Mit eigenen Augen

Das Land der Gastfreundschaft – so nennen die Menschen im Senegal ihre Heimat. Die Herausforderungen des westafrikanischen Staates sind groß, doch die Menschen seien offen für Veränderung und Entwicklung, sind die ProjektpartnerInnen von Welthaus Graz überzeugt. | Foto: Zerche
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  • Das Land der Gastfreundschaft – so nennen die Menschen im Senegal ihre Heimat. Die Herausforderungen des westafrikanischen Staates sind groß, doch die Menschen seien offen für Veränderung und Entwicklung, sind die ProjektpartnerInnen von Welthaus Graz überzeugt.
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Solidarität gehört zur Lebensart im westafrikanischen Senegal. Gäste von Welthaus berichteten über die lokalen und globalen Herausforderungen des Landes.

Gastfreundschaft ist im Senegal ein hohes Gut: „Wir nennen es Teranga“, erklärt Noella Thiaw von der Hilfs-organisation Symbiose. Sie stammt aus der bäuerlichen Region Kaolack und ist Expertin für Wirtschaftsmanagement und Genderfragen. Das Land sei offen für Veränderung und Entwicklung, ist Noella überzeugt. Amady Sow kommt aus dem Süden des Senegal. Dort ist es sehr grün, und es wird Reis angebaut. Auch Tourismus ist verbreitet. „Bei uns kann man gut baden“, erzählt er. Der Senegal ist eine große Demokratie, erklärt der Experte für Regionalentwicklung von der senegalesischen Nicht-Regierungs-Organisation OFAD: „Wir teilen viele Werte mit dem Westen.“

Frauenrechte. Über ihren Projektpartner Welthaus Graz waren die beiden diesen Sommer in der Steiermark zu Gast. Im Gespräch mit dem „Sonntagsblatt“ erklärten Noella und Amady, warum der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf den Senegal hat und mit welchen Herausforderungen das Land schon vor Corona zu kämpfen hatte. Amady nennt zwei große Themen: den Klimawandel und die menschenrechtliche Situation. Die Gleichstellung von Frauen und Männern sei dabei ein wichtiges Thema. „Wir müssen dafür arbeiten, dass Frauen mehr Unabhängigkeit erlangen“, betont Amady. Besonders häusliche Gewalt und Vergewaltigung sind verbreitet. Gesetze gibt es, aber sie werden selten bis nie vollstreckt. „Wir brauchen internationale Unterstützung, damit die Mädchen und Frauen im Senegal ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen und so das Land positiv mitprägen können“, unterstreicht Noella.

Klima. Im Senegal gäbe es schon auch Klima-skeptiker, bejaht Amady, „die glauben, dass alles nicht so schlimm ist“, aber alle, die in der Landwirtschaft arbeiten, sehen es täglich mit eigenen Augen: „Die Regenzeit setzt viel später ein – manchmal erst im August“, erklärt er. Viele Gebiete werden zu Wüsten, und die Temperaturen steigen merklich. „Dieses Jahr hatten wir im Mai 46 Grad im Schatten. Das ist unerträglich“, warnt Amady. OFAD versucht die Lebensqualität der Menschen zu steigern, indem sie die Ernährungssicherheit fördert. „Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen genug Nahrungsmittel erzeugen können, um sich zu ernähren“, erklärt er. Dazu wird unter anderem Saatgut entwickelt, das mit den veränderten klimatischen Bedingungen besser zurechtkommt.

Krieg. Auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine beschreibt Noella als enorm. „Brot ist zum Beispiel teurer geworden, obwohl es weniger wiegt als vorher“, berichtet sie. Auch Treibstoffpreise und Stromkosten sind gestiegen. „Die Löhne steigen aber nicht. Bald werden sich viele die Lebenserhaltungskosten nicht mehr leisten können“, so Noella. Auch Baumaterialien werden knapp. „Zement oder Eisen sind quasi unerschwinglich geworden“, erklärt Amady. Die Lage am Immobilienmarkt spitzt sich zu. Dazu kommt die zunehmende Landflucht durch den Klimawandel. Die Abhängigkeit von der Landwirtschaft mit häufigeren Ernteausfällen treibt immer mehr Menschen in die Städte, was dort zu Sicherheitsproblemen führt.

Was die Bevölkerung im Senegal im Moment am dringendsten braucht? „Subventionen für die Grundnahrungsmittel durch die internationale Gemeinschaft“, damit die Menschen sich zumindest um ihr tägliches Brot keine Sorgen machen müssen, bittet Amady.

Klima im Senegal
Der Senegal liegt am Übergang der kargen Vegetation der Sahelzone im Norden zu den fruchtbareren Tropen im Süden. Es ist ganzjährig warm bis heiß. Die Regenzeit dauert üblicherweise von April/Mai bis Oktober/November.

Katharina Grager

Das Land der Gastfreundschaft – so nennen die Menschen im Senegal ihre Heimat. Die Herausforderungen des westafrikanischen Staates sind groß, doch die Menschen seien offen für Veränderung und Entwicklung, sind die ProjektpartnerInnen von Welthaus Graz überzeugt. | Foto: Zerche
Aus dem Senegal zu Gast in Graz waren Amady Sow (l.) und Noella Thiaw (r.) und berichteten von ihrem Heimatland.  | Foto: Welthaus
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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