Wort zum Sonntag von Dr. Prüller-Jagenteufel
Jesus stellt sich in die Reihe

Johannes weist hin auf Jesus, der größer ist als er und der in der Vollmacht Gottes kommt. Doch Jesus stellt sich in die Reihe der Menschen, die von der Erwartung des Gottesreiches erfüllt sind und sich als Zeichen ihrer Umkehr von Johannes taufen lassen.
Bild: Tafel vom Südportal des Baptisteriums beim Dom von Florenz von Andrea Pisano (ca. 1330-1336).  | Foto: KNA
  • Johannes weist hin auf Jesus, der größer ist als er und der in der Vollmacht Gottes kommt. Doch Jesus stellt sich in die Reihe der Menschen, die von der Erwartung des Gottesreiches erfüllt sind und sich als Zeichen ihrer Umkehr von Johannes taufen lassen.
    Bild: Tafel vom Südportal des Baptisteriums beim Dom von Florenz von Andrea Pisano (ca. 1330-1336).
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Zusammen mit dem ganzen Volk lässt sich auch Jesus taufen. Wie das? Jesus ist doch der, von dem Johannes der Täufer sagt, dass er mit Feuer und Heiligem Geist taufen wird. Dass also seine Taufe viel stärker ist als die bloß mit Wasser, die Johannes zu bieten hat. Johannes weiß sehr gut, wo sein Platz ist und dass er auf den Messias nur hinweisen kann. Er hat sich nie mehr angemaßt als das. Johannes weiß um die Bedeutung seines eigenen prophetischen Auftrags und zugleich um seine Vorläufigkeit, weil er genau weiß, dass er selbst noch nicht der erwartete Retter ist und sein kann. Im Evangelium am vergangenen Sonntag hat es über Johannes geheißen: „Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.“ (Joh 1,8)

Und dennoch geht Jesus nicht zu Johannes in die Wüste, um ihm die Schöpfkelle aus der Hand zu nehmen und die Menschen nun wirksamer und geisterfüllter zu taufen. Nein, er stellt sich in die Reihe, zusammen mit dem ganzen Volk, den ganz normalen Leuten, dem bunten Völkchen, das aus einer Mischung aus Neugier, Sensationslust und der tiefen Sehnsucht nach Gottes Heil zu Johannes kommt. Jesus reiht sich in diese Menge ein; ihre Sehnsucht macht er zu seiner, ihre Hoffnungen und ihre Freuden, ihre Ängste und ihre Trauer teilt er. Mit ihnen betet er. Und für ihn und für alle geht der Himmel auf.

Erneuerung auf einem gemeinsamen Weg

Das neue Jahr 2022 ist in der gesamten römisch-katholischen Weltkirche der gemeinsamen Suche nach einer erneuerten und verbesserten Synodalität in der Kirche gewidmet. Damit soll an möglichst vielen Orten und in der Kirche insgesamt ein entscheidender Schritt zu mehr Miteinander, zu einem klareren Zeugnis für die Gemeinschaft im Glauben und zu einer Überwindung der Geißel des Klerikalismus gelingen. Es soll ein gemeinsamer Weg (das bedeutet das griechische Wort „syn-odos“) werden, die Kirche auf der Höhe der Zeit zu erneuern. Die Quelle dafür ist das gemeinsame Priestertum der Gläubigen, zu dem alle Getauften berufen sind. Nicht der Priester macht die Kirche aus, sondern die Glaubensgemeinschaft.

Orientieren können sich alle dabei an Jesus, der uns vorgezeigt hat, was es bedeutet, priesterlich, prophetisch und königlich an und in der Welt zu handeln – nämlich z. B. für andere beten und ihnen den Weg zu Gott eröffnen; Unrecht anklagen und an einer besse­ren Welt mitbauen; sich um die Schwächeren sorgen und alle zum Fest einladen. Das ist Gottes Auftrag für alle, die zur Gemeinschaft derer gehören, die Jesus nachfolgen – ohne Unterschiede in Rang oder Wert oder Wichtigkeit.

Hilfreich sind für die ersehnte Erneuerung der Kirche dabei wohl auch die Haltungen von Johannes dem Täufer und von Jesus in dem Taufgeschehen am Jordan: 1) Keine*r von uns ist der Heiland selbst – das stellt uns alle auf die gleiche Stufe. Das zu bekennen ist die Basis des Miteinanders. Unser Auftrag ist, Zeugnis abzulegen für das Licht und für das Heil, das Jesus auch heute für alle Menschen bereithält. Ein achtsames Miteinander in aller Verschiedenheit und die Freude über das, was anderen an Gaben und Aufgaben geschenkt ist, bezeugt die versöhnende Macht Jesu wohl am besten. Und 2): Auch wer eine spezielle Aufgabe in der Gemeinschaft hat, soll sich ins Volk einreihen anstatt sich herausstellen. Ebenso soll die Kirche als ganze mitten unter den Menschen sein und ihre Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste aufnehmen. Wenn wir gemeinsam beten und auf Gott hören, wird auch für uns der Himmel aufgehen, damit wir Christus tiefer erkennen und uns als seine Schwestern und Brüder vereint in Gottes Wohlgefallen wiederfinden.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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