Studientag
Gott ist immer im Werden

Studientag. Prof. Brigitte Enzner-Probst, feministische Theologin, evangelische Pfarrerin und „Gottespoetin“, arbeitete mit einer Gruppe von Frauen und einem Mann zum Thema „Die Schöpfung als Sakrament begreifen“. | Foto: HdF
  • Studientag. Prof. Brigitte Enzner-Probst, feministische Theologin, evangelische Pfarrerin und „Gottespoetin“, arbeitete mit einer Gruppe von Frauen und einem Mann zum Thema „Die Schöpfung als Sakrament begreifen“.
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Die Schöpfung als Sakrament begreifen – Studientag.

Um der Klimakrise angemessen und konstruktiv entgegentreten zu können, braucht es ein neues Bewusstsein für die Verbundenheit der ganzen Schöpfung und das Eingebunden-Sein des Menschen in den Kosmos. Diese These entfaltete die evangelische Theologin und Pfarrerin, Prof. Dr. Brigitte Enzner-Probst, bei einem Studientag – organisiert vom Fachbereich Pastoral & Theologie – im Haus der Frauen am 19. November.

Ausgehend vom Begriff des Sakraments wurde aufgezeigt, wie sich das Verhältnis Gott – Mensch und Schöpfung im Laufe der Geistesgeschichte gezeigt und verändert hat, und welche Einflüsse dazu führten, dass die Verantwortlichkeit für das Wohl der Schöpfung mehr und mehr aus dem Fokus der kirchlichen Verkündigung gerutscht ist. Das Heilige wurde zunehmend als das Nicht-Weltliche definiert und in den Himmel gehoben. Die Schöpfung, das Körperliche, die Emotionen wurden als hinderlich erachtet auf dem Weg zu Gott. Der Mensch als mit der Erbsünde behaftet muss sich aus dieser Verstrickung durch spirituelle Leistung befreien, so die evangelische Pfarrerin.

Ein Gegenbild zu diesem hierarchischen Modell stellte Enzner-Probst mit dem kosmischen Weltbild vor, das Gott als Mittelpunkt der gesamten Schöpfung sieht (Kreismodell).
Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen und Angela von Foligno bezeugen in ihren spirituellen Schriften und Zeichnungen eine ganzheitliche Spiritualität, die für heute richtungsweisend sein könnte: „Der ganze Kosmos ist schwanger mit Gott, und Gott geht schwanger mit der Welt.“.

Das Zweite Vatikanische Konzil legt ein neues Sakramentenverständnis vor: Die Kirche als ganze ist Sakrament, das „Grund-sakrament“, Zeichen der Präsenz Gottes, und Christus selbst ist die Anwesenheit Gottes auf der Erde, er ist das „Ursakrament“: Das Göttliche wohnt ein in der Schöpfung.

Und die Schöpfung ist nicht abgeschlossen, sie ist „in progress“, das Universum verändert sich, Gott ist immer im Werden. Daher ist auch alles in der Schöpfung zu würdigen, weil alles Kunstwerk Gottes ist.
Der Studientag mündete in eine Schöpfungsliturgie, bei der Elemente aus der Natur gewürdigt wurden als Mitgeschöpfe.

Marlies Prettenthaler-Heckel

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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