Konzertkritik von Franz Reithner
Hommage à Josquin

Das Konzert fand in der Stiftskirche in Lilienfeld statt. | Foto: Von Bwag - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10156441
  • Das Konzert fand in der Stiftskirche in Lilienfeld statt.
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Exzellenten a cappella Gesang bot das zweite Konzert des Festivals „Musica Sacra“ in der Stiftskirche Lilienfeld: das Ensemble „L’ Ul­ti­ma Parola“ ließ Kompositionen des vor 500 Jahren verstorbenen Josquin Desprez und seiner Zeitgenossen Antoine Brumel, Pierre de la Rue und Loyset Compere lebendig werden. Die bedeutenden Veränderungen in ihrer Lebenszeit, in die nicht zuletzt die Entdeckung der „neuen Welt“ fiel, prägten auch ihre Kompositionen: die harmonischen Möglichkeiten, die die noch junge mehrstimmige Musik bot, weiterzuentwickeln auf ein neues Zeitalter hin, das sich „Renaissance“ nennen sollte.

Axelle Bernage, Alt, Bernd Fröhlich, Tenor und Leitung, Olivier Coiffet, Bariton und Guillaume Olry, Bass sind allesamt langjährige Mitglieder internationaler Vokalformationen mit reicher Erfahrung auf dem Gebiet der alten Musik. Ihre Stimmen verschmolzen zu einem beeindruckendem Gesamtklang, ließen aber auch die melodischen Linien durchhörbar werden, deretwegen die vokale Polyphonie ihres Programmes gerühmt wird. Ganz selbstverständlich nahm die Reinheit ihrer Intonation stö­rende Spannungen aus dem Gesamtklang, um so die volle Dramatik ausladender Melismen* und die komplexe Rhythmik der Musik wirken zu lassen. Nicht geringen Anteil am wunderbaren Erlebnis hatte die Architektur der Stiftskirche Lilienfeld, die den berührenden Klängen Raum gab und dennoch textdeutliche Aussprache nicht verunklarte.

Die Uraufführung der Auftragskomposition des Festivals, die Vertonung des Hymnus „O quam glorifica luce coruscas“ durch Thomas Daniel Schlee, fügte sich organisch in den Programmablauf ein, war es doch die erklärte Absicht des Komponisten, den bildreichen, mittelalterlichen Text in innige Klänge zu kleiden, ihn mit zarter Kolorierung behutsam emporzuheben. Ihm und den Ausführenden galt intensiver Beifall einer großen Besucherschar und des noch immer nachhörenden Rezensenten.
* Melisma: ornamentative Tonfolge oder Melodie, wobei auf einer Silbe oft viele Töne gesungen werden

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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