Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission
Vom 0,7-Prozent-Ziel weiterhin weit entfernt

Kirchenfachstelle übt Kritik an Österreichs Entwicklungsfinanzierung im Jahr 2020.

Enttäuscht über die Mitte April vorgelegten „ODA-Zahlen“ über Österreichs Entwicklungsfinanzierung im Jahr 2020 hat sich die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) gezeigt. Die öffentlichen Gelder für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) seien im Vorjahr „trotz fraglichen neuen Anrechnungsmethoden“ kaum gestiegen – von 0,28 auf 0,29 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Vom 0,7-Prozent-Ziel, einer seit Jahrzehnten uneingelösten Selbstverpflichtung, sei man weiterhin weit entfernt, kritisierte KOO-Leiterin Anja Appel.
Die kirchliche EZA-Fachfrau bezog sich auf die vom Development Assistance Committee (DAC) der OECD veröffentlichten jährlichen Zahlen der globalen öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA), die die Unterstützung für die nachhaltige Entwicklung in Ländern des globalen Südens widerspiegeln. Österreich biete dabei ein unrühmliches Bild. Appel hielt der Bundesregierung zugute, dass die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und der Auslandskatastrophenfonds zwar erhöht wurden, andererseits sei das Verharren auf einem so niedrigen Niveau weder ökonomisch sinnvoll noch moralisch vertretbar.
Andere europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich hätten gerade in Zeiten einer globalen Krise mehr Verantwortung gezeigt. Covid-19 habe schon jetzt die Entwicklungs-Bemühungen der letzten 25 Jahre „enorm zurückgeworfen und trifft die bisher schon geschwächten Staaten am härtesten“. Die KOO-Leiterin forderte einmal mehr einen klaren Pfad für Österreich, seinen internationalen Verpflichtungen gerecht zu werden und das 0,7-Prozent-Ziel endlich in Angriff zu nehmen.
KOO-Experte Martin Krenn machte auf „bedenkliche Entwicklungen in der Anrechnungspraxis der Industrieländer“ aufmerksam. In den vergangenen Jahren seien immer mehr Finanzinstrumente als Entwicklungszusammenarbeit anrechenbar, „die mit dem tatsächlichem Budgetaufwand der Geber-Länder nichts mehr zu tun haben“.
Kathpress

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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