Zuwendung am Lebensende

Die Normalität des Sterbens als Teil des Lebens möchten die TrainerInnen der Letzte-Hilfe-Kurse vom Hospizverein Steiermark vermitteln. | Foto: Dominik Lange/Unsplash
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Der Hospizverein Steiermark bietet in seinen Letzte-Hilfe-Kursen Wissen in Praxis und Theorie, um schwer Erkrankte oder Sterbende zu umsorgen und begleiten.

Schwer erkrankte und sterbende Menschen im eigenen Umfeld zu begleiten, kann verunsichern und herausfordern. Womöglich fragen Sie sich, was Sie für Ihnen nahestehende Menschen am Lebensende tun können, was deren Bedürfnisse sind und wie mit Problemen umgegangen werden kann.
Sterbebegleitung sei keine Wissenschaft, sondern praktizierte Mitmenschlichkeit, die auch in der Familie und Nachbarschaft möglich ist, so Beate Reiß, Trainerin für Letzte Hilfe. „Deshalb möchten wir allen interessierten Menschen Grundwissen an die Hand geben und ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden. Denn Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen“, erklärt sie.

Letzte Hilfe – was ist das? Es gehe nicht nur ums Sterben selbst, präzisiert die Diplomierte Sozialarbeiterin, sondern die Hilfen setzen schon früher an. Wenn ein Mensch schwer erkrankt, besonders mit der Aussicht, die Erkrankung nicht zu überleben, wirft das viele Lebensentwürfe und Pläne durcheinander. Entscheidungen müssen getroffen, existenzielle Fragen geklärt werden. „Wir sprechen auch über Patientenverfügungen, Vorsorgevollmacht und informieren über Anlaufstellen, an die man sich wenden kann, vor allem im Blick auf Pflege, palliative Betreuung und Hospizbegleitung“, beschreibt Reiß. „Wir möchten den Menschen die Scheu vor dem Thema Tod nehmen. Es ist wichtig, früh genug, auch ohne Anlassfall, mit dem Menschen in seinem nahen Umfeld über Wünsche oder Bedenken rund um das Lebensende zu sprechen.“ Die Normalität des Sterbens als Teil des Lebens ist eines der Hauptanliegen, das die TrainerInnen, allesamt erfahrene Hospiz- und PalliativmitarbeiterInnen, in dem vierstündigen Kurs vermitteln wollen.

„Wir thematisieren auch mögliche Beschwerden, die Teil des Sterbeprozesses sein können, und wie man bei der Linderung helfen kann“, so Reiß. Dazu gehört auch die Vermittlung von ganz praktischen Handgriffen, zum Beispiel bei der Mundpflege oder Ernährung. Letztes sei oft ein großes Thema bei Angehörigen, die Sterbende pflegen und begleiten, weiß Beate Reiß aus Erfahrung: „Zur Ernährung ist es wichtig, eine Sache zu erklären: Die Menschen sterben nicht, weil sie nicht genug essen und trinken – sie essen und trinken weniger, weil sie sterben.“ Das Wissen bringt vielen Erleichterung, die sich damit mühen, ihre schwer kranken Angehörigen ausreichend zu versorgen. Am Lebensende gehe es bei der Ernährung oft mehr um liebevolle Zuwendung. „Ein kleines Löfferl mit dem Lieblingsgeschmack“ könne schon ausreichen, so Reiß, um Menschen am Lebensende Aufmerksamkeit und Nähe zu schenken.

Viele Themenbereiche können im Rahmen des Kurses nur gestreift werden, um grundsätzliche Orientierung zu vermitteln, gibt Beate Reiß zu bedenken. „Die Teilnehmenden sind oft überrascht, wie schnell vier Stunden vergehen können.“ Für Interessierte bietet der Hospizverein Steiermark weiterführende Ausbildungen. Für die Letzte-Hilfe-Kurse, die steiermarkweit kostengünstig (regulär 10 Euro pro Person) angeboten werden, kann sich jeder anmelden – egal ob mit privatem oder beruflichem Interesse. Auch die Zeit nach dem Tod, Trauerreaktionen und beispielweise hilfreiche Rituale werden thematisiert. „Für viele Menschen ist es etwas Schönes, erleben zu dürfen, bei uns ganz frei über Tod, Sterben und Trauer sprechen zu können“, so Reiß.

Katharina Grager

Letzte-Hilfe-Kurse
Wenn schwere Krankheit, Sterben und Tod ins Leben treten, sind wir mehr als gefordert – oft auch überfordert. Letzte-Hilfe-Kurse wollen vorbereiten. Infos & Termine: www.hospiz-stmk.at oder bei Beate Reiß: Tel. 0650 / 57 87 142.

Die Normalität des Sterbens als Teil des Lebens möchten die TrainerInnen der Letzte-Hilfe-Kurse vom Hospizverein Steiermark vermitteln. | Foto: Dominik Lange/Unsplash
Sterbebegleitung ist für Beate Reiß vom Hospiz-Verein Steiermark praktizierte Mitmenschlichkeit, die jeder kann. | Foto: privat
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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