Leserbriefe
Kirche und die Letzte Generation

Seit bald 34 Jahren bin ich Teil der katholischen Kirche. Ich war schon Ministrant und Jungschar-Gruppenleiter, war in der KJ, im Pfarrgemeinderat und im Auslandsdienst. Und seit fünf Monaten unterstütze ich den Aufstand der Letzten Generation. Rückblickend hat immer eines zum anderen geführt. Auch der Einsatz im friedlichen Widerstand fühlt sich wie eine logische Fortsetzung dieser Ehrenämter an.

Wer wie ich in die Kirche geht, hört immer wieder die Geschichte eines Menschen, der mit Gewohnheiten bricht. Jesus ist friedvoll, wird aber von den Traditionalisten als lästig und von den Herrschenden als gefährlich eingestuft. Wagt er es doch immer wieder, das Wohl der Menschen über Vorschriften zu stellen. Denn sein wichtigstes Gebot ist die Gottes- und Nächstenliebe. Wo er Partei ergreift, tut er das für die Schwachen und Ausgegrenzten.

Den Kollaps unseres Klimas zu verhindern, ist eine Frage der Nächstenliebe. Denn die Folgen unserer Untätigkeit werden die Schwächsten am härtesten treffen. Es werden jene besonders darunter leiden, denen teure Lebensmittel jetzt schon schlaflose Nächte bereiten. Meine Kinder sind drei und vier Jahre alt. Sie werden morgen für unsere Versäumnisse von heute bezahlen. Oder wir handeln.

Dieses Handeln einzufordern, indem man Straßen blockiert, irritiert. Doch als ich ernsthaft herausfinden wollte, warum diese Leute das tun, musste ich ihnen zuhören. Ich bin dabei Menschen begegnet, die zutiefst friedlich, aufrichtig und liebevoll sind. Sie hatten nicht nur überzeugende Argumente für mich. Sie haben mir Hoffnung gemacht. Nichts fühlt sich so richtig an, wie an der Seite dieser mutigen Menschen zu stehen. Denn mir scheint, ihr Protest lebt das, was mir von klein auf gepredigt wurde.

Bernhard Kogler-Sobl, Lieboch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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