Umfrage
Mitten im Wandel

Paul Zulehner, der emeritierte Wiener Pastoraltheologe, kommt bei seiner aktuellen Umfage zu dem Schluss: „Kirchenresiliente treten auf, nicht aus.“ | Foto:  Neuhold
  • Paul Zulehner, der emeritierte Wiener Pastoraltheologe, kommt bei seiner aktuellen Umfage zu dem Schluss: „Kirchenresiliente treten auf, nicht aus.“
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Wachsende „Kirchenresilienz“ zeigt eine derzeit laufende Online-Umfrage zum Strukturwandel in den Kirchen.

Der Wiener Theologe und Religionssoziologe Paul Zulehner leitet aus der Befragung die These ab, „dass wir mitten in einem Wandel von einer Priesterkirche zu einer Taufberufungskirche stehen“. Erste Daten der noch bis Ende März laufenden Umfrage würden zeigen, dass der Anteil jener entschiedenen Gläubigen steigt, die ihre Taufe „entschlossen annehmen“ und daraus ein „Engagement für die von Jesus ausgelöste Reich-Gottes-Bewegung“ ableiten. Sie würden auch das besitzen, was ein Erkennungsmerkmal einer angenommenen Berufung sei: Kirchenresilienz. Diese äußere sich in hoher Zustimmung zur Aussage: „Auch wenn mich manches in meiner Kirche(ngemeinde) irritiert, lasse ich mich von meinem Engagement nicht abbringen.“
Der emeritierte Wiener Pastoraltheologe zog auf seinem Blog eine erste Zwischenbilanz der Online-Umfrage, mit der er aktuell beschäftigt ist. Die Beteiligung daran sei „hervorragend“: Rund 6000 Personen hätten sich bereits zu Wort gemeldet – u.a. zu zwei offenen Fragen, wo man von den eigenen Erfahrungen in und mit der Kirche erzählen könne (https://survey.zulehner.org/index.php/398648?lang=de).

Bei seiner Sichtung der Daten sieht Zulehner die Hoffnung begründet, dass in immer mehr Kirchengemeinden Gläubige dazu bereit sind, ihre Berufung zur Christin bzw. zum Christen mit einem „Adsum“ (dt.: „ich bin bereit“) zu verbinden. 71 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden sagten über sich: „Gott braucht mich in seiner Kirche, damit der Lebensraum unserer Pfarre Reich-Gottes-förmiger wird: also gerechter, friedlicher, dankbarer, liebevoller.“ Nur 10 Prozent stimmten dem nicht zu. 73 Prozent wissen sich für ihr „Engagement von Gott berufen und der Gemeinschaft des Evangeliums ‚hinzugefügt‘.“

Viele Kommentare zeigten, dass eine solche Standfestigkeit heute höchst dringlich sei. Denn es gebe „gar viele Irritationen im kirchlichen Eigenbau“, so Zulehner. Mit Enttäuschung, manchmal auch „Christenwut“ werde auf geistlichen und sexuellen Missbrauch reagiert, auf gefühlte Diskriminierungen von Frauen, aber auch Menschen mit „diverser“ sexueller Orientierung, auf „unzeitgemäße, aber auch unehrliche Lebensform von Priestern“.

Kathpress

Kirchenresilienz
Gegen Missstände in der Kirche resilient zu sein „lähmt keinesfalls die Bereitschaft, Reformen zu fordern und zu betreiben“, weist der Theologe Paul Zulehner hin: „Gerade weil die taumelnde Welt und auch die gefährdete Demokratie eine Religion der Hoffnung braucht, die für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsteht, sollten wir auch bei innerem wie äußerem kirchlichem Gegenwind für Gott und seine Verheißungen öffentlich unverdrossen einstehen.“

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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