Weltsynode
Ein echtes Arbeitsdokument, das dem Prozess treu bleibt

Auf rund 70 Seiten bündelt das „Instrumentum Laboris“ viele 
Themen aus dem Synodalen Prozess in Form von Fragen. | Foto: Grager
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  • Auf rund 70 Seiten bündelt das „Instrumentum Laboris“ viele
    Themen aus dem Synodalen Prozess in Form von Fragen.
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Zur Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 erschien ein Arbeitsdokument.

Am 20. Juni wurde im Vatikan ein Arbeitsdokument (auf Latein „Instrumentum Laboris“) für die Generalversammlung der Bischöfe im Herbst 2023 veröffentlicht. Bei diesem „Instrumentum Laboris“ handle es sich, anders als bei früheren Bischofssynoden, um ein echtes Arbeitsinstrument, schreibt der Theologe Daniel Kosch auf dem theologischen Online-Feuilleton-Portal www.feinschwarz.at. Es knüpfe wirklich an die Ergebnisse des bisherigen Prozesses an.

Echtes Arbeitsinstrument

Das Dokument enthält nach einer Einleitung einen kurzen theologischen Teil und je fünf Arbeitsblätter zu den drei Schlüsselthemen „Gemeinschaft“, „Sendung“ sowie „Teilhabe, Verantwortung und Autorität“. Gegenüber früheren Dokumenten zur Synode 2021–2024 wurde die Reihenfolge der drei Begriffe umgestellt. Das Thema „Teilhabe, Verantwortung und Autorität“ und damit die strukturellen Fragen kommen zuletzt. Begründet wird dies damit, dass sich die Strukturen der Kirche an ihrem Sendungsauftrag orientieren und folglich daraus ergeben müssen. Die insgesamt 15 Arbeitsblätter enthalten jeweils eine knappe Einführung, eine Frage für die „Unterscheidung“ sowie eine ganze Reihe von „Anregungen für Gebet und vorbereitende Reflexion“, insgesamt rund 130 an der Zahl, was die Vielschichtigkeit der Themen sichtbar macht.

Großen Wert lege das Dokument auf die Methode des „Gesprächs im Geist“, das als „zukunftsweisender Weg für die synodale Kirche“ bezeichnet wird. Diese Methode solle auch die Arbeitsweise der Versammlung in Rom prägen: In den Gruppengesprächen sollen das offene, möglichst vorurteilsfreie Zuhören, der Austausch ohne Diskussion und „ohne uns in sofortige Lösungen zu stürzen“ sowie die gemeinsame Arbeit an einem „Konsens“ im Zentrum stehen, „bei dem jeder das Gefühl hat, dass dieser der Durchführung des Prozesses treu bleibt und sich somit jeder repräsentiert fühlen kann“. All dies stehe unter dem Motto „Der Protagonist der Synode ist der Heilige Geist“, fasst Kosch zusammen.

Positiv überrascht

Österreichs Bischöfe sind von diesem Arbeitsdokument, das auch bei ihrer kürzlichen Vollversammlung Thema war (siehe Seite 3), positiv überrascht. Die vielen Fragen, die in dem Dokument aufgeworfen werden, „sind tatsächlich die Fragen der Welt“, so Erzbischof Franz Lackner. Seien es die Themen Armut, Gerechtigkeit, Klimaschutz, Friede oder auch die Teilhabe der Frauen in der Kirche – alles läge auf dem Tisch und werde in Rom umfassend behandelt. Im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes gelte es, „offen zu bleiben auf mögliche Veränderungen hin“, so Lackner.

Das Dokument sei eine gute Synthese der Ergebnisse der sieben Kontinentalversammlungen und sehr hilfreich für die anstehende Arbeit, meint auch Kardinal Schönborn. Besonders weil das Dokument vieles in Form von Fragen formuliere und nicht in Form von Behauptungen, „und das ist das Stadium, in dem wir uns gerade befinden“, so Schönborn.

Als wichtige Neuerung durch den Synodalen Prozess empfinde der Kardinal „Zuhören und Stille“. Schönborn: „Sie glauben gar nicht, was das ausmacht, wenn drei Leute reden und darauf eine Zeit der Stille folgt. Das verändert das Klima. Was könnte das bewirken, wenn man das auch einmal im Parlament ausprobieren würde.“

K. GRAGER/KATHPRESS

Viele Fragen

Instrumentum Laboris. Auszüge aus dem Arbeitsdokument für die Synode.

Welche physischen und kulturellen Barrieren müssen wir zu Fall bringen, damit Menschen mit Behinderungen sich als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft fühlen können?

Die digitale Welt prägt heute das Leben der Gesellschaft. Wie kann die Kirche ihre Sendung darin noch wirkungsvoller erfüllen?

Die Kontinentalversammlungen des Nahen Ostens, Lateinamerikas, Ozeaniens und Europas sowie die Synthesen zahlreicher Bischofskonferenzen fordern, die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat neu zu überdenken. Ist es möglich, das vorzusehen, und in welcher Form?

Ist es möglich, wie von einigen Kontinenten vorgeschlagen, eine Reflexion zu eröffnen, ob die Regeln für den Zugang zum Priesteramt für verheiratete Männer zumindest in einigen Bereichen überarbeitet werden können?

Anhand welcher Kriterien kann sich ein Bischof bei der Ausübung seines Dienstes im synodalen Stil selbst bewerten und bewertet werden?

Welchen Raum hat das Wort Gottes in unseren Entscheidungsprozessen?

Auf welche Weise kann die Teilhabe von Frauen, jungen Menschen, Minderheiten und Stimmen von Randgruppen an Unterscheidungs- und Entscheidungsprozessen gefördert werden?

Wie kann das Hinhören auf das Volk Gottes bei der Durchführung von Entscheidungsprozessen in der Kirche auf allen Ebenen ihres Lebens zu einer gängigen Form werden?

Hier finden Sie das gesamte Dokument zum Nachlesen.

Auf rund 70 Seiten bündelt das „Instrumentum Laboris“ viele 
Themen aus dem Synodalen Prozess in Form von Fragen. | Foto: Grager
Im Vatikan wurde am 20. Juni das Arbeitsdokument für die Generalversammlung der Bischofssyn-ode im Herbst 2023 vorgestellt von Kardinal Jean-Claude Hollerich (l.), Erzbischof von Luxemburg und Generalrelator der Bischofssynode, und Kardinal Mario Grech (r.), Generalsekretär der Bischofssynode. | Foto: KNA
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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