Sei So Frei
Zukunft selbst in Händen halten

Im Dorf Venile in Tansania sieht die Schule derzeit so aus. Der Kindergarten ist bereits gänzlich eingestürzt. Mit der Adventsammlung von Sei So Frei soll sich das ändern. | Foto: SSF
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  • Im Dorf Venile in Tansania sieht die Schule derzeit so aus. Der Kindergarten ist bereits gänzlich eingestürzt. Mit der Adventsammlung von Sei So Frei soll sich das ändern.
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Schulen für Afrika. Im Rahmen der heurigen Adventsammlung bittet Sei So Frei um Unterstützung für Bildungsprojekte.

Der Kindergarten im Dorf Venile ist eine Ruine. Katastrophale Regenfälle haben ihn 2019 zum Einsturz gebracht. Das Dorf im Uluguru-Gebirge im Osten Tansanias ist nur durch einen Fluss ohne Brücke erreichbar. Die Primary School in der Ortsmitte ist mittlerweile viel zu klein. Die Klassen sind überfüllt, und die Kinder müssen am Boden sitzen, weil zu wenige Bänke vorhanden sind. Die Lehrer wohnen neben der Schule in einfachen Zwei-Zimmer-Hütten, ohne fließendes Wasser und Toiletten. Elektrischer Strom ist nicht vorhanden.

„Ab 18 Uhr ist es hier das ganze Jahr stockdunkel“, erzählt uns ein Lehrer. Schulaufgaben zu verbessern sei ab dieser Zeit unmöglich. Ähnlich ist die Situation im etwa drei Stunden Fußmarsch entfernten Dorf Bunduki. Auch hier hat Starkregen eine Schule zerstört. „Ich musste die Kinder im Freien unterrichten. Sie kommen von weit her und haben oft Hunger und Durst. Da ist es gerade bei der drückenden Hitze nicht leicht, sich zu konzentrieren“, beschreibt Claire Itonga, eine Lehrerin aus Bunduki. Die Lage verbesserte sich, als die Regierung mit der tatkräftigen Unterstützung der Bevölkerung eine neue Schule errichtete. Doch auch hier gab es schnell Platzmangel. Diese zwei Orte spiegeln die Bildungssituation im ländlichen Tansania, dem Schwerpunktland von Sei So Frei Steiermark, wider. In manchen Regionen des Landes sind die Schulen gar in einem so schlechten Zustand, dass kein Unterricht stattfinden kann. Mehr als die Hälfte aller Schulen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Eine Schule als Hoffnung
In Tansania, einem Land mit der zweieinhalbfachen Größe Deutschlands, ist die Möglichkeit, in die Schule zu gehen, keine Selbstverständlichkeit. Viele Familien sind zu arm, um sich die Schule für ihre Kinder leisten zu können. Etwa 35 Prozent der Kinder schließen die Primary School (bei uns Volksschule) nicht ab. Mädchen sind dabei besonders betroffen. Die Arbeitskraft der Kinder wird zu Hause benötigt, der Schulbesuch und Schulmaterialien wie Hefte und Stifte sind zu teuer.

Sei So Frei plant mit den Spenden der Adventsammlung eine stabile Primary School mit Kindergarten, Solarpanelen und einer Wasserzisterne im Dorf Venile aufzubauen. „Die Kinder brauchen mehr Platz, um zu lernen. Ein Schulgebäude mit bescheidener Ausstattung ist genug und würde Familien und Kindern Hoffnung geben“, erklärt Emil Anastus, ein Koordinator unseres Projektpartners Medical Board. Das Gebäude soll geschützt auf einem guten Fundament stehen, dass es dem Starkregen in der Regenzeit Stand hält.
Weiters unterstützt Sei So Frei ein Stipendienprogramm mit Schulen für Afrika (siehe Spalte links), um zielgerichtet jungen Menschen eine gute Ausbildung und bessere Zukunft zu ermöglichen. Alphonce Yagala, der verantwortliche Koordinator des Programmes, erzählte uns kürzlich: „Ihr habt uns nicht einfach Geld gegeben, ihr habt uns die Möglichkeit gegeben, unser eigenes Geld zu verdienen.“

Thomas Klamminger


IM ORIGINALTON

Im September waren Gabriele und Hans Martin Rastl zuletzt vor Ort auf Projekt-besuch in Afrika. | Foto: privat
  • Im September waren Gabriele und Hans Martin Rastl zuletzt vor Ort auf Projekt-besuch in Afrika.
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Dankbarkeit und Sorge wegen gestiegener Schul-Gebühren

Es war vor rund acht Jahren im Jahr 2015, als uns Sr. Veronica Petri das erste Mal angesprochen hat, ob es möglich wäre, junge Menschen mit einem Stipendium zu unterstützen. Die bereits verstorbene Ordensschwester aus Morogoro erkannte sehr gut, was dringend gebraucht wird. Mit ihrem Aufruf haben wir dann gestartet. Seit damals wurde die Zahl der Stipendien kontinuierlich erhöht, und so sind es für das Jahr 2024 insgesamt 50 Empfänger, die mit einem Stipendium unterstützt werden. Diese hohe Zahl ist aber nur durch die gute Zusammenarbeit mit Sei So Frei möglich.

