Wurzeln und Flügel

Der Mensch auf seinem Lebensweg. Aus einem neuen Buch mit Texten von Pfarrer Alfred Wallner.

Als Seelsorger stehe ich oft vor der Frage, was denn Mütter und Väter heute ihren Kindern für ihr eigenes Leben mitgeben können. Eine chinesische Weisheit gibt den Rat: Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln. Wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel.

Die wichtigste Wurzel wächst im Kind, wenn es Eltern erlebt, denen es sich anvertrauen kann, die es genau kennen und zu ihm halten; bei denen es ein Zuhause hat, auch wenn es Fehler macht, und wenn dieses Zuhause bleibt, wenn es fortgeht. Durch die Eltern merkt das Kind, dass es vertrauen kann, dass sein Leben geborgen ist. In der Liebe seiner Eltern spürt das Kind, dass es im Segen geborgen ist. Diese wichtigste Wurzel bedeutet: einander glauben, sich einander anvertrauen …

Einander glauben, einander vertrauen stärkt die Eltern. Für das Kind sind die Eltern die ersten Menschen, die es erlebt, die sich auch Gott anvertrauen, die zeigen, wie sehr Gott sie liebt. Die gemeinsame Wurzel des Vertrauens und Glaubens ermöglicht eine tragfähige Lebensbasis, damit Menschen in der nächsten Lebensphase wachsen können.

Die Eltern erleben mit ihren Kindern auf ihren Lebenswegen Grenzen; das sind Konflikte, Spannungen, Reibungen … Die Eltern sind berufen, den Kindern mit Liebe die Grenzen auch ihres Lebens zu zeigen, die Spannungen zu ertragen und die Konflikte mit dem Kind im rechten Augenblick mit Liebe zu lösen …

Was Eltern den Kindern sagen. Die Kinder leben uns vor, was unser Leben trägt: Mein Leben ist ein Geschenk; nehmt auch ihr es an, jeden Tag neu: Aber mit Dankbarkeit! Wer dankbar lebt, kann glücklich sein, kann spielen, feiern, singen … Gerade die wichtigsten Dinge des Lebens könnt ihr nicht kaufen: nicht die Freude, Vergnügen schon; nicht den Glauben, Versicherung schon.
Ich weiß mich geborgen bei lieben Menschen, weil ich ihnen ihre Liebe glaube: Könnt ihr so einander und vor allem Gott glauben? Ein Südländer, der die Art des Kindes bewahrt hat, schreibt uns tüchtigen Mitteleuropäern: „Euer Fließ hat die Bevölkerung der Welt mit Bewunderung erfüllt und manchmal mit Angst. Ihr habt euer Haus gebaut mit so viel Mühe, aber nun, da es fertig ist, seid ihr zu müde, um es zu bewohnen, und euer Herz ist traurig, weil eure Seele niemals Urlaub bekam, um zu singen, und eure Augen zu selten aufblicken durften, um mit den Kindern zu lachen.“

Gedenkband
„Mein Lebensweg, den Gott vollendet“
Texte von und über Pfarrer Dr. Alfred Wallner sind in einem Gedenkband unter obigem Titel erschienen; herausgegeben von Maria Elisabeth Aigner, Rainer Bucher und Anna Gläserer (Institut für Pastoraltheologie) und Gertraud Fließer (Angehörige) .
Erhältlich: vorbestellte Bücher am 28. November nach der Sonntagsmesse in Graz-Süd (ca. 11–12 Uhr).
Kontakt: werbreuss144@gmail.com,
Tel. 0664 5323874 (Werner Breuß) oder fliesser.gertraud@gmx.at (Gertraud Fließer).
Ab Dezember Buchhandlungen Moser und Gratia (derzeit online).

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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