgeschichte ist Verflechtungsgeschichte, behauptet Winter bei seiner Antrittsvorlesung am 8. November im Grazer Universitätszentrum Theologie. Seit 2022 leitet er als Nachfolger von Claus Schedl, Karl Matthäus Woschitz und Ulrike Bechmann das Institut für Religionswissenschaft an der Grazer Theologischen Fakultät.

Seine Vorlesung widmet er den „Überreichweiten in der Religionsgeschichte“. Wenn etwa asiatische Religionen nach Europa transferiert werden, führt dies zu Unschärfen, Überlagerungen und transkulturellen Verlaufsbögen.
Winter konkretisiert dies am Beispiel der altindischen Upanishaden, einer Schrift aus dem Indien des 1. Jahrtausends vor Christus, die Antworten auf die großen Fragen geben will. In ihrem Ursprung ist sie eine sehr vielseitige Schrift.

Als die Upanishaden im Paris nach der Französischen Revolution ins Lateinische übertragen wurden, wurden sie anders wahrgenommen. Man sah in ihnen eine Weisheitsschrift, die eine ursprüngliche, nun auch christlich verstandene Einheitslehre vertritt. Der französische Orientalist Abraham H. Anquetil-Duperron stand hinter dieser Übersetzung.

Bei der Übertragung der Upanishaden ins Persische wiederum, im 17. Jahrhundert im nordindischen muslimischen Mogulreich vorgenommen, wurden sie auch als das „ursprüngliche Buch“ gewertet, in dem letztlich der Koran bereits enthalten sei.

Religionsgeschichte ist immer ein Ineinander unterschiedlicher Player, drückt Winter eine grundsätzliche Erfahrung aus. Heute sieht die Religionswissenschaft, wie sie auch in Graz gelehrt wird, ihre Aufgabe in einer sauberen kulturwissenschaftlichen Erfassung des Religiösen und der Religionen.

Ein Institut für Religionswissenschaft ist an einer Theologischen Fakultät keine Selbstverständlichkeit, hat Winters Grazer Fachkollegin Theresia Heimerl eingangs betont. Es brauche die Fähigkeit, zu differenzieren und zu verbinden. Genau dafür dankt Dekan Pablo Argárate dem Religionswissenschaftler, der die nötige geografische, sprachliche und historische Weite mitbringe und den sein Wiener Fachkollege Lukas Pokorny als Impulsgeber würdigt.

Herbert Messner

Zur Person

Univ.-Prof. Franz Winter
Univ.-Prof. MMag. DDr. Franz Winter leitet seit 2022 das Institut für Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Er studierte Klassische Philologie
und Theologie und wurde 2005 sub auspiciis praesidentis rei publicae zum Doktor der Theologie promoviert. Studien- und Forschungsaufenthalte führten ihn ins Ausland bis nach Tokio und Boston. Forschungsschwerpunkte sind religiöse Kontakte zwischen Europa und Asien, neureligiöse Bewegungen, Esoterikforschung, Religion und Medien, Islam und Moderne.
Das Institut für Religionswissenschaft wurde 1978 von Claus Schedl begründet.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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