In Tansania gibt es Schulpflicht. Allerdings sitzen in einer öffentlichen Schule oft bis zu 120 Kinder in einer Klasse. Der Unterricht ist oftmals nicht regelmäßig, und eine individuelle Betreuung durch die Lehrer ist nicht schaffbar. Da die Kinder oft zu Hause auf dem Feld mitarbeiten müssen, können viele die Sekundarstufe nicht mehr besuchen. Durch ein Stipendium ist es den Kindern möglich, eine private Schule zu besuchen. Hier gibt es regelmäßigen Unterricht, und es sind nicht so viele Kinder in einer Klasse. Besonders begabte Kinder können auch gut gefördert werden. Unter den Absolventen sind Ärzte, Lehrer, Kindergartenpädagogen sowie Manager für Öffentlichkeitsarbeit.

Bei unserem Besuch im September dieses Jahres wollten uns immer wieder Schüler und Studenten treffen, die ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachten, jedoch auch ihre Sorge, weil die Anmeldegebühren und die Gebühren für die nötigen Zwischenprüfungen gestiegen sind. Gott sei Dank konnten wir bei vielen finanziellen Engpässen helfen. Aber dafür sind wir auch auf Ihre Hilfe angewiesen. Jeder kleine Beitrag hilft, um für Jugendliche aus armen Verhältnissen eine Ausbildung zu finanzieren.

Gabriele und Hans Martin Rastl koordinieren seit Jahren erfolgreich ein Stipendienprogramm in Tansania.

Schulen für Afrika
Nähere Informationen sowie einen Film zu den Projekten finden Sie im Internet unter:schulenfuerafrika.at

Wie Schulbildung in Afrika aussieht

Teuer und unzureichend sind viele Schulen in Subsahara-Afrika.

In Subsahara-Afrika leben mehr als ein Drittel der 67 Millionen Kinder unter elf Jahren, die weltweit keinen Zugang zu Schulbildung haben. Jene Kinder, die zur Schule gehen
können, halten die Zukunft in ihren Händen. Sie schätzen den Wert der Bildung, lernen
statistisch schneller als anderswo und geben der Gesellschaft besonders viel zurück.

Das verbreitetste Schulsystem in Afrika umfasst drei Schulstufen: Die Primary School entspricht unserer Volksschule. Nach sechs Jahren schließen die Kinder mit ca. zwölf Jahren ab. Danach folgt die dreijährige Junior Secondary School, die den Übertritt zur Senior Secondary School ermöglicht, die zwei bis
drei Jahre dauert und Voraussetzung für den Besuch einer Universität ist.

Schulweg: In ländlichen Gebieten oft zehn Kilometer und mehr zu Fuß. Schulbeginn meist 8 Uhr oder 8.30 Uhr. Davor müssen Kinder häufig Wasser holen oder Ziegen hüten. Oft machen sie sich erst gar nicht
auf den Weg zur Schule.

Schulessen: Sehr wichtiger Teil der Bildung, weil es oft die einzige Mahlzeit am Tag ist. Dennoch sind unter anderem die Essensbeiträge ein Grund, warum sich viele Eltern die Schule für ihre Kinder nicht leisten können.

Fächer: Lesen, Schreiben (meist nicht in der Muttersprache, oft ein Grund für Schul-abbruch), Mathematik, Religion, Geografie, oft Ökologie & Landwirtschaft, Gesundheit (Hygiene, Aids, Aufklärung, Ernährung).

Klassenzimmer: Meist aus Lehm & Stroh gebaut, richtige Stühle & Bänke sind selten. 40 bis 100 Schüler in einem Raum, oft nur eine Toilette ohne Wasser.

Schuluniform: Stolz, Zusammengehörigkeit und Gleichstellung. Sie ist ein wichtiger Teil der Identität der Kinder und Jugendlichen. Selbst wenn sie relativ teuer ist.

Schulkosten: Fast 50 % der Familien der Subsahara leben mit einem Einkommen von unter 460 Euro pro Jahr. Durchschnittlich 4,9 Kinder leben in einer Familie. Laut Schätzungen kostet die Primärschule (ohne Schulgeld) ca. 60 Euro pro Jahr und Kind (Materialien, Uniform, Zusatzkosten wie Essen), weiterführende Schulen ca. 500 Euro pro Jahr und Kind.

So können Sie spenden:
Sei So Frei – KMB Steiermark:
Betreff: Adventsammlung für Tansania
IBAN AT65 2081 5000 0095 4222
Online unter: seisofrei.at/spenden

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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