Von DDr. Ingrid Fischer
Oster-Kerzen 2020

Gläubige halten während der Auferstehungsfeier brennende Kerzen ein. | Foto:  SianStock – stock.adobe.com
  • Gläubige halten während der Auferstehungsfeier brennende Kerzen ein.
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Die öffentliche Jahresfeier von Os­tern – der Durchgang vom Tod zum Leben, von der Finsternis ins Licht Christi – musste heuer infolge der Covid19-Pandemie abgesagt werden. Dieses in der Geschichte der römischen Kirche beispiellose Vorkommnis folgte notwendig aus der auf medizinische Expertise gestützten und vor Wochen getroffenen Entscheidung, liturgische Versammlungen weitgehend auszusetzen. Was heißt das für den Gottesdienst der Kirche als „Quelle und Höhepunkt“ des gesamten kirchlichen Lebens (SC 10)?

Mehr Gottesdienste oder weniger?

In jeder großen historischen Krise – ob Krieg, Pest oder Erdbeben … – hat die Kirche sich stets mit vermehrten Gottesdiensten und intensiviertem Gebet ins Geschehen eingebracht. In Kenntnis der epidemologischen Zusammenhänge darf, ja muss sie auch heute zeitgemäß handeln – und dabei berücksichtigen: Liturgische „Versammlungen“ haben ein kritische Masse „von zwei oder drei“ (Mt 18,20); und: Es muss nicht immer Messe sein.

Keine Rückkehr ins Mittelalter

Die Zeiten, in denen Priester „privat“, „stellvertretend“ und „für das Volk“ möglichst viele Messopfer-Früchte zu erwirken hatten, sollten ebenso vorüber sein wie die (im Mittelalter aus Angst, unwürdig zu empfangen, ge­übte) Praxis der geistlichen Kommu­nion durch den bloßen Anblick der – „substantiell“ zum Essen und Trinken bestimmten – eucharistischen Gaben. Kirchenrechtlich zwar gedeckte „Geistermessen“ hinter verschlossenen Türen lassen deutlich erkennen, dass trotz gegenteiliger Beteuerungen liturgisch letztlich alles außer der priesterlichen Konsekrationsvollmacht entbehrlich ist.
Die Grenzen zwischen physisch, real und virtuell beginnen jedenfalls zu fließen, wie auch ein irritierend be­rührendes Beispiel aus dem schwer kriegsversehrten Syrien zeigt, das theologisch sicher noch zu reflektieren ist: ChristInnen folgen nach langer Entbehrung einem Internet-Got­tes­dienst und kommunizieren die vor den Lap­top gestellten Gaben Brot und Wein gläubig als Leib und Blut Christi…

Hauskirche, Glockengeläut und Kerzen im Fenster

Die Tagzeitenliturgie – als persönliches oder familiäres Stundengebet vertrauter denn als öffentlicher Got­tesdienst – ist der tägliche Gottesdienst der Kirche und feiert Tag für Tag (auch am Sonntag!) das Pas­cha­mysterium Christi. Die Erhörung der Bitten und Fürbitten am Morgen und Abend ist dabei nicht minder zu erhoffen als die einer Messintention. Am Sonntag könnte „eucharistisches Fasten“ (bis auf weiteres?) das Gebot der Stunde sein. Dank und Verbundenheit aber sei jenen SeelsorgerInnen gewiss, die in weit geöffneten Kirchen Bedürftige, Furchtsame und Trauernde persönlich und sakramental trösten, Kranke besuchen und Sterbende versehen, kleine und kleinste Gebetsgemeinschaften ermutigen und leiten… Für sie und alle uns Anvertrauten mögen die Glocken weiterhin konzertiert läuten und viele Oster-Kerzen im Fenster lichte Hoffnung auf das neue Leben sein.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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