2. Advent: Bischof Alois Schwarz
Advent – Zeit der neuen Ordnung

Wenn die überkommene alte Ordnung zerbricht, dann bleiben wir doch nicht ohne Hoffnung. Der Prophet Jesaja führt uns das mit dem Bild vom Wurzelstock, aus dem neues Leben hervorwächst, plas­tisch vor Augen.	 | Foto: Elena_Alex – stock.adobe.com
  • Wenn die überkommene alte Ordnung zerbricht, dann bleiben wir doch nicht ohne Hoffnung. Der Prophet Jesaja führt uns das mit dem Bild vom Wurzelstock, aus dem neues Leben hervorwächst, plas­tisch vor Augen.
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Der Prophet Jesaja sieht, dass das König­reich Davids zerstört werden wird. Eine über Jahre dauernde Ordnung und Herrschaft geht dem Ende zu. Seine Prophezeiung ist vergleichbar mit dem Fällen eines Baumes. Ein Wurzelstock bleibt dann über. Jesaja spricht in seiner Prophezeiung im Bild des Wurzelstocks und möchte veranschaulichen, dass es einen neuen Trieb, eine neue Hoffnung aus diesem Wurzelstock geben wird. Er beschreibt diese neue Hoffnung, die in und durch Jesus die Menschen zu einem neuen Leben führen wird:
„Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“ (Jes 11,2)

Er möchte die Menschen an die Ordnung erinnern, an eine Ordnung, die nicht aus dem Menschen, sondern aus Gott kommt. Dieser Auftrag gilt auch für uns heute. Wie viele Dinge sind in unserer heutigen Zeit durcheinander geraten? Viele Dinge brauchen eine Erneuerung und ein neues Ordnen. Mit dem Messias kommt auch die göttliche Ordnung auf die Welt. Es ist eine Ordnung, die das „Sowohl-als-auch-Denken“ in sich trägt. Sowohl der Wolf als auch das Lamm haben ihre Daseinsberechtigung. Gemeint sind die Eigenschaften des Wolfes und des Lammes, die wir auch in der Unterschiedlichkeit der Menschen erkennen können. Diese Ordnung gibt Gott vor. In Jesus ruht der Geist Gottes. Das bedeutet, Jesus ist die göttliche Ordnung und durch sein Menschwerden bringt er sich selbst in dieser Ordnung auf die Welt.

Die göttliche Ordnung anerkennen

Genau dort, wo vieles durcheinander geraten ist, beispielsweise im Zusammenleben der Menschen untereinander, braucht es ein Anerkennen dieser göttlichen Ordnung, der Weisheit und der Einsicht im Umgang miteinander. Es ist hilfreich, den Rat Gottes zu hören und seine Stärke aufzunehmen. Dazu ist das Erkennen in der vertrauensvollen Hingabe eine wesentliche Haltung.

Freilich ist dieser Weg kein einfacher und deshalb möchte Paulus im Brief an die Römer, dass „wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben“. (Röm 15,4) Die schwierigste Aufgabe im Zusammenleben ist wohl das Aushalten der menschlichen Unordnung, das kann einerseits die äußere und andererseits die innere Unordnung sein, die uns zu schaffen macht. Dazu brauchen wir Geduld und sehr oft auch den gegenseitigen Trost und das Verständnis. Wir Menschen erkennen sehr schnell die Fehler bei den Anderen, die Schuldzuweisungen und das Abschieben der eigenen Fehler auf andere. Da heißt es dann „die Politiker/innen, die Kirche, die Lehrer/innen“ und so fort. Friede kann werden, wenn wir unser eigenes Anders-Sein wahrnehmen und akzeptieren, wenn wir Fehler eingestehen – vor uns selbst und vor anderen. Paulus fordert die Menschen auf: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!“ (Röm 15,7)
Im Matthäusevangelium lesen wir dann von Johannes, der die Menschen auffordert:
„Bereitet den Weg des Herrn!“
(Mt 3,3b)

Johannes der Täufer – der „Wegbereiter“ und Vorläufer Jesu

Johannes – er wird oft auch als Vorläufer genannt – gilt hier als der Hüter der göttlichen Ordnung. Wenn Jesus die göttliche Ordnung selbst ist, ist Johannes der, der diese Ordnung von uns Menschen einfordert. Er kennt seinen Platz. Er weiß, dass er zwar aus Gott stammt, nicht aber Gott selbst ist. Das macht er deutlich, wenn er sagt:
„Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszu­ziehen.“ (Mt 3,11)

Wir Menschen täten gut daran, wenn wir die Haltung von Johannes in unser Leben integ­rieren. Wie oft mischen wir uns in Dinge ein, die uns nichts angehen? Wie oft glauben wir, die Richtenden, die Be- und Verurteilenden sein zu müssen?

Der zweite Advent ermöglicht uns einen neuen Blick für die göttliche Ordnung. Wir dürfen uns darüber Gedanken machen, ob wir die Ordnung aus uns selbst bestimmen oder ob wir Gottes Ordnung in unser Leben auf- und annehmen wollen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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