Familie
Andere Länder, andere Sitten

Weintrauben sind neben Korn ein wichtiger Bestandteil der Erntedankgaben. Die Trauben verweisen auf den Wein, den Jesus beim Letzten Abendmahl verwendete. | Foto: pixabay
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  • Weintrauben sind neben Korn ein wichtiger Bestandteil der Erntedankgaben. Die Trauben verweisen auf den Wein, den Jesus beim Letzten Abendmahl verwendete.
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Bräuche und Feste sind sehr verschieden.

In unseren Breitengraden ist das Erntedankfest eine christliche Feier, die Anfang Oktober begangen wird. Geschmückte Kirchen sind fester Bestandteil der Festivitäten. Für die Erntedankgottesdienste werden mit Obst und Gemüse gefüllte Körbe, Brot und Getreide in die Kirchen gebracht. Erntekronen, aus Ähren gebunden, dienen als Schmuck. Nach der Feier werden die Nahrungsmittel an Bedürftige oder karitative Einrichtungen gespendet.

Ein typisches Erntedankmahl gibt es bei uns nicht – ganz im Gegensatz zum Thanksgiving in den USA. Gefeiert wird dieses am Donnerstag vorm ersten Advent. Auf den Festtagstisch gehört dort auf jeden Fall ein Truthahn. Thanksgiving erinnert an die Ankunft der ersten Siedler in Amerika. Der Legende nach war ihr Saatgut verrottet, als sie im Spätherbst den amerikanischen Boden betraten. Die Indianer halfen ihnen mit den „drei Schwestern“ Mais, Kürbis und Bohnen und sicherten damit ihr Überleben.

In Israel ist es Tradition, gleich zweimal im Jahr Erntedank zu feiern. Schawuot ist das erste Fest: 50 Tage nach dem Pessachfest freut man sich über das Einbringen der ersten Weizenernte. Im Herbst folgt das Laubhüttenfest Sukkot. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, als die Israeliten in Hütten aus Zweigen übernachten mussten. Sieben Tage lang verbringen Familien möglichst viel Zeit in ihren selbst gebauten Laubhütten. An den Abenden werden Lichter angezündet, und jedes Familienmitglied isst eine reife Frucht. Gemeinsam spricht man den Licht- und Dankessegen für die eingebrachte Ernte.

Afrika: Dank für das Grundnahrungsmittel Yams
Viel lauter geht es dagegen in den afrikanischen Ländern zu.
In Ghana beispielsweise feiert man das Yams-Fest am Ende der Regenzeit. Die Yamswurzel gehört hier zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln, und mit dem Fest freut man sich auf die bevorstehende Ernte. Dazu werden Schüsseln und Töpfe blank poliert, und auf den Straßen wird getanzt und gesungen.
Allerdings ist der Ursprung des Festes heute längst nicht mehr so präsent wie früher.

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ZUM NACHDENKEN


Erntedank – der älteste Brauch der Menschheit

Es ist Herbst: Die Tage werden kürzer, die Blätter färben sich bunt, die Bauern fahren die Ernte ein. Getreide, Äpfel, Birnen, Zwetschken …
Die Menschen bedienen sich seit jeher an den vielfältigen Gaben der Natur. Wenn die
letzten Früchte eingebracht sind, ist es an der Zeit, sich dankbar zu zeigen – wir feiern das Erntedankfest.
Dankbar für eine gute Ernte zu sein, ist ein uralter Brauch. Mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht entwickelten die Menschen die Überzeugung, dass ihr Überleben abhängig sei von der Natur oder Göttern, die diese beeinflussen können. Eine schlechte Ernte bedeutete Hunger, leere Vorratskammern und vielleicht sogar den Tod im kalten Winter. Deshalb gehört die Tradition, sich für eine gute Ernte mit Feiern und Opfergaben zu bedanken, zu den ältesten Ritualen der Menschheit.

Schon lange, bevor die Christen im dritten Jahrhundert zum ersten Mal das Erntedankfest feierten, brachten Ägypter, Griechen und Römer in der antiken Welt den Göttern der Fruchtbarkeit Opfergaben.
Die Germanen baten Thor um gutes Wetter im August für eine reiche Ernte. Für das Pferd Odins ließen sie ein Büschel Korn auf dem Acker stehen, und die letzten Früchte blieben als Opfergaben an den Bäumen hängen.
Bis heute danken die Menschen weltweit für einen guten Ertrag – für unser „täglich Brot“, für die Möglichkeit, satt zu werden, und für all die Nahrung, die uns die Natur gibt. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterveränderungen jedoch verdeutlichen nur zu gut, dass es alles andere als selbstverständlich ist, täglich an einem gut gedeckten Tisch zu sitzen.

Schorten/Deike

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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