Ab Gloria in Osternacht
Über 20.000 Glocken läuten zu Ostern in Österreich

Die beiden jüngsten Glocken in der Diözese St. Pölten wurden 2023 für die Pfarrkirche Aschbach gegossen und im Rahmen eines Festes geweiht und aufgehängt. | Foto: Wolfgang Zarl
  • Die beiden jüngsten Glocken in der Diözese St. Pölten wurden 2023 für die Pfarrkirche Aschbach gegossen und im Rahmen eines Festes geweiht und aufgehängt.
  • Foto: Wolfgang Zarl
  • hochgeladen von Kirche bunt Redaktion

Über 20.000 Glocken ertönen in der Osternacht wieder in ganz Österreich. In der Karwoche bleiben die Kirchturmglocken traditionellerweise still: Dem Volksglauben nach „fliegen“ sie am Gründonnerstag nach Rom und kehren erst zum Gloria in der Osternacht zurück. Laut aktuellen Zählungen soll es in den österreichischen Pfarren genau 20.696 Glocken geben – jene der evangelischen Kirchen nicht mitgezählt. Die schwerste Kirchenglocke Österreichs ist die „Pummerin“ im Wiener Stephansdom mit mehr als 20 Tonnen Eigengewicht. Die wahrscheinlich älteste erhaltene Glocke Österreichs stammt aus dem 11. Jahrhundert und befindet sich in der Schatzkammer Gurk.

Nach dem Glockenverzeichnis der Diözese St. Pölten gibt es im Diözesangebiet 2.681 Glocken. Die größte Glocke hängt in der Stiftskirche Melk mit rund sieben Tonnen und einem Durchmesser von mehr als zwei Metern, sie wurde 1739 gegossen. Die älteste datierte Glocke wurde im Jahr 1200 gegossen und hängt im Turm von St. Martin/Ybbsfelde. Die beiden jüngsten Glocken wurden 2023 für die Pfarrkirche Aschbach gegossen und im Rahmen eines Festes geweiht und aufgehängt (Foto oben).

Die Glocken schweigen

Die Formulierung im Volksmund „Die Glocken sind nach Rom geflogen“ hat keine klare Begründung: Nicht überliefert ist, ob im Volksglauben sich die Glocken den päpstlichen Segen holen und mit der Osterbotschaft wiederkommen. Tatsächlich ist das Schweigen der Glocken ein Brauch, um die Tage des traurigen Leidens Jesu in Stille zu begehen. Analog zum Verhüllen von Kreuzen und Bildern, das als „Fasten der Augen“ gedeutet wird, soll der Verzicht auf den Klang von Glocken und Orgeln ein „Fasten der Ohren“ sein. Anstelle der Glocken werden in der Zeit der schweigenden Glocken von Ministrantinnen und Ministranten im Gottesdienst Klöppel oder Ratschen benutzt.

Uhrzeit, Gottesdienst und Sommerzeit

Das Glockenläuten zur vollen Stunde oder zu jeder Viertelstunde hat sich im Mittelalter entwickelt, als der größte Teil der Bevölkerung noch keine Uhr hatte. Bis heute läuten die Kirchenglocken traditionell vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen sowie während des Gottesdienstes bei der Wandlung. Je nach Region gibt es zudem ein „Freitagsläuten“ um 15 Uhr, das wöchentlich an das Karfreitagsgeschehen erinnert. Außerdem gibt es ein „Feierabendläuten“ am Samstag oder am Vortag eines Feiertags sowie ein Glockengeläut für Hochzeiten, Taufen oder ähnliche Feierlichkeiten.
Heute werden die allermeisten Kirchenglocken nicht händisch, sondern elektronisch bzw. digital betrieben. Daher stellt die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit – heuer in der Nacht auf den Ostersonntag – für die Kirchenglocken kein Problem dar. KAP/Red.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