Die Bergpredigt | Teil 5
Ein Zuspruch mit Geschmack und Würzkraft

 Gewürze am Basar, Jerusalem, Israel | Foto: christian Burri/Unsplash
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Von zu hohen Ansprüchen, Auszeichnungen und der Zumutung der Bergpredigt.

Aktuelle Entwicklungen wie Corona, Krieg, Klimakrise und die damit einhergehenden vielfältigen Gefährdungen werfen existenzielle Fragen nach einem friedlichen und geglückten Zusammenleben auf. Schmerzlich erkennen wir, dass Sicherheiten und Leitlinien fehlen. Nicht selten wird als Reaktion auf diese brüchig gewordenen Lebensumstände die Bergpredigt aus dem Matthäusevangelium zitiert. Verse wie „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ oder „Ihr seid das Salz der Erde“ kommen als Aufforderungen zum guten und richtigen Handeln, teilweise verbunden mit einem moralisierenden Unterton, rasch über die Lippen. Überfordert von oder frustriert durch die (zu) hohen Ansprüche dieser Forderungen, werden sie als utopisch oder unrealistisch zurecht zurückgewiesen.

Beglückwünschungen als Schlüssel
Wie können wir die am Beginn von Jesu „Lehre auf dem Berg“ stehenden Seligpreisungen (Matthäus 5,3–12) und die daran anschließenden Bildworte vom „Salz der Erde“ (Mt 5,14) und „Licht der Welt“ (Mt 5,16) deuten und sie als lebensrelevant für unser konkretes Tun erfahren?
Noch bevor von ethischen Weisungen die Rede ist, spricht Jesus in den Seligpreisungen eine umfassende Zusage aus: Heil, das Gott selbst wirkt. Nicht wegen Armut, Hunger oder Trauer werden diese Haltungen gepriesen, sondern im und trotz des erlebten Leids. Die heilsame Gegenwart Gottes wird gerade in bedrohten Situationen in besonderer Weise zugesprochen. Diese „Beglückwünschungen“ sind der Schlüssel zum Verständnis der Botschaft. Das Wort „selig“ – glückselig – verdeutlicht bereits die Umdeutung bisheriger Verhältnisse und Traditionen. Ohne Vorleistung und Forderungen nimmt Jesus die Hörenden in die größere Gerechtigkeit seiner liebenden Gegenwart hinein.

Prädikat „besonders wertvoll“
Im Anschluss an die Seligpreisungen sagt Jesus den Menschen zu, „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein. Diese Feststellung – nicht Forderung – drückt aus, dass Gott uns mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ auszeichnet und auch andere durch uns Geschmack am Leben finden können. Unser Leben bekommt dadurch einen unverwechselbaren Sinn. Dieses Zutrauen, das Gott uns entgegenbringt, gilt es zu entdecken und schließlich im konkreten Tun sichtbar zu machen. Wir leuchten sozusagen durch unser Sein und Handeln einen Weg aus, der auch das Leben anderer reich und wertvoll macht.
Die Bergpredigt wird immer eine Zumutung bleiben. Diese Zumutung muss ernst genommen werden und jeweils neu Bodenhaftung durch die konkrete Nachfolge erlangen. So besteht die gegenwärtige Herausforderung darin, die Würzkraft der christlichen Botschaft im Blick auf die aktuelle Situation im konkreten Tun zum Ausdruck zu bringen.

Seligpreisungen aktuell – oder wie würde es Jesus heute sagen?

Hunderte Schülerinnen und Schüler der Land- und Ernährungswirtschaftlichen Fachschulen Steiermark und der Fachschule für wirtschaftliche Berufe der Caritas haben im Unterricht ihr Verständnis der Seligpreisungen im Blick auf ihre aktuelle Situation neu verfasst. Sehr berührende Botschaften sind
daraus entstanden und wurden in Bibel-Kekse „ver-backt“.

Einige Beispiele:

Super sind die, die nicht alles mit einem Hintergedanken machen. Die sind echt cool drauf und haben es verstanden!

Heute will ich zuerst lieben und nicht fragen, ob der andere meiner Liebe wert und würdig ist!

Deine Offenheit erlaubt deinen Mitmenschen, sich von ihrer wahren Seite zu zeigen.

Weitere Botschaften finden Sie unter www.katholische-kirche-steiermark.at/bibelkekse

Dr. Inge Lang ist Referentin für Verkündigung und Glaube in der Diözese Graz-Seckau.

 Gewürze am Basar, Jerusalem, Israel | Foto: christian Burri/Unsplash
Dr. Inge Lang ist Referentin für Verkündigung und Glaube in der Diözese Graz-Seckau.  | Foto: Lang
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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