Pfingsten
Der Heilige Geist – das Band der Liebe

Die Ausgießung des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest wird so nur in der Apostelgeschichte überliefert und gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Freskos von Ernst Deger im sogenannten Nazarener-Stil in der Kapelle des Schlosses Stolzenfels in Koblenz.
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  • Die Ausgießung des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest wird so nur in der Apostelgeschichte überliefert und gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Freskos von Ernst Deger im sogenannten Nazarener-Stil in der Kapelle des Schlosses Stolzenfels in Koblenz.
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Zu Pfingsten feiern Christen die Aussendung des Heiligen Geistes. Aber wie muss man ihn sich vorstellen? Versuch einer Annäherung in einem Gang durch die Theologiegeschichte.

Manchmal erweckt es den Eindruck, als würde der Heilige Geist im Leben von vielen Gläubigen gar nicht gut wegkommen. Vielleicht liegt das einfach daran, dass man ihn so schlecht fassen und begreifen kann. Zumindest landläufig ist das Wort Geist nicht unbedingt positiv konnotiert, sondern mag eher an ein Gespenst erinnern.

Und auch das neutestamentliche Zeugnis führt oft nicht unbedingt weiter: Dort heißt es, der Geist sei in Gestalt einer Taube auf Jesus oder in Feuerzungen auf die Jünger herabgekommen. Während die Taube mit ihrem Herniederfliegen vom Himmel auf das Herabkommen des Geistes von oben verweist, sagt das Bild der Feuerzungen etwas über das Wirken dieses Geistes aus: Wer den Geist empfängt, in dem beginnt der Glaube wie Feuer zu brennen, der kann gar nicht anders, als das Evangelium zu verkünden. Man kann den Geist daher als eine dynamische Kraft verstehen, die Menschen dazu befähigt, freimütig und offen Zeugnis zu geben von Christus, dem auferstandenen Herrn.

Taufformel und Kreuzzeichen bekennen den dreifaltigen Gott

Die ersten Christen haben sich über den Geist selbst noch recht wenig Gedanken gemacht; ganz selbstverständlich haben sie aus der Kraft des Gottesgeistes gelebt und die Sakramente gefeiert. Besonders die alte Taufformel „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ spielt in dieser Zeit eine sehr wichtige Rolle. Gemäß den letzten Versen des Matthäusevangeliums, das diese urchristliche Praxis schon reflektiert, ist dies der letzte Auftrag des auferstandenen Herrn. Das zusammengenommen zeigt: Der Geist steht auf einer Stufe mit Vater und Sohn, er gehört ganz unhinterfragt zum christlichen Gottesbild dazu.

Der Geist Gottes erscheint in der Bibel als säuselnder Wind und brausender Sturm, als Feuer und als Taube. Diese zeitgenössische Darstellung in der Herz-Jesu-Kathedrale in Skopje erinnert auch an eine Friedenstaube.
 | Foto: Harald Oppitz / KNA
  • Der Geist Gottes erscheint in der Bibel als säuselnder Wind und brausender Sturm, als Feuer und als Taube. Diese zeitgenössische Darstellung in der Herz-Jesu-Kathedrale in Skopje erinnert auch an eine Friedenstaube.
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Im vierten Jahrhundert änderte sich dies: Besonders in Ägypten und Kleinasien wurde die Göttlichkeit des Geistes mehr und mehr infrage gestellt. Einige Theologen waren der festen Überzeugung, dass der Geist nicht wie der Sohn Gott ist, sondern nur eine geschöpfliche Kraft. Die sogenannten Geistbekämpfer verglichen den Geist mit den Engeln, die ebenfalls nur Geschöpfe Gottes sind.

Streit um die göttliche Natur des Heiligen Geistes

In dieser Meinungsverschiedenheit positionierten sich die bedeutenden Theologen der damaligen Zeit eindeutig: Sowohl Athanasius von Alexandrien als auch Basilius von Caesarea betonten nachdrücklich die Göttlichkeit des Heiligen Geistes. Der Geist, so Athanasius, vollbringt Dinge, die weit über das Vermögen eines bloßen Geschöpfes hinausgehen. Und Basilius verweist auf eine Formel, die in den Gebeten der christlichen Gemeinden ihren Platz hatte: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.“

Der Heilige Geist steht bereits im Neuen Testament auf einer Stufe mit Vater und Sohn.

Demnach stehen Vater, Sohn und Geist auf einer Stufe und sind in gleichem Maße Gott. Die Streitigkeiten um den Geist wurden schließlich im Jahr 381 auf dem Konzil von Konstantinopel beendet. Die Bischöfe legten dort eine eindeutige Bekenntnisformel vor, die bis heute Bestand hat. Im großen Glaubensbekenntnis heißt es: „Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten.“ Damit wurde sehr deutlich ausgesagt, dass Vater, Sohn und Geist der eine Herr sind, dass der Geist eben Gott und nicht nur Geschöpf Gottes ist.

Auch nach dem Konzil von Konstantinopel haben sich noch zahlreiche bedeutende Theologen mit dem Geist auseinandergesetzt. Augustinus zum Beispiel, der über den Geist nachdachte und zu dem Schluss kam, dass der Geist den Vater und den Sohn in Liebe miteinander verbindet. Er hat den Geist daher als Band der Liebe bezeichnet. Da der Geist mit Vater und Sohn verbunden ist, wurde das Glaubensbekenntnis im siebten Jahrhundert um einen Zusatz erweitert, und zwar um das Bekenntnis des Glaubens an den Heiligen Geist, „der vom Vater und vom Sohn ausgeht“. Bis heute ist diese Einfügung, nach ihrem lateinischen Wortlaut auch „filioque“ genannt, einer der Gründe für die im Jahr 1054 letztlich vollzogene Trennung zwischen der Westkirche und den Ostkirchen.

Wenngleich auch bis heute immer wieder über den Heiligen Geist diskutiert wurde – die wichtigen theologischen Weichenstellungen sind schon in den ersten Jahrhunderten getroffen worden. Sie haben festgelegt, dass der Geist ganz und gar Gott ist und daher ebenso wie Vater und Sohn eine der Weisen ist, in denen sich Gott den Menschen offenbart und mitteilt. Fabian Brand / KNA

Die Ausgießung des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest wird so nur in der Apostelgeschichte überliefert und gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Freskos von Ernst Deger im sogenannten Nazarener-Stil in der Kapelle des Schlosses Stolzenfels in Koblenz.
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Der Geist Gottes erscheint in der Bibel als säuselnder Wind und brausender Sturm, als Feuer und als Taube. Diese zeitgenössische Darstellung in der Herz-Jesu-Kathedrale in Skopje erinnert auch an eine Friedenstaube.
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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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